
Disney+ ging bekanntlich im März des vergangenen Jahres in West-Europa an den Start. Seitdem hat der Streamingdienst des Mickey-Maus-Konzerns einiges an Gewicht zugelegt. In Deutschland belegte man im zweiten Quartal 2021 17 Prozent des Streaming-Marktes. An der Spitze liegen mit jeweils knapp einem Drittel Netflix und Amazon Prime Video. Nachholbedarf besteht unterdessen bei RTL und ProSiebenSat.1. Deren Dienste TVNow und Joyn holten jeweils nur ein Prozent im zweiten Quartal. Sky, mit seinen Diensten Sky Ticket und Sky Go, erreichte mit acht Prozentpunkten doppelt so viel wie AppleTV+.

JustWatch betrachtete aber nicht nur den Markt hierzulande, sondern ging auch der Frage nach, wie der Start von Disney+ den globalen Streamingmarkt beeinflusst hat (global bedeutet in diesem Fall in 47 Ländern, wo JustWatch verfügbar ist). In den USA ging Disney+ im November 2019 an den Start, AppleTV+ startete ebenfalls, dies hatte erheblichen Einfluss auf die beiden Marktführer Netflix und Prime Video, von dem sich beide noch nicht erholen konnten. Die Marktanteile von Netflix brachen von mehr als 40 Prozent auf etwas mehr als 30 Prozent ein. Prime Video sank von etwa 35 Prozent auf unter 30 Prozent – Tendenz fallend. Während AppleTV+ weiter ein eher kleines Licht geblieben ist, wächst Disney+ immer weiter und erschließt immer mehr Märkte. Teil der Strategie von Disney ist auch, lineare Sender wie in Deutschland den FOX-Channel zu schließen, um den Fokus noch stärker auf Disney+ zu legen. Das Wachstum dürfte somit zunächst voranschreiten.
Für eine leichte Delle bei Netflix und Prime sorgte auch der HBO-Max-Start im Mai 2020, die aber nach recht kurzer Zeit ausgebügelt werden konnte. Zwar rühmt sich WarnerMedia immer wieder mit hohen Abonnenten-Zahlen, doch in Wahrheit sind es nur etwa zehn Millionen zahlende Kunden, da der Dienst auch die Premium-Kunden von HBO beinhaltet (knapp 30 Millionen). Das Wachstum stagniert nach einem rasanten zweimonatigen Anstieg bei zirka fünf Prozent Marktanteil bei JustWatch.
Fazit: Netflix und Amazon Prime müssen sich in Zukunft strecken, wenn sie nicht von Disney+ eingeholte werden wollen. Dabei geht man durchaus schlüssige Wege und produziert viele lokale Filme und Serien und kauft wie im Fall von Amazon große Studios für – eigentlich wenig – Geld (Hello Sunshine kostet 900 Millionen). Ob das wiederum rentabel ist, steht auf einem anderen Blatt. Disney+ schläft allerdings auch nicht und setzt neben großen Franchises und der Abschaltung einzelner linearer Sender auch auf die Ausspielung vieler Filme parallel zum Kinostart. Es ist davon auszugehen, dass diese Strategie auch nach der Corona-Pandemie beibehalten wird. Spannend wird letztlich auch die Entwicklung von TVNow sein, das künftig in RTL+ umbenannt wird. Bernd Reichart, der CEO der Mediengruppe RTL Deutschland, verwies zuletzt auf die Konkurrenz von Amazon und Apple und orientiert sich an der Bündelung von Video und Audio auf einer Plattform. Das könnte dem Dienst endlich zu mehr Wachstum verhelfen.
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
04.08.2021 12:09 Uhr 1
04.08.2021 14:13 Uhr 2
04.08.2021 16:39 Uhr 3
04.08.2021 20:16 Uhr 4
Und ja Netflix setzt in der letzten Zeit viel mehr Serien ab. Aber im Gegenzug zu Amazon Video schmeißt Netflix auch viel Content ins Netz.
04.08.2021 20:34 Uhr 5