Die Kino-Kritiker

«A Quiet Place 2» - Wenn im Kinosaal Totenstille herrscht

von   |  7 Kommentare

Der Vorgänger spielte bei einem Budget von 17 Millionen US-Dollar rund 340 Millionen ein. Klar, dass nun eine Fortsetzung kommen musste.

Das Kino lebt von seinen Monstern. Meist sind es schrecklich aussehende Kreaturen, die wild um sich schlagen und furchterregende Schreie von sich geben. Mittlerweile ist es nach Riesenaffen, prähistorische Wiederauferstehungen und außerirdischen Varianten schwer geworden, sich immer wieder neue Spezies ausdenken zu müssen. Dem Schauspieler und Regisseur John Krasinski («13 Hours») ist es vor drei Jahren dennoch gelungen. In seinem postapokalyptischen Science-Fiction-Schocker «A Quiet Place» werden auf der Erde die letzten Überlebenden nach einer Invasion von Aliens gejagt. Diese sind blind, dafür aber verfügen sie über ein ausgeprägtes Gehör. Jedes geflüsterte Wort, jedes Geräusch wird so zu einer tödlichen Gefahr. Da ist auch im Kinosaal jedes Rascheln und jedes Räuspern verstummt - so sehr ist das Publikum in diese Welt eingetaucht, in der eine Familie nach einem geeigneten Versteck sucht. John Krasinski führte nicht nur Regie, sondern spielte auch den Familienvater, Emily Blunt («Sicario»), mit der er auch im echten Leben verheiratet ist, seine Ehefrau. Mit einem Budget von 17 Mio. Dollar war «A Quiet Place» gewiss ein preiswerter Film, weltweit spielte das Horrorszenarium jedoch mehr als 340 Mio. Dollar ein. Eine Fortsetzung war nie angedacht, und doch ist sie entstanden und kommt mit 16-monatiger Verspätung nun endlich doch noch auf die große Leinwand – dorthin, wo große Monsterfilme nun mal hingehören.

Die Courage einer Mutter und ihrer Kinder
Nachdem sich Lee Abbott (John Krasinski) geopfert hatte, ist Evelyn Abbott (Emily Blunt) auf sich allein gestellt, um für sich und ihre drei Kinder einen neuen Unterschlupf zu finden. Die gehörlose Regan (Millicent Simmonds) und ihr kleiner Bruder Marcus (Noah Jupe) haben gelernt, wie sie sich in dieser menschenfeindlichen Umgebung verhalten müssen. Das neugeborene Baby hingegen muss ein Beatmungsgerät tragen, damit sein Geschrei abgedämpft wird. Ihre Reise führt sie zu einem vermoderten Industriegelände, wo sie auf einen weiteren Überlebenden treffen. Emmett (Cillian Murphy) ist ein Einzelkämpfer, der nach dem Verlust seiner Liebsten jedoch jede Hoffnung verloren hat und glaubt, dass das Ende der Menschheit nicht mehr aufzuhalten ist. Evelyn weiß nicht, inwieweit sie Emmett trauen kann. Derweil will Regan unerlaubt einem Radiosignal nachgehen, das zu weiteren Überlebenden führen könnte und vielleicht die einzige Rettung bedeutet. Doch es kommt, wie es kommen muss: Die blinden Kreaturen machen auch dieses Versteck ausfindig und greifen auf der Stelle an.

Das Spiel mit den Urängsten
Während es im ersten Teil noch darum ging, die Farm, in der die Abbotts ein neues Zuhause zu finden hofften, wie eine Festung auszubauen und zu verteidigen, wird die Fortsetzung zunächst wie ein Roadmovie durch dystopische Landschaften eingeführt. Aber das Drehbuch, an dem Krasinski ebenfalls wieder mitgewirkt hat, musste dann doch noch etwas mehr bieten als eine vielleicht nicht endende Odyssee. Weshalb mit Cillian Murphy («Inception») zunächst eine neue männliche Figur eingeführt wird und die Story anschließend zweigeteilt wird, indem wir zum einen der Mutter auf dem Industriegelände beiwohnen und zum anderen der Tochter auf ihrer Suche begleiten. Damit kann der Spannungsbogen tatsächlich noch ein bisschen erweitert werden, denn die Grundidee wurde ja bereits im ersten Teil ausgereizt und kann in der Fortsetzung kaum noch für Überraschungen sorgen. Dennoch funktioniert die tonale Verknüpfung aus absoluter Stille, minimalen Geräuschen und dem plötzlich auftretenden Gekreische der Aliens auch beim zweiten Mal sehr effekt- und wirkungsvoll. Da gibt es wieder etliche Schockmomente und die Zuschauenden werden ein weiteres Mal voll in den Bann gezogen - so als würden sie sich selbst in höchster Gefahr befinden. Letztlich ist es das Spiel mit den Urängsten, die jedem Menschen angeboren sind, obwohl wir in unserer zivilisierten Welt gar keine Angst mehr vor großen Tieren haben müssten, die uns nachts überfallen und fressen könnten.

