Stab
REGIE: Markus SehrDREHBUCH: Anke Winschewski, Niels Holle
KAMERA: Paul Pieck
SZENENBILD: Stefan Schoenberg
KOSTÜME: Elena Wegner
MUSIK: Tobias Wagner, Justin Michael La Vallee
PRODUZENTIN: Lynn Schmitz
DARSTELLER: Aljoscha Stadelmann, Moritz Führmann, Anna Firscher, Nicki von Tempelhoff, Aurel Manthei, Kim Riedle, Merlin Leonhardt, Julian Schmieder, Hanna Plaß, Kasem Hoxha
Der Schuss im Wald und das plötzlich Auftauchen seines alten Schulkollegen Andy Blome, darüber hinaus das spurlose Verschwinden des Försters: Für Koops sind dies zu viele Zufälle. Doch was soll er tun? Blome trägt die Kutte eines nicht verbotenen Vereins, er hat einen Grund (siehe Einleitung) für sein Auftauchen in der Stadt und Heiko hätte an diesem Morgen eigentlich seinen Scheidungstermin gehabt. Koops muss also davon ausgehen, dass dieser Heiko sich möglicherweise einfach nur vor genau diesem Termin gedrückt hat. Die Suche nach Heiko verläuft zumindest ergebnislos.
Nun hat der Rockerboss also Koops am Wickel. Das ist unerfreulich. Nicht nur ist ihm der vermeintliche Verräter entkommen, Andy ist eigentlich in seine Heimat zurückgekehrt, um hier, jenseits der großen Städte, den Deal seines Lebens abzuschließen. Victor Koslow, eine große Nummer der russischen Mafia in Berlin, will von Andy eine erquickliche Anzahl von Waffen erstehen. Koslow hat offenbar Ärger mit einem Clan in der Hauptstadt und anscheinend gedenkt er diesen Ärger offensiv beizulegen. Für Andy ist dies mehr als nur ein Geschäft. Es ist der Einstieg in die erste Liga. Dass ihm nun ausgerechnet ein Kleinstadtbulle in die Quere kommt, kommt ihm – ungelegen.
Aljoscha Stadelmann hat mit der Darstellung des Dorfsheriffs aus der niedersächsischen Provinz die Rolle seines Lebens gefunden. Die Rolle des unterschätzten Kleinstadtpolizisten ist dem bulligen Schauspieler aus Wuppertal auf den Leib geschrieben. Da sitzt der anständige Gesetzeshüter vor seiner kleinen Wache, in Jeans gekleidet, das Hemd unvorschriftsmäßig weit geöffnet, genießt die Stille und die Langweile – und dann passiert es. Mal kommt eine Fälscherin des Weges, die die italienische Mafia ins ländliche Idyll lockt, jetzt ist der Rockerboss, der ausgerechnet in diesem Kleinstadtidyll aufgewachsen ist und daher glaubt, den idealen Ort für seinen Deal gefunden zu haben. Leben die Filme zumeist davon, dass Koops aufgrund seines schlunzigen Auftretens und seinem Hang zur Bequemlichkeit gnadenlos unterschätzt wird, sieht dies in diesem Film anders aus. Der Rockerboss kennt Koops und weiß, dass man von diesen Äußerlichkeiten keine Rückschlüsse auf dessen Intelligenz und Intellekt ziehen darf.
Im Gegensatz zum letzten Spielfilm der Reihe, «Die Fälscherin», der seine narrative Qualität durch vollkommen überzogene, clowneske und dadurch lächerliche Gewalteinlagen konterkarierte und bestenfalls als halbgares Vergnügen überzeugen konnte, ist dieser Thriller straff inszeniert. Er hat durchaus amüsante Momente, die sich um Koops hochschwangere Kollegin Mette und ihren übervorsichtigen Ehemann, Koops besten Freund Heiner drehen – aber sie sind nur kurze helle Momente in einer ansonsten überraschend düsteren Story. Denn dieser Andy macht keine Gefangen. Dann ist da Bert, der nichts unversucht lässt, seinen Boss von seiner Loyalität zu überzeugen. Und da ist da auch noch Andys Freundin Jessie, die Gewalt offenbar nicht nur als Mittel zum Zweck betrachtet.
Die Inszenierung ist geradlinig, verheddert sich nicht in unsinnigen Nebenhandlung, nimmt sich ernst ohne Brüche, vergisst aber eben auch den Humor nicht. Darüber hinaus sind die kurzen Actionszenen schnörkellos inszeniert. Am Ende stellt sich lediglich die Frage, ob der gute Koops nicht langsam in eine Großstadt übersiedeln sollte. So richtig zur Ruhe kommt er in seinem kleinen Harz-Städtchen schließlich auch nicht...
Am Samstag, 15. Mai 2021 um 20.15 im Ersten.
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