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32. Filmwochenende Würzburg: Lange Nacht

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Der größte Kinosaal des Kinocenters CinemaxX am Alten Hafen in Würzburg war der Veranstaltungsort zu «Die Lange Nacht der Selbstgedrehten», dieser Programmteil ist mit bis zu siebenhundert Besuchern die erfolgreiche Veranstaltung. Schon beim Einlass in den großen Kinosaal drängten sich die Gäste durch, damit sie einen guten Platz bekamen. Die Plattform gibt nicht-professionellen Kurzfilme die Möglichkeit, ihr Können Unterfranken zu zeigen. Einen kleinen Haken gibt es allerdings: Die elf gezeigten Kurzfilme wurden vorher entweder auf der Jufinale, den Filmtagen Bayrischer Schulen oder beim Unterfränkischen Filmpreis ausgezeichnet. Veranstaltet wird die «Lange Nacht der Selbstgedrehten» wieder im Rahmen der bewährten Kooperation der Filminitiative mit dem Bezirksjugendring Unterfranken.

«Klangkörper»
Experimentalfilm; Humboldt-Gymnasium Schweinfurt, 2005; ca. 3 Min
Ein experimenteller Video-Clip, der gekonnt Akustisches, Choreographisches und Bild-rhythmisches durch fulminanten Schnitt zu einer suggestiven Einheit verbindet. Gedreht in schwarz-weiß.
Ausgezeichnet auf den Filmtagen Bayerischer Schulen 2005

«After Life AG »
Spielfilm; Majus Arts, Aschaffenburg, 2005, ca. 20 Min.
Die beiden Toten Ganbil (Peter Hein) und Mortus (Marius Fietzek) erhalten von Petrus (Peter Edinger) einen recht simplen Auftrag. Sie sollen Ozzwald Norman (Andreas Abb) in Kürze nach seinem Tod abholen und zur After Life AG eskortieren. Aber was, wenn Ozzwald aus irgendwelchen Gründen gar nicht stirbt? Die Majus Arts-Filmgruppe hat eine starke Komödie umgesetzt, dessen Geschichte einen roten Faden hat und zunächst unwichtige Einzelheiten den Filmverlauf interessant machen. Gekonnt wird ohne viel Geld und mit guten Ideen ein Konzept in die Tat umgesetzt.
Ausgezeichnet auf der Jufinale mit einem Unterfränkischen Jugendfilmpreis

«Skilled or not skilled»
Dokumentarfilm; Filmgruppe des Röntgen-Gymnasiums Würzburg, 2005, ca. 12,5 Min.
Es vergeht wohl kein Wochenende, an dem nicht irgendwo eine so genannte LAN-Party stattfindet. Bei diesen Veranstaltungen, die von einigen wenigen bis zu Hunderten von Teilnehmern reichen, messen sich Jugendliche und vereinzelt auch Erwachsene in diversen Computerspielen. Da es sich dabei meist um „Ego-Shooter-Spiele“ handelt, bei denen in einer virtuellen Welt Gegner getötet werden müssen, sind diese nicht unumstritten. Was reizt Jugendliche also an LAN-Parties? Unterhaltung, Abreaktion, Blutorgien, oder die z.T. enormen Preisgelder? Der Film lässt Organisatoren, Teilnehmer, Kritiker und einen echten „Weltmeister“ zu Wort kommen.
Ausgezeichnet auf den Filmtagen bayerischer Schulen

«Küchenkoller»
Experimentalfilm, Wirsberg-Studios, Würzburg, 2005, ca. 3 Min.
Man sitzt am Tisch, isst. Da liegt das Kochbuch, man klopft ein bisschen darauf herum, dann auf der Spüle, der Tasse, der Heizung, Dem Schrank… Und irgendwann entsteht eine gewisse Taktabfolge, die man mit Videobildern untermalen kann. Der Experimentalfilm ähnelt «Klangkörper» stark.
Ausgezeichnet auf der Jufiale.

«Das Mädchen»
Spielfilm; Videogruppe der Johannes-Foersch-Schule, Würzburg; 2004, ca. 7 Min.
Auf einer Fahrradtour entdecken zwei Jugendliche im Dickicht eines Waldes ein verstörtes Mädchen. Nur mit Mühe können die beiden Radfahrerinnen herausfinden, wo das Mädchen zu Hause ist. Doch als sie es an der genannten Adresse abliefern wollen, stellt sich heraus, dass ein Mädchen dieses Namens vor kurzer Zeit verstorben sei. Die Hilfsaktion nimmt mysteriöse Züge an, als das Mädchen aus dem Wald plötzlich nicht mehr auffindbar ist. Das surreale Konzept kann anfangs überzeugen, hat aber zum Ende hin große Schwächen, was unter anderem an den Hauptdarstellern liegt.
Ausgezeichnet auf den Filmtagen bayerischer Schulen