Das Kino als Ort der Katharsis
«A Quiet Place 2» beginnt mit einem spektakulären Donnerschlag. Weil John Krasinski diesmal gewiss doch etwas mehr Geld zur Verfügung stand, wird uns die vernichtende Invasion der Aliens aus der Sicht der Familie Abbott rückblickend vor Augen geführt. Eine gespenstische Einführung, entstanden zu einer Zeit als noch nicht die Rede von Corona war und die Welt noch insoweit in Ordnung schien, dass Pandemien bis dato nur im Kino stattfanden. Nun hat uns die Realität eingeholt mit der Erkenntnis, dass die wahren Monster mikroskopisch kleine Viren sein können, die unseren Organismus von innen befallen. Doch je unruhiger die Zeiten, desto größer die Sehnsucht nach phantastischen Filmen, in denen uns der Kampf mit großen Monstern vorgeführt wird. Mit der Wiedereröffnung der Kinos werden schon in den nächsten Wochen weitere Spektakel dieser Art folgen von «Godzilla vs. Kong» über «Monster Hunter» bis hin zu «Dune». Das Kino als Ort der Katharsis, um uns unseren Ängsten zu stellen und wieder Mut zu fassen. Ein dritter Teil von «A Quiet Place» ist auch schon angedacht, ob John Krasinski und Emily Blunt wieder mit dabei sein werden, ist aber noch offen.

Fazit: Die Fortsetzung von «A Quiet Place» ist zwar nicht mehr so originell, aber das Spiel mit den Urängsten geht auf und die bedrückende Endzeitstimmung garantiert auch diesmal wieder einen fesselnden Science-Fiction-Horrorthriller.

«A Quiet Place 2» ist ab Donnerstag, den 1. Juli 2021, im Kino verfügbar.

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Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
Torsten.Schaub
30.06.2021 12:29 Uhr 1
Nun, nachdem der erste Film viele Lokiglöcher gerade im Showdown aufwies und man sich fragte, warum in solch einer Situation ein Kind geboren werden muss, ist die Fortsetzung doch etwas besser geraten.

Man bekommt hier nun auch mal die Vorgeschichte präsentiert, worauf ich sehr gespannt wird. Allerdings so ganz Logisch kommt auch diese nicht rüber und man fragt sich unweigerlich, ob man etwas verpasst hat. Viel zu abgehackt und viel zu schnell passiert hier eine Invasion wo den Machern wohl selber nichts eingefallen ist. Aber sei es drum, man schaut weiter. Zugegeben, es gibt ein paar recht spannende Momente im Film und auch etwas mehr Action als im Vorgänger. Etwas vorhersehbare Situationen sind bei solchen Filmen jedoch Standart. Enttäuschend ist allerdings das abgebrochene Ende, was natürlich auf einen weiteren Film vorbereitet und der kommen soll.

Alles in allen eine recht solide Fortsetzung wo aber schon einiges nicht so überzeugt wie die Werbung uns vorgaukelt. Es ist kein schlechter Film, aber auch kein echtes Highlight. Wer den ersten Film mochte, wird sicherlich die Fortsetzung mögen, doch wer den Film mal objektiv sieht, erkennt wieder etliche Schwächen.
Scotti
30.06.2021 13:03 Uhr 2
Logiklöcher gibt es immer, mal sehen, wie es wird. Werde ihn morgen Abend im Kino sehen, freue mich, nach einem Jahr wieder ins Kino zu können :D
Neo
30.06.2021 18:52 Uhr 3

Cool. Viel Spaß :D
Scotti
01.07.2021 12:48 Uhr 4
Gracias :D vorausgesetzt, mein Test davor heute Abend ist negativ :')
Sentinel2003
01.07.2021 23:48 Uhr 5
Tja, von der EX - QM Kino Kritikerin Antje auf ihrer HP vollig verrissen.... :relieved: :hushed:
Scotti
02.07.2021 18:22 Uhr 6
Mir sind Kritikermeinungen eh egal, ich habe fast immer eine andere Meinung :grin: Hab sie auch nicht gelesen. Ich fand, Teil 2 hatte ungefähr das Niveau von Teil 1. Schade natürlich, dass John Krasinski (bis auf die tolle Anfangsszene) logischerweise nicht mehr dabei ist. Cillian Murphy ist eh top, er als einziger (wichtiger) neuer Charakter hat völlig ausgereicht :grin: Und er hatte ja auch ne ziemlich große Rolle für den Film. Hätte mir vielleicht mehr Szenen mit Emily Blunt gewünscht, fand die Storyline von Cillian Murphy und dem tauben Mädchen interessanter. Das Ende hätte auch besser sein können. Dass es höchstwahrscheinlich einen dritten Teil geben wird und dass man das Ende etwas offener lässt, ist ok, aber vielleicht hätte man einen zufriedenstellenderen Abschluss finden können. Aber das ist leichte Kritik auf hohem Niveau. Die Szenen mit den Monstern waren gut gewählt, auch schön, dass man öfters wieder in die Rolle des Mädchens geschlüpft ist, wenn es keinen Ton gab. Natürlich kann man auch wieder über evtl. unrealistische Szenen streiten, in denen ein Charakter genau im richtigen Moment kommt, um jemanden zu retten.

Insgesamt bin ich zufrieden :grinning:
Sentinel2003
04.07.2021 22:42 Uhr 7
Mir eigentlich auch....solange ein Film von Kritikern allgemein frontal verrissen wird, gerade dann interssiert der mich. O:-)
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