Anfang Mai schien für den ARD-Journalisten Robert Kempe alles glatt zu laufen, denn die UEFA bestätigte ihm die Akkreditierung für die anstehende Fußball-Europameisterschaft. Ende des Monats wurde ihm jedoch schriftlich mitgeteilt, dass „lokale Behörden eines Landes“ seine Akkreditierung nach einem „Hintergrund-Screening“ abgelehnt hätten. Dies verriet heute der WDR, der für die Übertragung der verschobenen Euro 2020 im Ersten federführend ist. Auf Nachfrage teilte der Fußball-Verband der ARD mit, es handele sich dabei um russische Behörden. Wie in München finden auch in St. Petersburg drei Gruppenspiele und eine Viertelfinalpartie statt.
WDR-Chefredakteurin sprach nun von einer „Einschränkung der Pressefreiheit, die für uns nicht akzeptabel ist“. „Robert Kempe ist ein exzellenter und unbescholtener Journalist. Wir fordern Russland dazu auf, für Aufklärung zu sorgen und unserem Kollegen freien Zugang zu den russischen Venues zu gewähren, damit er seiner Arbeit als Journalist vor Ort nachgehen kann“, so Ehni weiter. Eine Akkreditierung für die Fußball-EM ermöglicht zugleich ein vereinfachtes Visum-Verfahren. Der WDR bemühe sich nun um eine alternative Einreisemöglichkeit für seinen Kollegen, heißt es in einer Mitteilung weiter.
Eine mögliche Ursache für den Entzug der Akkreditierung könnte in den vergangenen Arbeiten Kempes liegen, der in verschiedenen Dokumentationen kritisch über Russland und die vergangene Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele berichtete. Zuletzt beschäftigte er sich Ende Mai in einem Film für die ARD «Sportschau» und im Podcast «Sport inside» mit dem russischen Staatskonzern Gazprom und dessen Verbindungen in den europäischen Fußball. Gazprom ist zugleich Anteilseigner des Fußballvereins Zenit St. Petersburg und einer der Sponsoren der heute startenden Europameisterschaft.
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