Hape Kerkeling gehört eigentlich ins Samstagabendprogramm und wäre zweifelsfrei der ideale Moderator, wenn das ZDF «Wetten, dass...?» auf Dauer wiederbelebt. Zum TV-Comeback des jetzt auch Schlager singenden Ex-Komikers müssen sich die Fans mit sieben Dreiviertelstunden am Sonntagabend und auf Vox zufriedengeben.
Neues Konzept, schöne Idee: Der jetzt 56-Jährige begutachtet sieben kleine Länder und wird zum Reiseführer. Andorra, Liechtenstein, Luxemburg, Monaco, San Marino und der Vatikan folgen noch. Zum Start ging´s nach Malta. Einen Malteser kennt eigentlich jeder oder hat schon mal so einen Kurzen getrunken, um festzustellen: Schmeckt eigentlich gar nicht! Wir schweifen ab.
Wenn Kerkeling im Boot sitzt vor Valletta, der kleinsten Hauptstadt der Welt, und ein bisschen auf dem Mittelmeer rudert, dann weckt das natürlich Urlaubslust an einem kalten Novemberabend in Deutschland. Das Saarland ist achtmal so groß wie Malta, der einzige Inselstaat unter den sieben Zwergen und womöglich der, in dem die Ferien am schönsten und gleichermaßen am erschwinglichsten sind.
Diverse Hollywood-Blockbuster wurden hier gedreht. Malta ist schön, klar. Und Hape berühmt. Seine langjährige Abstinenz vom Fernsehgerät weckt ebenso Sehnsüchte. Beides zusammen muss die Leute ja vor den Bildschirm locken.
Humorvoll sollen diese Reisetipps sein, was die Sendung ein bisschen seicht macht. Kerkelings gespielte Angst vor einem Hai beispielsweise. Seine Begegnung mit einer einheimischen Schauspielerin, die in zahlreichen Produktionen mitgespielt hat, langweilt ein wenig. Schön aber, dass sie ihm „den Puff von «Game of Thrones»" zeigt und beide eine Szene aus der Serie versuchen nachzuspielen.
Ein bisschen Geschichte, gemischt mit Sehenswürdigkeiten, Talk mit Einheimischen und ein wenig Quatsch ist an sich ein Konzept, das funktionieren kann. Warum Kerkeling freilich unbedingt ins Kostüm der Queen schlüpfen muss, um historische Fakten zu erwähnen?
Malta besteht aus insgesamt zehn Inseln. Kann man wissen, muss man nicht. Jetzt weiß man´s. Hier gibt´s viele bunte Türen und noch mehr Schafe. Und Julia aus Sachsen-Anhalt, die auf einer der Inseln als Bäckerin arbeitet. Seit ein paar Jahren ist sie mit einem Einheimischen liiert. Kerkeling will beinahe schon einen Heiratsantrag vor der Kamera erzwingen.
Dann hetzt er bei Hitze weiter, trifft den Opernsänger Joseph Calleja. Und ja, man hatte es schon befürchtet: Beide singen zusammen. Hape zum Glück nur ein bisschen. In dieser Szene wirkt er auch optisch wie der jüngere Bruder von Roland Kaiser. War das da im Hintergrund Giovanni Zarrella?
Valletta ist wie Mannheim am Reißbrett entstanden, nur halt nicht so schön. Haha. Witz abgehakt, weiter zu einer traditionellen Modemacherin. Auch mit der wird eher ein bisschen gespaßt, als dass der Zuschauer wirklich etwas Insiderwissen erfährt. Muss ja auch nicht sein, die immer wieder eingestreuten Funfacts reichen doch aus.
Abgehakt und auf zur nächsten Station: Zu den Klippenspringern. Und siehe da: Darunter ein Hund. Weil der Tierschutz in Deutschland sowas nicht erlauben würde, dreht Vox halt auf Malta, wie der Vierbeiner ins Wasser hopst.
Schnitt. Musik, Bilder einer Kirche. 365 davon gibt´s auf den Inseln. Funfact! Und schnell weiter zu zwei Designern, die auch noch ein Café betreiben. Das nächsten Kratzen an der Oberfläche mit ein paar eingestreuten Sprüchen und Kerkeling natürlich in einem modischen Fummel auf dem Catwalk.
Nach 45 Netto-Minuten ist Malta abgehakt, so richtig viel Landestypisches gab´s aber nicht zu bestaunen. «Hape und die 7 Zwergstaaten» ist nicht wirklich richtig lustig, aber es zeigt auch nichts Weltbewegendes, was man noch nicht wusste oder wissen wollte. Vielleicht wird´s nächsten Sonntag interessanter und Hape Kerkeling läuft sich erst wieder warm. Ja, so wird´s sein. Garantiert. Wetten, dass...?
Übrigens: Demnächst gibt´s auf Vox «Ein Abend mit Hape Kerkeling», wenn der heute 56-Jährige dann aus seinem neuen Buch vorlesen und Titel aus seinem aktuellen Album singen darf.
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