Schuster, bleib‘ bei deinen Leisten! An diesen Spruch hat sich Paul W.S. Anderson stets gehalten und ist damit bisher immer gut gefahren. 1995 verfilmte der britische Regisseur mit «Mortal Kombat» sein erstes Computerspiel, was damals noch alles andere als gang und gäbe war. Nach zwei Science-Fiction-Filmen («Event Horizon» und «Star Force Soldier») widmete sich Anderson 2002 erneut einem Computerspiel und kreierte mit «Resident Evil» bis 2016 eine der erfolgreichsten Zombie-Filmreihen. Seine Hauptdarstellerin Milla Jovovich lernte er bei den Dreharbeiten nicht nur kennen, sondern auch lieben. Einige Jahre später führte er sie zum Traualtar und suchte nach dem Ende von «Resident Evil» ein neues Vehikel für sie. Was lag da näher als ein weiteres Computerspiel, in dem Jovovich erneut die Actionheldin geben darf. «Monster Hunter» erschien bereits 2004 bei Capcom. Ein Videospiel, in dem man Monster jagt und sich aus den Fell-, Knochen- und Schuppenresten der erlegten Untiere eigene Rüstungen und Waffen bastelt. In Japan ist «Monster Hunter» das erfolgreichste Videospiel aller Zeiten, weshalb der zweite Star neben Milla Jovovich ein Asiate sein musste. Die Wahl fiel auf den Thailänder Tony Jaa, Stuntman, Regisseur und Schauspieler, der hierzulande vor allem durch die Martial-Arts-Filmreihe «Ong-Bak» bekannt geworden ist.
Verschollen in einer gottverlassenen Welt
Als Anführerin ihres Militärcorps trägt Artemis (Milla Jovovich) eine große Verantwortung. Auf der Suche nach einer verschollenen Einheit in der Wüste gerät sie mit ihren Soldaten in einen plötzlichen Sandsturm. Als er sich legt, finden sie zwar die Wracks der vermissten Kameraden, aber auch riesige Skelette wie es sie auf der Erde gar nicht geben kann. Zeit zum Überlegen bleibt nicht, denn nur wenige Sekunden später werden sie zur Zielscheibe eines gigantischen Wurms, gegen den sie mit ihren Waffen nichts ausrichten können. Sie verstecken sich in einer Höhle, aber auch hier bleibt ihnen keine Verschnaufpause, als riesige Spinnen aus allen Richtungen herankrabbeln. Ein weiteres Mal bleibt ihnen nur die Flucht, wobei einer nach dem anderen dran glauben muss. Schließlich bleibt nur noch Artemis übrig, weil sie aus der Ferne von einem Fremden (Tony Jaa) beschützt wird. Ein sogenannter Hunter, der es gelernt hat, zu überleben. Er zieht die verletzte Artemis in seinen Unterschlupf. Zuerst herrscht Misstrauen zwischen den beiden, aber schließlich wird ihnen klar, dass sie nur gemeinsam eine Chance haben. Die größte Gefahr geht vom Raketenwurm aus, den sie aber mit dem Gift der Spinnen erledigen können. Doch sie sind nicht die einzigen Monster Hunter in dieser gottverlassenen Welt.
«Mad Max» trifft «Tremors»
Was Klamotten, Kulissen und Karossen betrifft, erinnert «Monster Hunter» ein wenig an «Mad Max». Ein Endzeitdesign vor karger Wüstenlandschaft, mit dem sogleich ein düsteres Stimmungsbild der Hoffnungslosigkeit abgegeben wird. Neu ist das nicht, und auch Riesenwürmer, die zuerst den Boden beben lassen, bevor sie mit einem Satz herausschießen, oder Kreaturen, die das Sonnenlicht meiden, sind dem geübten Science-Fiction- und Fantasy-Filmgucker aus Klassikern wie «Dune – Der Wüstenplanet» (1984), «Tremors – Im Land der Raketenwürmer» (1990) oder «Pitch Black – Planet der Finsternis» (2000) bestens bekannt. Nun ist Anderson gewiss kein Visionär mit eigenem Stil, aber er kennt seine filmischen Vorbilder und weiß, sie handwerklich zu kopieren und zu variieren. Somit ist «Monster Hunter» auch das, was es sein will: Eine solide Monstershow mit eindrucksvollen Special Effects, brachialen Gewaltszenen und Ekel-Momenten, bei denen man nur angewidert den Kopf zur Seite dreht. Milla Jovovich und Tony Jaa müssen dafür keine menschliche Tiefe zeigen, auch wenn das hin und wieder durch erzwungene Dialoge über Familien und Freundschaften erzwungen wird. Vielmehr müssen die beiden aber durch Körpereinsatz glänzen, und damit es auch Martial-Arts-Sequenzen gibt, kämpfen beide erst einmal gegeneinander. Das macht zwar wenig Sinn, weil man doch froh sein sollte, in einer menschenverachtenden Welt auf Artgenossen zu treffen, sieht aber gut aus.
Hellboy ist auch dabei
Die nicht gerade ausgeklügelte Story erzwingt schließlich einen Ortswechsel, um Abwechslung ins Spiel zu bringen und die Protagonisten auf Touren zu bringen. Ein von Blitzen und dunklen Wolken umhüllter Turm ist der auserkorene Sehnsuchtsort der beiden geschundenen Monster Hunter. Dort soll sich das Portal befinden, um sie wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Einige Hürden müssen wie bei einem Computerspiel üblich dabei noch übersprungen werden, und kurz vorm Ziel steht plötzlich «Hellboy» vor ihnen. Nicht wirklich, und doch freut man sich den coolen «Hellboy»-Darsteller Ron Perlman vor sich zu haben, der von seinen Gefolgsleuten natürlich mit Admiral angesprochen wird und die größte Axt auf dem Rücken trägt, um bösen Bestien den Kopf abzuschlagen. Nur seine blonde Perücke wirkt etwas aufgesetzt, was Perlman aber mit flotten Sprüchen wieder wettmachen kann. Hier bekommt die Story nochmals einen kleinen Schlenker, um aufschlussreiche Informationen über diese höllische Parallelwelt ans Publikum weiterzugeben. Aber sogleich wartet auch schon die nächste Attacke, und das Ende ist so angelegt, dass eine Fortsetzung unbedingt erforderlich ist. Schließlich will uns Milla Jovovich auch die nächsten zehn Jahre als Action- Amazone erhalten bleiben.
Fazit: Eine düstere Parallelwelt, fiese Kreaturen und Menschen mit vielen Muckis. Die richtige Mixtur für eine Monstershow, die nicht mehr will als gruselerprobte Filmfans zu unterhalten.
«Monster Hunter» ist in den deutschen Kinos zu sehen.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
06.07.2021 12:15 Uhr 1
06.07.2021 12:53 Uhr 2
Abgesehen von der Gameplaymechanik und Grafikqualität (Clipping, etc), die mich nicht wirklich anspricht (ist halt Geschmackssache), hab ich auch immer ein bisschen Mitleid mit den Monstern, die man ja vor allem aufgrund der notwendigen Items abschlachtet um immer besser zu werden. Ja, sind nur Spiele und das sind rein fiktive Kreaturen, aber komisch finde ich es trotzdem