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2012 war Glenn Close für ihre Männerrolle in «Albert Nobbs» nominiert, ausgerechnet die zwei Jahre jüngere Meryl Streep schnappte ihr das Goldmännchen als «Die eiserne Lady» weg, obwohl sie ja schon zwei Zuhause hatte. Auch 1983 waren Streep und Close für Oscars nominiert. Streep gewann als ‚Beste Hauptdarstellerin‘ für «Sophies Entscheidung», Close verlor als ‚Beste Nebendarstellerin‘ für «Garp und wie er die Welt sah» gegen Jessica Lange für «Tootsie». In der gleichen Kategorie trat Glenn Close in diesem Jahr gegen Amanda Seyfried («Mank»), Marija Bakalowa («Borat 2»), erneut Olivia Colman («The Father») und Gewinnerin Yoon Yeo-jeong («Minari») an.
Raus aus dem Sumpf der Abgehängten
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Anstatt ihren Enkel zu verwöhnen, zwingt sie ihn, sich an regeln zu halten und sich an der Schule an den Riemen zu reißen. Sie weiß, dass Bildung der einzige Weg für ihn ist, aus der Spirale der Armut herauszukommen. Jahre später hat J.D. (Gabriel Basso) tatsächlich die besten Chancen für eine Karriere als Manager. Doch die Vergangenheit holt ihn kurz vor einem wichtigen Bewerbungsgespräch wieder ein als seine Schwester Lindsay (Haley Bennett) anruft. Ihre gemeinsame Mutter wurde mit einer Überdosis Heroin ins Krankenhaus eingeliefert.
Die Schatten einer amerikanischen Erfolgsgeschichte
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Eine typisch amerikanische Erfolgsgeschichte à la ‚vom Tellerwäscher zum Millionär‘ könnte man meinen. In gewisser Weise stimmt das auch, aber um Anerkennung und Applaus geht es nicht. Vielmehr funktioniert «Hillbilly Elegy» wie ein Rückblick, um auf jene Amerikaner einer diesem Fall weißen Unterschicht aufmerksam zu machen, die jegliche Hoffnung auf ein Leben ohne Armut verloren haben. Menschen ohne Bildungschancen und Gewalterfahrungen in der eigenen Familie, die meist in die gleiche Abwärtsspirale wie ihre Eltern und deren Eltern geraten. Viele dieser ‚Abgehängten‘ haben Donald Trump 2016 zum Sieger der US-Präsidentschaftswahlen verholfen, weil sie sich vom amerikanischen Establishment längst nicht mehr gesehen wurden.
Im tragischen Kosmos einer Familie
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Howard, der Kinoerfolge etwa mit «Apollo 13» und «Illuminati» feierte und zuletzt mit «Solo: A Star Wars Story» leider etwas baden ging, kann sich dabei voll und ganz auf seinen Cast verlassen. Nicht nur Glenn Close brilliert, sondern auch Amy Adams («Justice League») kann mit ihrer unberechenbaren Mutterrolle, die sich zwischen Liebe und Hass verliert, überzeugen. Mit körperlicher Schönheit glänzt auch sie hier nicht. Und auch die beiden Darsteller der Hauptfigur - Owen Asztalos als junger, Gabriel Basso als älterer J.D. Vance – machen ihre Sache gut. Dass Howard damit auf zwei Zeitebenen permanent hin- und herwechselt, ist anfangs irritierend, macht dann aber Sinn, um die Zweifel, die Unsicherheit, den Mut und die Zuversicht von Vance herauszuarbeiten.
Fazit: Ron Howard schafft es sein Publikum emotional immer wieder einzubinden. Neben der Tragik funkelt hin und wieder auch etwas Leichtigkeit hervor, womit er stets knapp an der Grenze zur Gefühlsduselei vorbeischrammt.
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01.06.2021 03:15 Uhr 1