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Das darf durchaus hinterfragt werden, schließlich steht Trainer Stefan Kuntz alles andere als dessen Wunschelf zur Verfügung – bei allem Respekt vor den nominierten Spielern. Die Olympischen Spiele scheinen offenbar für Profi-Fußballer und deren Vereine nicht wichtig genug zu sein. Außerdem gab es in den zurückliegenden Wochen durchaus genug Fußball im Fernsehen während der UEFA Euro 2020. Anders als der Breitensport war der Fußball von der Corona-Pandemie zudem nicht so sehr betroffen. Daher möchte man den Sendern zurufen: „Zeigt die kleineren Helden!“ Diejenigen, die durch die Verschiebung der Olympischen Spiele 2020 besonders gebeutelt wurden. Diejenigen, die das Aussperren der Zuschauer besonders trifft, da so Olympia vermutlich nur halb so schöne Momente zaubert, immerhin gilt: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Und mit Fernsehkameras lässt es sich nicht so gut teilen, wie mit jubelnden Massen im Stadion.
Die Corona-Situation in Japan und besonders in Tokio wirkt sich auch auf die übertragenden Sender aus. So hat das ZDF angekündigt, dass nur ein kleines ZDF-Team in Tokio im Einsatz ist. Die Berichterstattung wird aus dem National Broadcast Center auf dem Mainzer Lerchenberg gesteuert, das gemeinsam von ARD und ZDF genutzt wird. Ähnlich verfuhr man auch während der Europameisterschaft. Ein Großteil der Wettbewerbe wird von dort kommentiert. In Tokio hat das ZDF ein Glasstudio an der Tokyo Bay errichtet, aus dem sich Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne im Wechsel melden und mit Experten über die Wettbewerbe sprechen. Der Mainzer Sender sendet in der Regel von zirka 23:45 Uhr nachts bis 17:00 Uhr am Nachmittag, was der Zeitverschiebung von sieben Stunden geschuldet ist.
Das Highlight dürfte neben der linearen Berichterstattung im Fernsehen vor allem die Online-Präsenz des Mainzer Senders sein, der bis zu zehn parallele Livestreams an den Wettkampftagen bietet. Somit dürfte neben den Fußballballern auch genug Raum für die übrigen Randsportler sein – wenn auch nur online. Zu kurz kommen sie aber auch im Fernsehen nicht, denn während der Spiele wird das «heute journal» um 15 Minuten verlängert, um einen Olympia-Block einzubauen.
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Für einen ehrgeizigeren Sportfan bietet sich die Übertragung beim dritten deutschen Olympia-Sender an, denn bei Eurosport gibt sich die Sportelite die Klinke in die Hand. Neben Fabian Hambüchen (Turnen), Pascal Hens (Handball), Rico Freimuth (Leichtathletik) sowie Jens Voigt und Rolf Aldag (beide Radsport) sind beim Discovery-Sender auch Britta Heidemann (Fechten), Fanny Rinne (Hockey) und Ole Bischof (Judo) mit ihren Expertisen zu hören. Dazu analysiert Thomas Rupprath die Schwimm-Wettkämpfe, Barbara Rittner und Mischa Zverev sind beim Tennis im Einsatz. Steffen Fetzner (Tischtennis), Jan Jagla (Basketball), Sascha Klein (Wasserspringen) wollen für ihre Sportarten werben. Erstmals bei den Olympischen Spielen sind zudem Mirko Slomka (Fußball) und Paul Becker (Beachvolleyball). Mit Sigi Heinrich, Matthias Stach, Markus Theil, Karsten Migels, Ron Ringguth, Rolf Kalb, Tobias Drews, Uwe Semrau, Markus Krawinkel und Christoph Stadtler sind zudem bekannte Eurosport-Stimmen an den Mikrofonen. Während den Live-Strecken begleiten die Moderatoren Anna Kraft, Birgit Nössing, Wolfgang Nadvornik und Oliver Sequenz die Zuschauer durch das Programm in der «Medal Zone».
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Das breite Online-Angebot der übertragenden Sender sorgt dafür, dass neben den prominenten Sportarten wie vor allem Fußball auch die Randsportarten nicht zu kurz kommen und ihren Weg zum interessierten Zuschauer finden. Somit steht nach der einjährigen Verzögerung endlich der Sport im Mittelpunkt – trotz aller japanischen Proteste, die Olympischen Spiele erneut zu verlegen oder gar abzusagen, was einer unwahrscheinlichen Tragödie für die Athleten gleichgekommen wäre, schließlich ist in den meisten Fällen alles auf das alle vier Jahre stattfindende Großereignis ausgelegt. Nun waren es eben deren fünf.
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