Sat.1 steckt in einer gehörigen Krise, über die einzelne Primetime- Erfolge wie «99 – Eine:r schlägt sie alle» oder das seit Wochen stark performende «Sat.1-Frühstücksfernsehen» nicht hinwegtäuschen können. Aus Quotensicht besonders dramatisch ist die Lage am Vorabend, wo seit Monaten keine Konstanz herrscht. Diverse Formate wurden ausprobiert und wieder abgesetzt: «Zugriff Berlin – Team Römer ermittelt», «Genial oder Daneben?» und «5 Gold Rings» verschwanden nach kürzeren Läufen wieder im Schrank. «Genial daneben – Das Quiz» hielt sich immerhin mehr als zwei Jahre, doch die Quoten waren nur selten überzeugend. Mit Ruth Moschners «Buchstaben Battle» ging im Oktober 2020 ein neues Format auf Sendung, das sich bis jetzt gehalten hat und von dem noch kein Ende in Sicht ist – der miesen Quoten zum Trotz. Dennoch ist das ABC-Quiz keine Konstante, schließlich lief es mal in Doppelfolgen, mal um 18 Uhr und mal um 19 Uhr.
Im Mai startete Sat.1 mit Ross Antony und der Adaption der britischen Sendung «Rolling In It» einen neuen Anlauf den werktäglichen Vorabend zu retten. «Rolling – Das Quiz mit der Münze» ging am 10. Mai an den Start, den Auftakt um 18:00 Uhr verfolgten 0,89 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, wovon 0,23 Millionen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren waren. Die Quoten blieben bereits zum Auftakt hinter dem Senderschnitt zurück und landeten insgesamt bei 5,1 Prozent und in der Zielgruppe bei 6,3 Prozent. Nun hätte man sagen können, darauf ließe sich doch aufbauen, zumal einen Tag später 6,6 Prozent bei den Umworbenen zu Buche standen. Doch damit war quasi schon der Höhepunkt erreicht.
Am Mittwoch und Freitag – der Donnerstag war ein Feiertag – lieferten nur noch Quoten von 4,6 und 4,5 in der jüngeren Zuseherschaft ab. Die Reichweite war nach 0,89 und 0,86 Millionen zu Beginn der Woche mit 0,72 und 0,69 Millionen massiv zurück gegangen. In Woche zwei sollte die 800.000-Zuschauer-Marke nicht überboten werden. Die Zielgruppenanteile fielen teilweise sogar auf 3,1 Prozent zurück.
Nach vier Woche frischer Ware gab es pünktlich zum Beginn der Europameisterschaft eine erste Rerun-Woche, die zunächst mit 5,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen begann. Ab Mitte der Woche fielen die Werte dann allerdings auf unter drei Prozent und landeten bei 2,9, 2,4 und 2,0 Prozent. Ab Dienstag, 22. Juni, wurden wieder frische Ausgaben präsentiert, doch aus dem EM-Loch gab es keinen Ausweg. Die Gesamtreichweiten befanden sich mittlerweile bei etwas mehr als einer halben Million Zuschauer. Auch nach der Euro blieb es bei diesen Werten. Kleiner Fakt am Rande: Während Deutschland aus dem Turnier ausschied, wiederholte Sat.1 die «Rolling»-Ausgabe vom 31. Mai (damals 6,4 Prozent in der Zielgruppe), die diesmal mit 0,6 Prozent völlig baden ging. Nur 60.000 junge Nicht-Fußballfans suchten bei Sat.1 eine Alternative. Damit holte man nur marginal mehr Zuschauer wie sixx und ProSieben Maxx um dieselbe Zeit.
Wie gesagt, an der Europameisterschaft kann der Misserfolg von «Rolling» nicht gelegen haben, denn auch danach blieb man weiter erfolglos. Die höchste Reichweite gab es am 13. Juli mit 0,65 Millionen, daraus resultierten allerdings nur 4,0 Prozent auf dem Gesamtmarkt. Bei den werberelevanten Sehern standen 5,6 Prozent auf der Uhr, hier waren 0,19 Millionen dabei.
Mit insgesamt 40 ausgestrahlten «Rolling – Das Quiz mit der Münze» unterhielt Sat.1 im Schnitt 0,63 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, daraus resultierte ein durchschnittlicher Marktanteil von 3,9 Prozent. In der Zielgruppe belegte der Bällchensender mit 0,16 Millionen Umworbenen lediglich 4,8 Prozent dieses Marktes – der Wert dürfte niemanden in Unterföhring zufriedenstellen. Ab der kommenden Woche hat eine weitere neue Sendung sich zu beweisen, dann startet «Let the music play», allerdings dann ab 19 Uhr, «Buchstaben Battle» wandert dann zurück auf den 18-Uhr-Slot.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel