Seinen Fans wollte er die Hintergründe zu diesem Schritt erklären. So gebe es auf Social Media Menschen, „die versuchen, einen Menschen aus mir machen wollen, der ich nicht bin“, so Mockridge. Er werde mit Sachen konfrontiert, die nie passiert seien, ihm werden Sachen vorgeworfen, „die ich einfach nicht gemacht habe, die nicht stimmen“, sagte er. Wie er selbst ausführte, hätte er sich früher zu den Vorwürfen äußern sollen, doch er konnte die „Welle des Hasses“ nicht einordnen. Er stehe als Comedian schließlich für „fröhliche Sachen, für eine gute Zeit“ und nicht für den „Hass des Internets“. Er sei nach dem Aufstehen „voller Angst“ gewesen, aus der sich dann eine Wut gebildete habe, weil man nicht ertrage könne, „wie ungerecht das ist, was da passiert“.
Was war überhaupt passiert? Luke Mockridge hatte sich vor drei Jahren von seiner damaligen Freundin getrennt, wie er sagt, „eine sehr emotionale Trennung“. Monate nach der Trennung erreichte ihn dann eine Anzeige, in der es darum ging, dass „es eine Nacht innerhalb der Beziehung gegeben haben soll, in der ich Sex wollte, aber sie nicht“, wie Mockridge erklärte. Daraufhin sei es auch nicht zum Sex gekommen, „aber es sich für sie rückwirkend nach all diesen Monaten angefühlt haben soll, wie eine versuchte Vergewaltigung.“ Dies sei für Mockridge „unfassbar“ gewesen, weil „es sich nicht deckte, mit dem, was wir zu dieser Zeit erlebt haben“.
Der Vorwurf sei durch zwei juristische Instanzen geprüft worden, eine Staatsanwältin und eine Generalstaatsanwaltschaft, und beide hätten das gleiche Ergebnis geliefert: „Und zwar, dass hier einfach kein Tatverdacht vorliegt“, erklärt Mockridge. Dieses Verfahren sei seit über einem Jahr rechtskräftig beendet. „Das was mir vorgeworfen wird, ist nicht passiert, das habe ich nicht gemacht.“ Mockridges Ex-Freundin habe in der Vergangenheit, „auch öffentlich“, von „einer toxischen Beziehung gesprochen. „Das stimmt“, sagt Mockridge dann, dreht die Ansicht dann aber um, denn „in dieser toxischen Beziehung war ich auch“. Nach der Trennung wollte er sich diesem „Gift“ entziehen, denn daraus würde immer eine PR-Schlammschlacht werden, die von den Medien ausgeschlachtet und zu Geld gemacht werde. Sein „passives Schweigen“ sei als „aktive Handlung“ interpretiert worden. Nach der juristischen Auseinandersetzung fand der Streit dennoch seinen Weg in die Öffentlichkeit, wo er sogar Morddrohungen erhalten haben, was laut Mockridge ein „Paradebeispiel für unsere heutige Zeit“ sei. In der Anonymität des Internet seien Leute unterwegs, die glauben, richten zu können und mehr zu wissen als eine Staatsanwältin, beklagte Mockridge. „Es werden immer Konsequenzen gefordert, aber es kann keine Konsequenzen geben, für etwas, was nicht passiert ist, für etwas, was ich nicht gemacht habe“, erklärte der Comedian. Dennoch möchte er nun Konsequenzen ziehen, dass er in dieser Situation ist. Er wolle verstehen, wie er dort gelandet ist, dies sei aber ein „privater Prozess“, der Zeit brauche und professionelle Hilfe benötige, die er seit einigen Monaten auch schon in Anspruch nehme. Er wolle sich „im Stillen“ sammeln und zu sich finden und sich wieder gut finden, um „dann wieder auf der Bühne zu stehen, so wie ihr das von mir kennt“, sagte Mockridge.
Kritik an der Veröffentlichung des Videos erhält Luke Mockridge unterdessen von Sophie Passmann, die erst kürzlich mit dem Sonderpreis des Nannen Preises 2021 für ihre Idee, das Konzept und ihre Moderation zu «Männerwelten» ausgezeichnet wurde, das in der Sendung «Joko & Klaas. Live.» ausgestrahlt wurde. Sie wirft dem Comedian in ihrer Instagram-Story ein „selbstbesoffenes Mitleidsvideo“ vor, „in dem man so tut, als wäre ‚die bekloppten bitches auf Twitter sind gemein zu mir‘ ein feministischer und nicht toxischer Take“. Vielmehr hätte Mockridge versuchen sollen, glaubhaft zu versichern, „dass man als Mann, dem so etwas vorgeworfen wird, mindestens in eine Art Reflexion“ komme. „Das mindeste sollte bei so einem Vorwurf sein, anzuerkennen, dass es womöglich eine Grauzone gibt, in der man auch nach dem eigenen Handeln suchen kann“, so Passmann weiter. „Wenn man auf so einen Vorwurf mit Reflexion reagiert, tut man sicher viele Dinge, aber ganz sicher nicht nach ca. sechs Monaten Rumgebolze in der Branche durch Einschüchterungsversuche und Allianzen mit Bros, die einem durch Instragram-Kommentare zeigen, dass sie ‚hinter einem stehen‘ (what the actual fuck?), dann doch noch ein Video hinterherzuschicken, in dem man alle Schuld von sich weist und sich zu einem Opfer einer Kampagne stilisiert“, schrieb Passmann weiter und spielte damit unter anderem auf Pietro Lombardi, Jürgen Milski und Steffen Hallaschka an, die das Mockridge-Video mit Mitleidsbekundungen kommentierten.
Unter Luke Mockridges „Feministinnen waren gemein zu mir“-Video auf Instagram trifft sich eine WILDE Kombination von Medienmännern, um ihre Unterstützung auszusprechen pic.twitter.com/g84Mzo83jd
— Sophie Passmann (@SophiePassmann) August 22, 2021
Um die Frage nach juristisch feststellbarer Schuld gehe es Passmann in ihren Ausführungen nicht, wie sie weiter mitteilte. Vielmehr gehe es um die Forderung nach „Konsequenzen aufgrund von Charakter“, dazu müsse man sich den Charakter anschauen, der einem gezeigt werde, so wie es „völlig unabhängig von MeToo ständig und immer wieder bei öffentlichen Personen gemacht wird, wenn sie betrunken fahren, Steuern hinterziehen oder etwas politisch inkorrektes sagen“. Ihr kurzer Kommentar: „I don’t see any.“
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