Die Olympischen Sommerspiele – es ist das Highlight in der Karriere eines jeden Breitensportlers. Aber auch für Ikonen wie Dirk Nowitzki zählt das Großevent zu seinem absoluten Karriere-Highlight. Der ehemalige Basketball-Spieler war Fahnenträger bei den Spielen in Peking 2008. Am Freitag werden Beachvolleyballerin Laura Ludwig und Wasserspringer Patrick Hausding als erstes gemeinsames Fahnenträger-Duo auf Nowitzki folgen und mindestens genauso stolz sein, wie der Würzburger damals. Das ZDF überträgt die Eröffnungsfeier, die von Bela Rethy kommentiert und – wie alle Wettbewerbe – ohne Publikum im Stadion stattfinden wird, ab 12:10 Uhr live. Tags zuvor, also am heutigen Donnerstag, fanden dann schon die ersten Wettbewerbe statt, darunter auch das olympische Fußballturnier, an dem auch Deutschland teilnimmt. Klar, dass der andere deutschen Olympia-Sender Das Erste das Spiel der deutschen Elf gegen Brasilien (Gold-Medaillen-Gewinner 2016) live und in voller Länge zeigt. Auch in den kommenden Wochen wird der Herren-Fußball eine durchaus prominente Rolle in den Übertragungen einnehmen.
Das darf durchaus hinterfragt werden, schließlich steht Trainer Stefan Kuntz alles andere als dessen Wunschelf zur Verfügung – bei allem Respekt vor den nominierten Spielern. Die Olympischen Spiele scheinen offenbar für Profi-Fußballer und deren Vereine nicht wichtig genug zu sein. Außerdem gab es in den zurückliegenden Wochen durchaus genug Fußball im Fernsehen während der UEFA Euro 2020. Anders als der Breitensport war der Fußball von der Corona-Pandemie zudem nicht so sehr betroffen. Daher möchte man den Sendern zurufen: „Zeigt die kleineren Helden!“ Diejenigen, die durch die Verschiebung der Olympischen Spiele 2020 besonders gebeutelt wurden. Diejenigen, die das Aussperren der Zuschauer besonders trifft, da so Olympia vermutlich nur halb so schöne Momente zaubert, immerhin gilt: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Und mit Fernsehkameras lässt es sich nicht so gut teilen, wie mit jubelnden Massen im Stadion.
Die Corona-Situation in Japan und besonders in Tokio wirkt sich auch auf die übertragenden Sender aus. So hat das ZDF angekündigt, dass nur ein kleines ZDF-Team in Tokio im Einsatz ist. Die Berichterstattung wird aus dem National Broadcast Center auf dem Mainzer Lerchenberg gesteuert, das gemeinsam von ARD und ZDF genutzt wird. Ähnlich verfuhr man auch während der Europameisterschaft. Ein Großteil der Wettbewerbe wird von dort kommentiert. In Tokio hat das ZDF ein Glasstudio an der Tokyo Bay errichtet, aus dem sich Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne im Wechsel melden und mit Experten über die Wettbewerbe sprechen. Der Mainzer Sender sendet in der Regel von zirka 23:45 Uhr nachts bis 17:00 Uhr am Nachmittag, was der Zeitverschiebung von sieben Stunden geschuldet ist.
Das Highlight dürfte neben der linearen Berichterstattung im Fernsehen vor allem die Online-Präsenz des Mainzer Senders sein, der bis zu zehn parallele Livestreams an den Wettkampftagen bietet. Somit dürfte neben den Fußballballern auch genug Raum für die übrigen Randsportler sein – wenn auch nur online. Zu kurz kommen sie aber auch im Fernsehen nicht, denn während der Spiele wird das «heute journal» um 15 Minuten verlängert, um einen Olympia-Block einzubauen.
