
Das verspricht erzählerischen Zündstoff: Doch genau hierauf zielen die ersten sechs Folgen der neuen Serie überhaupt nicht ab. Stattdessen steht viel vom Auf und Ab des Klinikalltags an. Ein aufstiegsgeiler Schnösel-Oberarzt will den freundlichen, verwundeten Chef eigentlich ausbooten und hat insgeheim darauf gehofft, dass der niemals wiederkommt. Eine junge Kollegin (Nadja Bobyleva) tut sich sehr schwer, totkranken Patienten die letzte Hoffnung zu nehmen und ihnen schonungslos die Wahrheit zu sagen. Ein junger Mann muss in der Klinik seine Sozialstunden ableisten und lernt dabei etwas über Menschlichkeit. Und mittendrin steht Dr. Ballouz, lächelt und findet neue Kraft.

Vielleicht wäre ein klareres Bekenntnis zu einer seichteren Art der Unterhaltung also hier einmal der bessere Weg gewesen. Noch interessanter wäre hingegen eine intensivere Auseinandersetzung mit der Hauptfigur und ihren psychologischen Hintergründen gewesen – vor allem weil Hauptdarsteller Merab Ninidze diese Mischung aus einer nahbaren, freundlichen, sympathischen Figur mit den deutlichen Anklängen an eine tief sitzende Traurigkeit so gut gelingen.
Den äußeren Rahmenbedingungen nach urteilend, dürfte als Fazit unter dieser Kritik eigentlich nicht stehen, dass sich diese Serie kaum von bisher bekannten Medizin-Dramen unterscheidet. Denn dafür hat sie – zumindest auf dem Papier – zu viele Faktoren aufzuweisen, die in die entgegengesetzte Richtung deuten: Die schweren Krankheiten und Schicksale der Patientenfiguren machen die seichte Leistenbruchdramaturgie der Arztserien alter Schule zunichte, während noch dazu die Hauptfigur ein paar Traumata vor sich her schleppt. So ganz will man sich dann aber doch nicht auf diese Themen einlassen, sondern seriengerecht oberflächlich bleiben.
Das ZDF zeigt «Doktor Ballouz» donnerstags um 20.15 Uhr. Alle sechs Folgen sind bereits in der ZDF-Mediathek verfügbar.
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