Serientäter

«The Billion Dollar Code» - Alles nur gestohlen?

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Als eine „Geschichte, die kein Mensch kennt” bewirbt Netflix seine neue, auf wahren Begebenheiten aufbauende Miniserie.

«The Billion Dollar Code» erzählt die Geschichte einer Gruppe von CCC-Hackern und Kunststudenten, die Anfang der 90er Jahre einen Google-Earth Vorgänger namens Terravision entwickelten und sich rund 20 Jahre später in einem Rechtsstreit mit Google wiederfinden.

Das diese Geschichte niemand kennt, mag wenig überraschend damit zu tun haben, dass Google diesen Rechtsstreit im Jahr 2017 vollumfänglich gewann und die These, dass hier seitens Google abgekupfert wurde, zumindest vor Gericht wiederlegt wurde. Der große Platzhirsch Google produziert zudem ein besseres Feindbild als das Startup Unternehmen Keyhole, welches 2004 von Google aufgekauft wurde und zu diesem Zeitpunkt mit dem „Earth Viewer“ ein vollständig entwickeltes „Google Earth“, wie es von Google kurze Zeit später genannt wurde, bereits im Portfolio hatte. Google hat „Google Earth“ also nicht erschaffen, sondern lediglich eine Firma mit einem funktionierenden Produkt gekauft, dieses unbenannt und bis heute weiterentwickelt. Trotz der realen und hier fiktiv aufgebauschten Diskrepanzen erzählt «The Billion Dollar Code» allerdings eine durchaus unterhaltsame David gegen Goliath Geschichte.

Denn was «The Billion Dollar Code» so interessant macht, ist die Tatsache, dass hier die Geschichte von idealistischen Verlieren erzählt wird. Wie eingangs erwähnt, dürfte jedem Zuschauer sofort klar sein, dass die beiden (fiktiven) Protagonisten von «The Billion Dollar Code» Carsten Schlüter und Juri Müller diesen Prozess gegen Google nicht gewonnen haben können, denn sonst wäre diesem Fall mediale Aufmerksamkeit geschenkt worden. Stattdessen ist die Serie eher ein Fallbeispiel für blinden Idealismus, der auf Kommerz trifft.

Die Serie wechselt in den Zeitebenen zwischen den Anfängen des Gerichtsprozesses in den frühen 2010er Jahren und dem Beginn von Terravision der frühen 1990er Jahre. Insbesondere die Flashback Szenen in ein Berlin Anfang der 1990er Jahre, kurz nach der Wende, die eine Stadt samt Menschen im Umbruch zeigen, wurden überzeugend umgesetzt. Während der Cast zwar keine Ausrufezeichen setzen kann, wird der Idealismus und die Motivation, den die Programmierer versprühen, überzeugend auf den Zuschauer übertragen. Die eher trockene Thematik kann zudem durch immer wieder eingebaute humoristische Phasen aufgelockert werden.

«The Billion Dollar Code» erinnert thematisch unweigerlich an «Halt and Catch Fire» (2014-2017), eine hierzulande eher als Geheimtipp einzustufende Serie über den Aufstieg des PC’s in den 1980er und 1990er Jahren, an welche sie zwar dramaturgisch nicht heranreicht, auf sich gestellt als vierfolgige Miniserie aber recht kurzweilige Unterhaltung für Genrefans bietet.

Mit etwas Mythos bauscht Netflix die Geschichte hinter «The Billion Dollar Code» zu etwas größerem auf als sie es tatsächlich zu sein scheint. Als dramatische, in sich abgeschlossene Miniserie, funktioniert das Gezeigte allerdings und kommt ohne größere Längen aus.

«The Billion Dollar Code» ist seit dem 07. Oktober 2021 bei Netflix abrufbar.

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