Stab
Darsteller: Jörg Hartmann, Anna Schudt, Stefanie Reinsperger, Rick Okon, Sybille J. Schedwill, Tilmann StraußMusik: Martin Berger, Matthias Wolf, Martin Rott
Kamera: Aljoscha Hennig BVK
Drehbuch: Arnd Mayer und Claudia Matschulla
Regie: Ayse Polat
Polizisten haben im Allgemeinen viele Feinde, weswegen das Team um Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) mächtig viele Stellen abklappern darf: angefangen bei den eigenen Kollegen, die mit dem Mordopfer zusammengearbeitet hatten und sich merkwürdig verschlossen geben. Die Leiterin der entsprechenden Abteilung ist dabei eine alte Bekannte von Martina Bönisch, und schnell schimmert da eine alte Beziehung wieder auf, die nicht ganz frei von Konkurrenzdenken war.
Aber Polizistenmörder finden sich nicht ausschließlich in den eigenen Reihen – vor allem, wenn das Opfer ein sehr spannendes und ausschweifendes Privatleben hatte, so wie in diesem Falle. Der tote Bulle verbrachte seine Freizeit damit, mit so vielen Frauen wie möglich schlafen: nicht einmal so sehr wegen seiner grenzenlosen sexuellen Energie, sondern eher motiviert durch eine Besessenheit von Macht und Dominanz: Pick-up-Artists nennt sich diese Subkultur aus verstockten Männern, die keine abkriegen, die Schuld daran der verweichlichten Gesellschaft geben, in der man kein Mann mehr sein darf, um sich dann das zu nehmen, wovon man meint, dass es einem zusteht. Es wird nicht lange dauern, bis auch Faber und Bönisch so ein „Seminar“ besuchen.
Letztgenannte Szene ist wahrscheinlich die gelungenste in dieser «Tatort»-Folge, weil sie darin das Meiste aus ihren beiden Hauptfiguren herausholt. Martina Bönisch ist schließlich nicht auf den Mund gefallen, und ein arroganter Blender, der eine dominante Show abzieht, muss schon früher aufstehen, um ihr das Wasser zu reichen. Peter Faber hat die einfachen Tricks des Mannes auch schon viele Male in seinem Leben gesehen, spielt das Spiel aber eine Weile länger mit, nur um ihn dann umso brutaler auflaufen zu lassen.
Doch irgendwie ist alles anstrengend an diesem Film: Der Versuch etwa, ein möglichst weites Täterspektrum ins Feld zu führen, von denen lange keines wirklich weiterverfolgt wird, genauso wie eine etwas bizarr wirkende Liebesgeschichte, die im letzten Drittel zunehmend das Handlungsgeflecht zu dominieren beginnt. Ebenso sticht die Unentschlossenheit heraus, wie stark man die Hauptermittler – Faber und Bönisch – emotional Teil der Verdächtigenfiguren werden lassen möchte; diese Idee wird nur kurz angespielt, um gleich wieder fallen gelassen zu werden. Mit etwas mehr Konsequenz wäre wohl ein Film mit größerem Nachhall entstanden.
Der Film «Tatort – Masken» ist am Sonntag, den 28. November um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
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