
Dann kam irgendwann Cooper (Mike Vogel), ein smarter, gutaussehender, netter und freundlicher Mann, der, wie auch sie, etwas Verbindlicheres wollte, als sich mit ihr nur zwanglos die Nächte zu vertreiben. Ein riesiges Haus in einem Vorort, zwei Kinder und eine berufliche Auszeit später hat sich dann bei Billie eine furchtbare Ödnis eingestellt. Mit das Schlimmste: Cooper ist langweilig im Bett geworden. Und so denkt sie zurück an ihre alten Liebhaber und das ausschweifende Nachtclub-Leben.

Während man bei Männern dann noch sagt – naja, der muss sich auch noch als treusorgender Familienvater in seiner Freizeit die Hörner abstoßen dürfen – und bei vereinzelten Seitensprüngen bisweilen eher nachsichtig ist, wie das in den meisten Seifenopern der Fall sein dürfte, trifft die Frauen ein deutlich härteres Urteil, wenn sie sich auch noch in den Fesseln der Ehe austoben wollen: Du bist doch jetzt Mutter.
Diese Fesseln könnte die neue Netflix-Serie «Sex/Life» endlich einmal sprengen und seinem Publikum vorführen, dass sich ein Angekommensein im Vorortleben und ein ausschweifendes und befriedigendes Sexleben, ein Nebeneinander der Rollen als Mutter zweier Kinder und Partymaus nicht ausschließen müssen. Doch das gelingt ihr leider nicht, weil sie sich von Anfang an in einer zu einfach gedachten Entweder-oder-Dualität verrennt, die erzählerisch ausschließlich von dieser Gegenüberstellung leben will und daraus ihre Handlung strickt: Billie träumt ihrem „vergangenen“ Leben nach, geht wieder in Clubs und nimmt Kontakt zu anderen Männern auf. Der Rest der Serie verläuft dann leider so banal wie all die Vorgängerformate, deren Hauptfiguren sich am Ende zuverlässig für das Heimchen am Herd anstatt die sexuell zügellose Femme Fatale entschieden haben. Das Ergebnis ist leider so gähnend langweilig wie Billies Liebesleben.
Die Serie «Sex/Life» ist bei Netflix zu sehen.
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