Ähnlich verhält sich auch Das Erste, das die «Tagesthemen» vom 23. Juli bis 8. August um zehn Minuten verlängert, um kompakte Tageszusammenfassungen liefern zu können. Der ARD-Hörfunk spricht vom „größten Radioereignis des Jahres“, denn rund 16.000 Sendeplätze in etwa 50 Radioprogrammen seien zu beliefern. Online stellt die öffentlich-rechtliche Arbeitsgemeinschaft ebenfalls bis zu zehn parallele Livestreams neben dem Das-Erste-Stream zur Verfügung. Fast 1.500 Stunden umfasst das Livestreaming-Angebot, das auch in der ARD Mediathek zu sehen sein wird. Webexklusive Zusammenfassungen und Berichte sollen das Angebot auf den digitalen Plattformen der «Sportschau» abrunden. Im linearen Programm, das wie erwähnt aus Mainz aus dem NBC gesteuert wird, wo sich auch der Großteil der Olympia-Crew befindet, ist das Moderatoren-Duo Jessy Wellmer und Alexander Bommes zu sehen, die sich ebenfalls aus dem gläsernen Studio zusammen mit Frank Busemann und Julius Brink melden. Die beiden Experten und ehemaligen Olympia-Teilnehmer waren schon 2016 in Rio als ARD-Experten im Einsatz.
Für einen ehrgeizigeren Sportfan bietet sich die Übertragung beim dritten deutschen Olympia-Sender an, denn bei Eurosport gibt sich die Sportelite die Klinke in die Hand. Neben Fabian Hambüchen (Turnen), Pascal Hens (Handball), Rico Freimuth (Leichtathletik) sowie Jens Voigt und Rolf Aldag (beide Radsport) sind beim Discovery-Sender auch Britta Heidemann (Fechten), Fanny Rinne (Hockey) und Ole Bischof (Judo) mit ihren Expertisen zu hören. Dazu analysiert Thomas Rupprath die Schwimm-Wettkämpfe, Barbara Rittner und Mischa Zverev sind beim Tennis im Einsatz. Steffen Fetzner (Tischtennis), Jan Jagla (Basketball), Sascha Klein (Wasserspringen) wollen für ihre Sportarten werben. Erstmals bei den Olympischen Spielen sind zudem Mirko Slomka (Fußball) und Paul Becker (Beachvolleyball). Mit Sigi Heinrich, Matthias Stach, Markus Theil, Karsten Migels, Ron Ringguth, Rolf Kalb, Tobias Drews, Uwe Semrau, Markus Krawinkel und Christoph Stadtler sind zudem bekannte Eurosport-Stimmen an den Mikrofonen. Während den Live-Strecken begleiten die Moderatoren Anna Kraft, Birgit Nössing, Wolfgang Nadvornik und Oliver Sequenz die Zuschauer durch das Programm in der «Medal Zone».
Online hat sich Discovery zudem etwas Besonderes überlegt: Auf der Streamingplattform Joyn ist es Olympia-Begeisterten nun möglich, selbst zu wählen, welche Sportart sie aktiv verfolgen wollen. So können Fans nun bis zu vier einzelne Sportarten abonnieren und bekommen dadurch eine personalisierte Oberfläche, die diese favorisierten Sportarten in den Mittelpunkt stellt. Jede olympische Sportart bekommt zudem eine eigene Unterseite, wo Fans alle Disziplinen und Highlights finden. Über Joyn wird es von den Olympischen Spielen von Eurosport neben dem Free-TV-Sender Eurosport 1 bis zu acht weitere gleichzeitig deutsch-kommentierte kostenlose Event-Live-Streams geben. Mit einem Joyn-Plus+-Abo lassen sich die Spiele auch über Eurosport 2 verfolgen. Darüber hinaus geben Shortform-Inhalte aus der Eurosport-Berichterstattung in Form von kuratierten Playlists wie Highlights des Tages, Breaking News oder Interviews, einen guten Überblick über die neusten Ereignisse.
Das breite Online-Angebot der übertragenden Sender sorgt dafür, dass neben den prominenten Sportarten wie vor allem Fußball auch die Randsportarten nicht zu kurz kommen und ihren Weg zum interessierten Zuschauer finden. Somit steht nach der einjährigen Verzögerung endlich der Sport im Mittelpunkt – trotz aller japanischen Proteste, die Olympischen Spiele erneut zu verlegen oder gar abzusagen, was einer unwahrscheinlichen Tragödie für die Athleten gleichgekommen wäre, schließlich ist in den meisten Fällen alles auf das alle vier Jahre stattfindende Großereignis ausgelegt. Nun waren es eben deren fünf.
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