Die Personalie Nemi El-Hassan war in den vergangenen Wochen immer wieder Thema in der Medienberichterstattung des Landes. Sie sollte eigentlich für den WDR das Wissenschaftsmagazin «Quarks» moderieren, bis die ‚Bild‘-Zeitung unter anderem über ihre Teilnahme an einer Al-Quds-Demonstration berichtete, bei denen es immer wieder zu Israel-feindlichen Parolen gekommen war. El-Hassan distanzierte sich zwar von der Teilnahme und bezeichnete dies als Fehler, doch der WDR ließ zunächst offen, ob sie als Moderatorin oder Autorin für die Sendung arbeiten dürfe. Zwei Rundfunkratssitzungen und einem Gastbeitrag in der ‚Berliner Zeitung‘ von El-Hassan später, in dem sie schrieb, die deutsche Öffentlichkeit verlange, ihre palästinensische Identität zu verleugnen und Deutschland eine fehlende Debattenkultur vorwarf, entschied der WDR, auf eine Anstellung El-Hassans zu verzichten. Das Vertrauen für eine künftige Zusammenarbeit sei nicht mehr vorhanden, hieß es am Mittwoch (Quotenmeter berichtete).
Für El-Hassan ist das sicherlich ein Karriereknick, doch ganz aus dem Fernsehkosmos verschwindet sie nicht, schließlich steht sie auch für das funk-Format «Der Fall» regelmäßig vor der Kamera. Die wöchentliche True-Crime-Sendung wird vom ZDF für das Jugendangebot von ARD und ZDF betreut, hinter der Produktion steht die EIKON Nord GmbH. Als Moderatoren sind Yannah Alfering, Lydia Benecke, Miguel Helm, Daniel Laufer und Xenia Verspohl im Einsatz. Auch Nemi El-Hassan bleibt weiterhin Teil des Teams, wie das ZDF auf Anfrage bestätigte. „Frau El-Hassan ist weiter für das funk-Format «Der Fall» tätig. Die betreuende ZDF-Redaktion steht in engem Austausch mit der Autorin und sieht aufgrund der bisherigen Zusammenarbeit keinen Anlass, an ihrer journalistischen Professionalität zu zweifeln.“ Die ‚Bild‘-Zeitung berichtete zuerst darüber. Die Produktionsfirma verwies auf das vorgefertigte Statement des ZDF. Weitere Nachfragen wurden nicht beantwortet, obwohl die Begründung etwas schief in der Luft steht, schließlich schreckte der WDR nicht von der „journalistischen Professionalität“ zurück, sondern lehnte die Zusammenarbeit wie erwähnt aufgrund eines gestörten Vertrauensverhältnisses ab.
Das ZDF stellte außerdem klar: „Grundsätzlich gilt: Wer eindeutig und öffentlich das Existenzrecht des Staates Israels in Zweifel zieht oder sich antisemitisch äußert – und dies nicht glaubhaft revidiert, kann nicht für das ZDF oder für Produktionen des ZDF arbeiten.“ Fehlende Debattenkultur kann man somit dem ZDF nicht vorwerfen, es bleibt aber abzuwarten wie das ZDF mit möglicher Kritik umgehen werde.
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