«The Typewriter»
Spielfilm; Wolf TV, 2004, ca. 19,5 Min
Einmal im Leben möchte Drehbuchautor Dave auch einmal der Held sein, der am Ende ein Mädchen bekommt. Er schreibt sich selbst zum Star seines neuen Werkes, doch seine Figuren wollen nicht so recht, wie er will.
Mit wenig Geld wurde lustiger Film hergestellt, dessen Spezialeffekte wirklich bemerkenswert sind. Seitenhiebe auf andere Filme wie «Forrest Gump» wurden gut eingebaut und mit neuen Gags zusätzlich verstärkt. Sehr guter Film, wenn das Drehbuch einen roten Faden hätte.
Ausgezeichnet auf der Jufinale mit einem unterfränkischen Jugendfilmpreis, sowie mit dem Publikumspreis

«Löffelfieber»
Dokumentarfilm-Persiflage; AK Film &.Video am Echter-Gymnasium Elsenfeld, 2005, ca. 5 Min
In einem Dorf im Spessart dreht sich alles um einen ganz banalen Gegenstand: Den Löffel. So haben sich im Laufe der Zeit allerlei Brauchtümer um dieses unscheinbare Nutzobjekt entwickelt. Auch der Einzelhandel nutzt diese Nische: Von der Nachbildung historischer Löffel bis zum Ganzkörperkostüm ist hier alles zu haben. Überzogene Persiflage, die für kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch sorgt. Das Löffelfieber packt den Zuschauer nicht wirklich.
Ausgezeichnet auf der Jufinale mit einem unterfränkischen Jugendfilmpreis

«Auf der Galerie»
Experimental-Animation; Wirsberg-Gymnasium Würzburg, 2005, ca. 4,5 Min.
Ein Mann in einer kahlen Wohnung, an die Wand gelehnt, regungslos, stumm. Er sinkt zu Boden. Ein Stift ist es, der ihn aufschauen lässt: Ein Stift, auf einem Tisch, dazu ein Blatt Papier, ein Stuhl – der Mann setzt sich. Er nimmt den Stift und fängt an zu schreiben. Immer lebendiger wird das aus seinem Geist Ersonnene, bis seine Worte schließlich die Grenze zur Wirklichkeit durchbrechen und der Mann sich in einem surrealen (Alb-)Traum verliert.
Die bemerkenswerte Umsetzung eines Kurztextes von Franz Kafka, ein Film zwischen Realität und Zeichnung.
Ausgezeichnet auf der Jufinale mit dem Preis des Landkreises Würzburg, sowie auf den Filmtagen Bayerischer Schulen (Förderpreis des Bayerischen Fernsehens, Redaktion Erziehung und Bildung)

«JAMARO – Videoclip»
Von V- Clipcrew (JUKUZ Medien, Aschaffenburg)
Videoclip zur Rockballade „November Rain“, der Aschaffenburger Newcomer-Bad „Jamaro“. Vincent begegnet auf seinem täglichen Weg zur Arbeit der hübschen Kioskverkäuferin Mia und verliebt sich unsterblich. Nach zwei schüchternen Versuchen seinen Schwarm anzusprechen wird klar, dass auch Mias Herz für Vincent schlägt.
Ausgezeichnet auf der Jufinale mit einem Unterfränkischen Jugendfilmpreis

«Bestellung 0049»
Spielfilm, Gehret/Dressel/Wolf/Rau/Alex Weimer
In einer post-apokalyptischen Gesellschaft, in der man weder Gefühle noch Bücher kennt, arbeiten die Wissenschaftler Dex und Karl in einem Untergrundlabor an der Vervielfältigung historischer Berühmtheiten im Auftrag der Aristokratie. Wer Napoleon, Che Guevara, Mozart oder sogar Hitler wirklich waren, weiß in dieser von allen Emotionen befreiten Welt keiner mehr so genau. Erst der Auftrag Nr. 0049 entwickelt sich für Karl zum Ausnahmezustand, der seine ganze Existenz in Frage stellt.
Großartige Story, sehr gute und authentische Umgebung – der 23minütige Kurzfilm ist wesentlich besser als viele Filme die in letzter Zeit im Fernsehen ausgestrahlt wurden.

«Irgendwas von Rilke»
Spielfilm; WOW ! - Studios, Aschaffenburg, ca. 29 Min.
Marie ist Gefangene in der eigenen Wohnung. Nachdem sie ihren Freund Alex, einen armseligen Drogendealer hintergangen hat, ist sie überzeugt, dass vor ihrer Türe Alex’ verbrecherische Freunde darauf warten, sie umzubringen, sobald sie die Wohnung verlässt. Zumindest Alex kann ihr nicht mehr gefährlich werden, denn er liegt tot in Maries Wohnzimmer. Und daneben zwei Beutel Heroin und Speed, die Marie gestohlen hat, um sie zu verkaufen oder konsumieren.
Die nächsten Tage in der Wohnung werden für Marie ein Albtraum aus Drogen, Verfolgungswahn und langsam einsetzendem Wahnsinn. Bis Marie nur noch vor einer letzten Wahl steht, den Fluchtversuch zu wagen oder in der Wohnung zu sterben. Die Frage ist nur, wer nun wirklich vor der Wohnungstür auf sie wartet.
Der halbstündige Film ist zusammen mit «Bestellung 0049» das Highlight am Filmabend. Mit wenigen Darstellern, einem Handlungsort und einer spannenden Story überzeugt «Irgendwas von Rilko» auf ganzer Linie.
Ausgezeichnet auf der Jufinale mit einem Unterfränkischen Jugendfilmpreis und dem Preis der Stadt Ochsenfurt

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