Interview

Gisa Flake: ‚Die Filme sind für mich zeithistorische Dokumente‘

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Schauspielerin und Kabarettistin Gisa Flake spielt am Sonntag im «Polizeiruf 110: Hermann» an der Seite von Lucas Gregorowicz. Dass sie Lust auf mehr Kommissar-Rollen hat, verrät sie im Quotenmeter-Interview.

Hallo Frau Gisa Flake, vielen Dank für Ihre Zeit. Ihre Rollen sind sehr vielseitig, unter anderem waren Sie zuletzt in «Queens of Comedy» und der «heute-show» zu sehen. Nun sind Sie im neuen «Polizeiruf 110» zu sehen. Wie schwer fällt Ihnen die Umstellung von Comedy zu Krimi?
Ich bin sehr dankbar, dass ich so zwischen den Genres hin und her hüpfen darf, aber eine große Umstellung verspüre ich dabei gar nicht. Ob nun Drama oder Komödie, Serie oder Film: die Ernsthaftigkeit und der Respekt vor der jeweiligen Figur stehen immer am Anfang jedes neuen Projekts.

Sowohl bei «Ella Schön» als auch bei «Queens of Comedy» haben Sie mit Annette Frier zusammengearbeitet. Passt die Chemie zwischen Ihnen einfach so gut?
Annette Frier ist eine Kollegin, die ich unfassbar schätze. Sie ist nicht nur eine intelligente Spielerin, sondern auch eine sehr aufmerksame Zuhörerin. Dadurch ergibt sich immer mit ihr eine sehr angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre. Aber Sie müssen jetzt ganz tapfer sein: Auch wenn wir im gleichen Format «Comedy Queens» waren, hatte ich keinen einzigen Sketch mit ihr. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!

Auch mit Caroline Frier standen Sie für «Schwester, Schwester» vor der Kamera. Habe sich daraus Freundschaften gebildet?
Meine ‚Überdosis Frier‘ der letzten Jahre find ich absolut großartig! Zudem hat mein Mann, Knud Riepen, schon vor mir mit den beiden mehrere Projekte – unter anderem bei «Danni Lowinski» – gedreht. Da kommt es ja quasi zwangsläufig zu der ein oder anderen freundschaftlichen Flasche Wein…

2021 feierte der «Polizeiruf» sein 50-jähriges Bestehen, waren Sie schon immer Fan der Filmreihe?
Ich durfte dieses Jahr in der Jury des Fernsehkrimifestivals sitzen und habe einmal mehr die erzählerische Qualität des Polizeirufs sehr zu schätzen gelernt. Aber ich bleibe gerade bei den alten Fällen aus den 70ern immer wieder hängen: Ich habe den Eindruck, dass es kaum ein Format gibt, was so nah die Realitäten der Menschen in der DDR abgebildet hat, wie der Polizeiruf. Die Filme sind für mich zeithistorische Dokumente.

Ist Ihnen bei der Vorbereitung auf Ihre Rolle eigentlich bewusst gewesen, welche Tradition Sie fortführen?
Ich war mir sehr über die Bedeutung des Polizeirufs bewusst, nicht zuletzt über den Sendeplatz am Sontag um 20:15 Uhr, und war dementsprechend euphorisch, als ich die Zusage bekam! Die Tradition einer Figur hatte aber eher Lucas Gregorowicz zu erfüllen, der genau wusste, wo sein Adam Raczek im Laufe der Filme mittlerweile emotional steht, im Gegensatz zu mir, die mit Alexandra Schilde eine neue Kommissarin in die lange Ahnenreihe des Polizeirufs einfügen durfte.

Die Dreharbeiten zu «Hermann» fanden im Hochsommer statt, konnte man dadurch etwas entspannter mit der Corona-Pandemie umgehen?
Die Produktionsfirmen haben sich mittlerweile auf die Umstände gut eingestellt. Wir wurden täglich getestet, es herrschte Maskenpflicht im Team, die Hygienebeauftragten haben wirklich täglich auf die Einhaltung der Maßnahmen geachtet. Das einzige was mir dadurch fehlt, sind die Momente, in denen man mit dem ganzen Team nach Feierabend oder nach Drehende noch zusammen sein kann.

Können Sie unseren Lesern kurz erklären, worum es in «Hermann» geht?
Es geht um Besitzverhältnisse in Cottbus, um Schuld und Geheimverstecke, um eine Geschichte über Verrat und Freundschaft in den 30er Jahren. Und um eine tatkräftige Kommissarin, die im Kompetenzgerangel zwischen alten Freunden und einem Kommissar, der am liebsten schnell wieder weg will, einen Mord aufklären soll.

Ihr Kollege Lucas Gregorowicz sagte vor einigen Jahren zu uns: „Der Kommissar ist schauspielerisch nicht das Aufregendste.“ Würde Sie dem zustimmen?
Fragen sie mich das bitte nochmal, wenn ich ein paar Jahre eine Kommissarin gespielt habe… Bis jetzt gefällt mir die Vorstellung sehr, einen Charakter über mehrere Teile kennenzulernen und dabei jedes Mal auf neue Fälle, Menschen und Herausforderungen zu stoßen. Wenn auf die Psychologie einer Figur in einer Reihe eingegangen wird, ist mir der Berufsstand, ob Kommissarin oder Metzgerin, fast egal.

Stehen Sie lieber als Kabarettistin oder Schauspielerin in ernsteren Rollen vor der Kamera?
Als Kabarettistin stand ich noch nie vor einer Kamera, da kann ich keine Vergleiche ziehen. Aber ich vermisse schon sehr die Bühne, den direkten Austausch mit dem Publikum und auch die Freiheit des eigenen Wortes. Ich glaube, ich brauche die Mischung: mal als kabarettistische Sängerin allein auf einer Kleinkunstbühne, dann wieder als Teamplayerin vor der Kamera, als Hörbuchsprecherin im Studio oder als Drehbuchautorin am Schreibtisch – ich will mich weiterentwickeln und gucken, was alles noch auf mich zukommt!

Darf sich das Publikum auf weitere Einsätze von Ihnen beim «Polizeiruf» freuen?
Das liegt leider nicht in meiner Hand! Ich bin in diesem Fall ja quasi nur die ‚Lücken-Kommissarin‘ zwischen Maria Simon und André Kaczmarczyk. Aber ich hätte absolut nichts dagegen, meinen nächsten Sommer wieder im überraschend schönen Cottbus – oder an einem anderem (räuspert sich) Tatort – zu verbringen!

Frau Flake, vielen Dank für das Gespräch.

Das Erste zeigt «Polizeiruf 110: Hermann» mit Gisa Flake am Sonntag, 5. Dezember, um 20:15 Uhr.


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