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In Japan, wo eine Raumfahrtmission gehörig misslingt: Die Astronautin wird nicht zurückkehren – und ihre Partnerin, ein Computer-Nerd aus der Schaltzentrale, wird um ein Haar an dem Verlust zerbrechen. Oder in Amerika, wo ein Polizist aus Oklahoma sein nahendes Dienstende feiert, während seltsame Kornkreise auftauchen. Sicher irgendwelche Meth-Hersteller. Oder anderswo in Amerika, wo eine arabische Immigrantenfamilie unter Druck gerät, als ihre Nachbarschaft von seltsamen Gestirnserscheinungen zerlegt wird. Oder in England, wo herabfallender brennender Weltraumschrott einen Schulbus auf Abwege bringt. Oder in Afghanistan – offensichtlich lange vor dem katastrophalen Truppenabzug – wo amerikanische Truppen einen neuen Terroristenanschlag in einer Schule vermuten, der sich dann wohl als durch außerirdische Wesen bedingt herausstellen soll.
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Wirklich gelingen mag es allerdings nicht, was sowohl auf inhaltliche als auch auf strukturelle Probleme zurückzuführen ist. Zum Einen werden über die ersten zwei Folgen hinweg viel zu viele Figuren an viel zu vielen Orten auf der Welt mit viel zu vielen unterschiedlichen Problemen und Beziehungsgeflechten eingeführt, als dass sich der Zuschauer leicht in diesem Wust zurechtfinden könnte. So kann jedoch keine richtige Bindung zu den Charakteren entstehen – diese gelingt erst dann, wenn die emotionalen Bande zwischen ihnen deutlich werden: zum Beispiel die Beziehung zwischen der japanischen Astronautin und ihrer Kollegin aus der IT-Abteilung.
Gleichzeitig wird nicht klar, welche Botschaft diese Serie uns Zuschauern mitgeben möchte: Dass es erst einer Bedrohung von außerhalb des Erdballs bedarf, bis wir Menschen erkennen, wie sehr wir miteinander verbunden und voneinander abhängig sind? Sorry, aber die Zyniker unter uns haben das leider schon lange erkannt – und sind wohl auch eben zu zynisch, um diese Aussage vorbehaltlos anzuerkennen.
Zurück bleibt eine andere Erkenntnis: Nämlich dass eine teure, erstklassige und nicht selten wirklich atemberaubende Hochglanzserie kein funktionierendes Drehbuch mit inhaltlichem Tiefgang und erzählerischem Können ersetzen kann. Auch so eine Binsenweisheit – nur eine, die an diesem Beispiel viel besser sitzt.
Die Serie «Invasion» ist bei AppleTV+ zu finden.
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