Die Kino-Kritiker

«Fast & Furious 9» – Neues Abenteuer mit den verrücktesten Autofahrern der Welt

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Mit einem Jahr Verspätung geht der neue Teil an den Start. Erneut führte Justin Linn Regie, der dies schon bei mehreren Ausgaben tat.

«The Fast & Furious» gehört zu den erfolgreichsten Kinoserien der Filmgeschichte und mit dem nunmehr neunten Teil wird sogar ein runder Geburtstag gefeiert. Denn vor 20 Jahren sind Vin Diesel und Paul Walker (†40) mit ihren frisierten Fahrzeugen das erste Mal über den Asphalt gerast. Mehr als 200 Mio. Dollar spielte «The Fast and the Furious» damals ein. Doch für die Fortsetzung stand Diesel 2003 nicht mehr zur Verfügung, weil ihm andere Filmprojekte wichtiger waren. Für einen Cameo-Auftritt als Dominic Toretto im 3. Teil, «The Fast and the Furious: Tokyo Drift» (2006), ließ er sich nur überreden, um im Gegenzug die Rechte an seiner Figur Riddick aus dem Science-Fiction-Film «Pitch Black» (2000) zu bekommen. Damit hatte der Kalifornier eigentlich aufs falsche Pferd gesetzt, denn seine Fans wollten ihn nicht als Weltraumkrieger Riddick erleben, sondern als Turborennfahrer Dominic Toretto. Zum Glück hat der glatzköpfige Star das schnell erkannt und seit dem vierten Teil, «Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile.», ist er als Produzent maßgeblich an den Fortbestand der Filmserie beteiligt. Die Erfolgszahlen sprechen für sich. Mit jedem neuen Teil wird das Einspielergebnis des vorherigen Films erneut übertrumpft. «Fast & Furious 8» spielte 2017 weltweit mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar ein. «Fast & Furious 9» geht mit einjähriger pandemiebedingter Verspätung nun endlich an den Start, um auch diesen Rekord wieder brechen zu wollen.

Blutige Bruderliebe
Die Zeiten illegaler Autorennen liegen weit zurück, und auch seine Agentenkarriere will Dominic Toretto (Vin Diesel) endgültig an den Nagel hängen. Zukünftig zählt nur noch seine Familie, zu der nicht nur seine Frau Letty (Michelle Rodriguez), mit der er einen kleinen Sohn hat, gehört, sondern auch seine Schwester Mia (Jordana Brewster) und die Kumpels Roman (Tyrese Gibson) und Tej (Ludacris). Aber es kommt alles ganz anders, als plötzlich sein verschollener Bruder Jakob (John Cena) auftaucht, der leider nichts Gutes im Schilde führt. Denn er hat sich mit einem größenwahnsinnigen Milliardär (Thue Ersted Rasmussen) verbündet, der in den Besitz einer Superwaffe kommen will, um nicht weniger als die Welt beherrschen zu wollen. Auch die Cyber-Terroristin Cipher (Charlize Theron) ist darin verwickelt, was es Dom und sein Team umso schwerer macht, die Gefahr abzuwenden. Glücklicherweise taucht der totgeglaubte Han (Sung Kang) wieder auf, während Dom in seine Vergangenheit kramt, um zu erforschen, warum sein Bruder und er sich einst entzweit haben.

We are Family
Wenn die Zutaten gleichbleiben, ist es eigentlich egal, wie platt der Plot ist. Das trotzdem fast zweieinhalb Stunden für das neunte Höchstgeschwindigkeitsspektakel veranschlagt wurden, liegt daran, dass Regisseur Justin Lin, der bereits die Teile 3 bis 6 inszenierte, den ebenso immer größer werdenden Cast unter einen Hut bringen muss. Darunter Hollywood-Ikonen wie Kurt Russell («Die Klapperschlange») als Mr. Nobody, Helen Mirren («Die Queen») als Queenie Shaw und Charlize Theron («Atomic Blonde») als Schurkin Chiper, die aber diesmal meist aus einem Glaskasten agieren muss, in dem sie gefangen gehalten wird. Die «Fast & Furious»-Family wächst weiter, trotz des Verlustes des 2013 durch einen Autounfall verunglückten Paul Walker und des Ausstiegs von Dwayne Johnson, der zuletzt seinen eigenen «Fast & Furious»-Spin-off «Hobbs & Shaw» bekam. Was vermutlich auch damit zu tun hat, dass es bei einem Actionfilm mit zwei Alpha-Männchen auch hinter den Kulissen oft ordentlich gekracht haben muss. Nun ist Vin Diesel wieder alleiniger Anführer einer Truppe, die mit ihren aufgemotzten Karossen wieder die unglaublichsten Kapriolen vorführen. Aber genau das macht die «Fast & Furious»-Filmreihe aus: Irrsinnige Autojagden, gewaltige Explosionen und am Ende liegt eine Menge Blech herum. Dass die Protagonisten dabei meist mit wenigen Kratzern glimpflich wegkommen, versteht sich von selbst. Denn um physikalische Gesetze schert man sich bei «Fast & Furious» einen Dreck. Inszeniert wird das, was cool aussieht, und gern werden dafür auch die Möglichkeiten der Computeranimation genutzt.



Diesmal geht’s hoch hinaus
«Fast & Furious 9» ist also wieder mal reines Show-Kino mit der in Pflicht, mit jedem neuen Film noch eins draufsetzen zu müssen. Diesmal will Justin Lin aber wirklich hoch hinaus und schießt einen umfunktionierten Sportwagen bis in den Weltraum. Das ist so abgefahren und so übers Ziel hinaus, dass es schon wieder Spaß macht. Ansonsten scheint alles beim Alten zu bleiben: Vin Diesel darf den sensiblen Macho mimen, Kameradschaft und Familiensinn werden großgeschrieben und am Ende wartet das versöhnliche BBQ im Garten. Und doch hat sich was verändert: Während die Frauen in den ersten Teilen allein schmückendes Beiwerk waren, um ihre sexy Körper sich auf den Kühlern der Superautos zu räkeln, sind sie im neuen Film ganz bewusst mehr am Actiongeschehen beteiligt. Michelle Rodriguez machte davon sogar ihre Zusage abhängig, ebenso Helen Mirren, die verlangte, selbst ans Steuer zu dürfen, um zu zeigen, wie sich eine Frau durch den Straßenverkehr schlägt.

Fazit: Auch beim 9. Teil der «Fast & Furious»-Filmserie bleibt bei den Autojagden jegliche Logik auf der Strecke. Darauf lässt man sich aber gern ein, weil nur die Schaueffekte zählen und nicht Passanten, die bei den gefährlichen Fahrmanövern gewissenloser Raser ums Leben kommen würden, wenn man das alles für bare Münze halten würde.

Der Film wird in allen Kinos gezeigt.

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