Stab
Darsteller: Jasmin Gerat, Lenn Kudrjawizki, Jenny Meyer, Henning Vogt, Ralf Dittrich, Franz DindaRegie: Michael Kreindl
Drehbuch: Christoph Darnstädt
Musik: Titus Vollmer
Kamera: Anton Klima
Die Sache wird brisanter: Denn am nächsten Tag hat ein Feuer das Etablissement dem Erdboden gleich gemacht. In den verkohlten Überresten liegt eine zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche: die des Betreibers, ist sich Stascha sicher, und damit erhält der Fall für sie sofort eine persönliche Komponente. Denn der Nachtclubbesitzer war außerdem ihr Ex-Freund, der sie vor zwei Jahren Hals über Kopf in Zagreb hat sitzen lassen – in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit der Vergewaltigung ihrer Schwester.
Die üblichen Krimibausteine, mit denen die weitere Entwicklung aus dieser Grundsituation heraus erzählt wird, sind nun recht offensichtlich, wenn man Eins und Eins zusammenzählen kann, und werden von der neuen Folge des «Kroatien-Krimis» auch ziemlich stringent bedient: Stascha muss ihren vertrauten Kollegen Emil Perica (Lenn Kudrjawizki) einspannen, um ungestört in dem Fall ermitteln zu dürfen, der ihr natürlich auch persönlich extrem nahegeht. Staschas Schwester hingegen mauert sich zuerst bei allen Fragen völlig ein, sagt dann lange nie so ganz die Wahrheit, bis am Schluss doch die Karten auf den Tisch kommen. Auch die organisierte Kriminalität hat ihre Finger im Spiel – und die schweren Jungs in den Maßanzügen werden schließlich sogar zu Staschas Verbündeten, als die in dem ganzen Wust an psychischen Zumutungen nicht mehr weiterweiß.
Das emotionale Herzstück dieses Krimis soll aber die fehlende Aufarbeitung von Jennys Vergewaltigung sein, und hier leistet dieser Film leider viel weniger als er könnte. Stattdessen gestaltet er die Handlungsmotive der Figuren zu versimpelt gegensätzlich: Jenny will verdrängen und weiterleben, Stascha will aufarbeiten und konfrontieren und tritt ihr dabei ein ums andere Mal auf die Füße. Vielleicht liegt es daran, dass der Zuschauer schon viel zu früh ahnt, was hier wahrscheinlich alles nicht stimmen dürfte, vielleicht aber auch an der Tatsache, dass diese Geschichte vor der schmucken Adria-Kulisse viel zu schematisch und nebenbaustellig durchgepeitscht wird: Aber eine wirkliche emotionale Bindung kann man weder zu Staschas gebeutelter Schwester noch zu ihrer aufwühlenden Biographie aufbauen. Was die Frage aufwirft, wieso man ein eher eskapistisches Format (Stichwort: Urlaubskrimi in schönen Gefilden) dann mit so einem schweren Thema auflädt.
Das Erste zeigt «Der Kroatien-Krimi – Jagd auf einen Toten» am Donnerstag, den 22. April um 20.15 Uhr.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel