Stab
Darsteller: Bjarne Mädel, Nick Julius Schuck, Anne Schäfer, Stefan Merki, Ivan Shvedoff, Nadja SaberskyMusik: Arash Safaian
Kamera: Michael Wiesweg
Buch und Regie: Jan Fehse
Männer wie Volker Feldmann (Bjarne Mädel). Einer, der es noch gut hat: Schließlich ist er kein Subunternehmer, sondern bei seinem Paketdienstleister tatsächlich angestellt und somit sozialversichert. Auch wenn das Leben trotzdem eher dürftig ist, wenn man kiloweise Katzenstreu und Rotwein durch enge Altbautreppen in zweistellige Stockwerke ohne Aufzug wuchten muss und jeden Tag zwölf Stunden auf Tour ist. Vom mickrigen Gehalt lassen sich gerade eine hässliche Wohnung in einer Betonsiedlung und Grundnahrungsmittel bezahlen. Wobei es bei letzterem Punkt schon eng wird: Denn nachts geht Volker containern.
Dass in der Kasse ständig Ebbe ist, sorgt auch für Konflikte mit seinem sechzehnjährigen Sohn Benny (Nick Julius Schuck), der seinen Schulabschluss eigentlich gerne mit seinen Freunden auf Malle feiern möchte. Kostenpunkt: 350 Euro. Geld, das man als Paketzusteller nicht einfach so hat, vor allem wenn die geschiedene Mutter des Kindes keinen Unterhalt zahlt.
Doch dieser Film will kein schweres, düsteres Sozialdrama sein, über das Leid der Paketboten und anderen Unterprivilegierten. Nur in wenigen Szenen treffen sich die Gut- und Schlechtverdienenden und schreien nach Teilhabe oder Ausgrenzung, nach Abschaffung oder Beibehaltung von Privilegien. Dieser Volker Feldmann soll nicht stellvertretend für alle Leiharbeiter und Werkvertragler stehen, sondern für sich, für einen Mann um die 50, der seinem Sohn ein guter Vater sein will, seinem Fußballverein ein guter Trainer und der Gesellschaft und seinem Arbeitgeber ein guter Paketzusteller, doch dem die äußeren Rahmenbedingungen das immer unmöglicher machen: der niedrige Lohn, die langen Arbeitszeiten, der unappetitliche Chef, die gesichtslose Firma, die desinteressierte Welt.
Ganz ohne sich ins Rampenlicht zu drängen, schafft es Bjarne Mädel wieder einmal, sich zum Herz dieser Geschichte zu spielen. An seinem Gesicht kann man all den Druck, die Nöte und auch die Freuden dieses Figurenlebens ablesen, in seinem schnoddrigen, aber immer ehrlichen Ton hört man die Seele dieses Films: ein Mann in einem Durchschnittsalltag, aber dieser Alltag ist so spannend wie kaum ein anderer, den uns die öffentlich-rechtlichen Fernsehfilme Woche für Woche zeigen.
Das Erste zeigt «Geliefert» am Mittwoch, den 13. Oktober um 20.15 Uhr.
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