Nach «Black Widow» und «Shanghai-Chi and the Legend of the Ten Rings» ist «Eternals» nun schon das dritte Fantasy-Spektakel, das innerhalb der Phase 4 des Marvel Cinematic Universe (MCU) in diesem Jahr aufs Kinovolk losgelassen wird. So langsam spürt man aber, dass den Marvel Studios unter Federführung des Produzenten Kevin Feige die Luft ausgeht. Die gottesgleichen «Eternals» sind nicht nur weit weniger berühmt als Thor, Spider-Man oder Captain America, sondern verblassen durch ihre Eindimensionalität im Vergleich mit ihren bisherigen Kollegen aus dem Marvel-Kosmos. Da hilft es auch nicht wirklich, die gerade für «Nomadland» mit dem Oscar ausgezeichnete Independent-Regisseurin Chloé Zhao ins Boot geholt zu haben. Denn auch sie kann das Genre nicht neu erfinden und muss sich zwischen Alien-Attacke, Weltuntergangsstimmung und Zerstörungsorgie zurechtfinden. Alles schon mal da gewesen, aufgefrischt mit einer neuen Superhelden-Riege, die wiederum angeführt wird von den weiblichen Superstars Salma Hayek («From Dusk till Dawn») und Angelina Jolie («Wanted»). Aber reicht das?
Es war einmal vor langer Zeit
Schon vor Millionen vor Jahren führten die Celestials in einer weit entfernten Galaxis genetische Experimente an Menschen durch. Daraus entstanden die mit Superkräften ausgestatteten Eternals, die vor Tausenden von Jahren auf die Erde geschickt wurden, wo sie seitdem unerkannt unter den Normalsterblichen leben. Angeführt wird die zehnköpfige Elite-Einheit von Ajak (Salma Hayek), die deshalb in permanenter Verbindung zu den Schöpfern, den Celestials, steht. Von ihnen erfährt sie, dass Gefahr droht. Die bösartigen Deviants wollen die Erde unterjochen. Ajak ruft alle Eternals zusammen, zu der auch Thena (Angelina Jolie), Sersi (Gemma Chan) und Ikaris (Richard Madden) gehören, um mit ihnen gemeinsam zur Gegenwehr anzutreten. Doch nicht alle Eternals sind auf Anhieb zu überzeugen.
Viele Helden verderben den Brei
Chloé Zhao stand vor der Schwierigkeit, gleich für zehn neue Helden Sympathien wecken zu müssen. Eine Herkules-Aufgabe, denn entgegen Captain America und Co., die vorher mit eigenen Filmen eingeführt wurden, bevor sie sich als «The Avengers» zusammenschlossen, um mit vereinten Kräften die Welt zu retten, hat man von Ajak, Ikaris oder Thena als nicht eingefleischter Marvel-Fan wohl noch nie etwas gehört. Dass Ajak unverwundbar ist, Thena aus dem Nichts verschiedene Handwaffen kreieren kann und Ikaris wie Superman sogar fliegen und mit seinen Augen Laserstrahlen aussenden kann, ist allerdings nur wenig beeindruckend, weil eben nicht mehr neu. Deshalb versucht es Zhao immer wieder mit psychologischen Unterbauten, um ihren Götterhelden menschliche Züge zu verleihen. Damit soll eine emotionale Dimension erschaffen werden, was nur bedingt gelingt und den Handlungsfluss durch Rückblenden in vergangene Ereignisse im Leben der Helden eher aufhält als vorantreibt.
Überfrachtete Comicverfilmung
Über zweieinhalb Stunden dauert daher das neue Marvel-Epos, obwohl es doch nur um den immer wiederkehrenden Kampf von Verteidigern der Menschheit gegen böse Aliens geht. So wirklich interessiert man sich für die neue Superhelden-Truppe aber nicht. Sie sind einfach zu überdimensional, um sich mit ihnen vergleichen zu können, und so muss wieder einmal tief in die Trickkiste gegriffen werden, um den Fans zumindest wieder ein visuelles Feuerwerk zu bieten. Na gut, in dieser Hinsicht sind auch die «Eternals» sehenswert, aber nichts anderes erwartet man von einer heutigen überfrachteten Comicverfilmung. Was bleibt ist das fade Gefühl, dass man weit weniger begeisterungsfähig geworden ist als noch vor 13 Jahren, als die Marvel Studios mit dem ersten «Iron Man»-Abenteuer mit Robert Downey Jr. ihr eigenes Film-Universum zum Leben erweckten, dass es einschließlich «Eternals» bisher auf 26 Filme gebracht hat. Immerhin ist als nächstes wieder «Spider-Man» in «No Way Home» zu Weihnachten dran - immer noch der beliebteste und berühmteste Superheld von Marvel. Eine hoffentlich sichere Nummer.
Fazit: Mit «Eternals» werden uns gleich zehn neue Superhelden aus dem Marvel-Universum. Richtig warm wird man mit ihnen nicht, weil sie eine Spur zu super sind.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel