Die 20er sind ein Lebensjahrzehnt, in dem meist besonders viel passiert: zumindest, wenn man nicht nur jung, sondern auch gebildet und entsprechend mobil ist. Denn dann kann man, etwa wie Hanna (Banafshe Hourmazdi), nach Berlin ziehen und dort nicht nur Literaturwissenschaft studieren, sondern auch jede Menge schöne und interessante Frauen daten. In sechs jeweils zehn- bis fünfzehnminütigen Kurzepisoden stellt «Loving Her», das coronakonform produziert wurde und die Pandemie auch in ihren Handlungsbogen einfließen hat lassen, eine Epoche aus Hannas Beziehungsleben vor und zeichnet damit ein authentisches und vor allem überzeugend gefühlvolles Portrait einer jungen Frau auf der Suche nach ihrer Identität, Zukunft und Liebe.
Das klingt kitschig, funktioniert aber auch auf einer ganz sanften und berührenden Ebene, wenn es – wie in diesem Format von MadeFor Film – richtig gemacht wird: Die Geschichte beginnt mit Hannas Jugendliebe Franzi (Lena Klenke), mit der sie schon im Gymnasium zusammengekommen ist und gemeinsam nach Berlin zum Studieren zieht. Doch ihre Persönlichkeiten passen im neuen Leben anscheinend nicht mehr zusammen: Hanna ist eine Partymaus und findet überall schnell Anschluss, Franzi dagegen ist schüchtern, zurückhaltend und will auf jeder Party schon um neun Uhr nachhause. Das gegenseitige Ignorieren der Gefühle der anderen führt schließlich zur Trennung, eine handlungsarme Wendung, die Regisseurin Leonie Krippendorff betont szenisch reduziert und dadurch in all der Traurigkeit sehr gefühlvoll und fast schön inszeniert.
Auf Franzi folgt das komplette Gegenteil: eine selbstbewusste, überzeugte und auch fordernde junge Frau namens Lara (Emma Drogunova), bei der es fast so wirkt, als hätten Franzi und Hanna die Rollen getauscht: Denn jetzt ist Hanna die, der das ausschweifende Party-Leben mit Koks und schweineteurem Gin Tonic in Hipster-Bars nicht mehr ganz geheuer ist.
Mit gewissen Variationen ist es also jedes Mal die gleiche Geschichte, die uns «Loving Her» präsentiert: Doch weil es diese Serie auf eine Entwicklung anlegt, in deren Rahmen Hauptfigur Hanna an ihren Beziehungen zu ihren Freundinnen und auch an sich selbst wächst, wird das niemals langweilig, sondern ermöglicht es den Zuschauern vielmehr, immer neue Facetten an ihr zu entdecken, wodurch sie zu einer sehr eindringlichen Figur in diesem kurzweiligen und prägnanten Serienstück wird. Neben Leonie Krippendorffs gefühltem Regieauge glückt das insbesondere auch durch die starke Hauptdarstellerin Banafshe Hourmazdi und ihre sehr charmante Präsenz, mit der sie sich auch für längere Projekte empfiehlt.
ZDFneo zeigt 6 Folgen von «Loving Her» am Stück am Samstag, den 3. Juli ab 21.40 Uhr.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
28.06.2021 08:11 Uhr 1
Sorry, aber ich empfinde diesen Satz als extrem rassistisch.
Eine Frau macht Berlin unsicher, Punkt.