Stab
Darsteller: Bettina Lamprecht, Matthias Koeberlin, Jasmin Schwiers, Denis Moschitto, Lola Höller, Linus von Emhofen, Tom Beck, Karen DahmenDrehbuch: Stefan Betz
Kamera: Brendan Uffelmann
Regie: Tobi Baumann
Szenenbild: Frank Prümmer
Da hat Roberts Kollege aus der Schreinerei eine zündende Idee: Nestwochen. Man behält das gemeinsame Haus, jeder der von nun an getrennten Eheleute nimmt sich eine eigene Wohnung, und abwechselnd verbringt jeder eine Woche im gemeinsamen Zuhause mit den Kindern, samt fließendem Übergang am Wochenende. Was kann da schiefgehen?
Nun, jede Menge – insbesondere wenn die neuen Lebensziele aufeinanderprallen. So will Robert das gemeinsame Haus, das er mit eigenen Händen aufgebaut und dabei jede Schraube ausgesucht hat, unbedingt behalten. Julia kann es dagegen nicht früh genug loswerden, damit endlich ein klarer Schnitt gemacht ist. Emotional sehen die Baustellen noch viel größer aus: Denn zunächst redet sich Robert so gut es geht ein, dass die Trennung nur von vorübergehender Dauer sein werde, bis Julia wieder zu Sinnen gekommen ist, während Julia sich auf Geheiß ihrer besten Freundin bald in ein Abenteuer mit einem hübschen Kollegen aus der Chirurgie (Tom Beck) stürzt.
Wer sich als Zuschauer also selber gerade in einer Ehekrise befindet und mit dem Gedanken spielt, es mal mit Nestwochen zu probieren, wird aus diesem Film sehr viele gute Argumente ziehen können, das doch besser bleiben zu lassen. Was er jedoch ebenfalls mitnehmen kann, ist ein sehr erwachsener und von Respekt geprägter Umgang mit dem neuen Lebensabschnitt und dem ehemaligen Partner. Denn obwohl Julia und Robert sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickeln wollen und dabei auch nicht ohne Vorwürfe an den jeweils anderen auskommen, gehen sie doch stets mit einer gewissen Achtung und Reife miteinander um. Daran könnten sich nicht nur manch andere in Trennung befindliche Filmpaare ein Beispiel nehmen.
Einen großen Anteil an dieser Leistung haben selbstverständlich auch die beiden Hauptdarsteller Bettina Lamprecht und Matthias Koeberlin, die sowohl persönliche Besonnenheit als auch emotionale Beteiligung und zusätzlich eine gehörige Prise Witz ausstrahlen – schließlich ist «Nestwochen» zuvorderst eine Komödie, auch wenn man das eher daran merkt, dass Tom Beck nach einer heißen Nacht vom Wintergartengestell fällt oder die Polizistin, die Robert nach einer durchzechten Nacht noch um ein Haar ein Knöllchen wegen Falschparkens ausgestellt hätte, bald vor seinem Haus auftaucht und ihm mit ihrer hemdsärmeligen Art fast den Kopf verdreht, wenn der nicht noch voll von Erinnerungen an Julia wäre. Ein bisschen weniger Schmachten und etwas überlegtere Gags hätten an manchen Stellen doch ganz gut getan.
Das ZDF zeigt «Nestwochen» am Donnerstag, den 19. August um 20.15 Uhr.
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