Im Vereinten Königreich lief zwischen 28. Juni und 23. August die siebte Staffel von «Love Island». Die Reality-Show bescherte dem kleinen Sender ITV2 tolle Werte. Pro Woche sind bis zu viereinhalb Millionen Menschen dabei, selbst gegen das Finale der UEFA Euro 2020, das bis zu 30 Millionen Briten sahen, erzielte die Sendung immerhin drei Millionen Fernsehzuschauer.
Doch die Sendung hat im Vereinigten Königreich ein gewisses Image, das man weder in Europa noch den Vereinigten Staaten von Amerika kennt. Mehrere an der Produktion beteiligte Personen haben Selbstmord begangen. Zu den Opfern der Show gehören unter anderem Moderatorin Caroline Flack. Aber auch die Kandidaten Sophie Gradon und Mike Thalassitis beendeten ihr Leben. Die Teilnehmer berichteten von Mobbing, das weit über die Show hinaus geht.
ITV-Geschäftsführer Kevin Lygo bügelte die Beschwerden der Zuschauer ab. In einer Diskussion über die 25.000 Beschwerden, die gegen eine Folge der letzten Staffel eingereicht wurden, in der die Kandidatin Faye Winter ihren Partner Teddy Soares beschimpfte, sagte Lygo, dass die Sorgfaltspflicht des Senders insgesamt der "Goldstandard" für die Branche sei. "Bei der Auswahl der Leute [für «Love Island»] werden Allgemeinmediziner konsultiert. Die Leute werden jetzt zu Tode psychoanalysiert", sagte Lygo. "Viele Leute schaffen es nicht und finden sich in anderen Programmen wieder, die vielleicht nicht so streng sind.“
Der Begriff "zu Tode psychoanalysiert" schockierte die Zuschauer seiner virtuellen Sitzung beim Edinburgh TV Festival am Mittwoch angesichts der Empfindlichkeiten im Zusammenhang mit den Todesfällen von Flack, Gradon und Thalassitis zwischen 2018 und 2019. "Bei «Love Island» ist es sehr einfach, eine Episode zu nehmen und zu sagen: 'Oh, das ist zu viel', aber... es ist eine längerfristige Sache, über die wir uns Gedanken machen sollten, und ehrlich gesagt denke ich, dass Verbesserungen auf der ganzen Linie gemacht worden sind."
"Die Leute schreien andere Leute an, aber solange es nicht körperlich bedrohlich und aufrührerisch ist, ist es in Ordnung, aber für manche Leute geht es vielleicht einen Schritt zu weit", sagte Lygo. Der ITV-Chef äußerte sich auch zu homosexuellen Singles, die teilnehmen könnten. "«Love Island» ist eine besondere Sache. Es geht um Jungen und Mädchen, die sich zusammentun. Wenn man es also als schwule Version machen oder erweitern will, wird das diskutiert und wir haben noch keinen Weg gefunden, der es für diese Show geeignet macht."
Für die ITV Studios Germany dürften die Aussagen wohl ein großer Schlag ins Gesicht sein. Die Fernsehshow startet beim Grünwalder Fernsehsender RTLZWEI in die sechste Staffel. Mit Sicherheit werden Boulevardmedien eher über die Aussagen den ITV-Chefs schreiben als beispielsweise die neue Moderatorin Sylvie Meis in den Mittelpunkt zu stellen.
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