Stab
Darsteller: Emma Bading, Jannik Schümann, Jeanette Hain, Devid Striesow, Rainer Bock, Suzanne von BorsodyBuch & Creative Producer: Benedikt Gollhardt nach seinem gleichnamigen Roman
Regie: Isa Prahl
Kamera: Andreas Köhler
Editor: Daniel Scheuch
Musik: Volker Bertelmann
Nicht ganz: Denn Nick ist auf Julia angesetzt worden, von einem sehr ernst dreinblickenden älteren Mann (Devid Striesow). Das dürfte mit Nicks anderen Kontakten zu einer seltsamen Gruppe zu tun haben, die zurückgezogen in den Wäldern der Eifel haust, wo noch heute die Ruinen des einstigen Westwalls stehen, der im Krieg vor den französischen Truppen schützen sollte. Und Krieg, das will die Gruppe, mit der dieser Nick irgendwie in Verbindung steht, auch, zumindest ihre Anführerin, die ihre Mitglieder selbst ausgewählt hat: Die Gesellschaft, brüllt sie ihnen abends am Lagerfeuer vor, hat sie einfach ausgespuckt und auf der Straße verenden lassen, um Immigranten und ausländische Sozialschmarotzer zu alimentieren.
Warum genau die Jungpolizistin Julia mit dieser Gruppe in Verbindung treten soll, wie knietief Nick, der immerhin ein Hakenkreuz auf den Rücken tätowiert hat, in diesen rechtsradikalen Verbindungen feststeckt, wo die persönliche Verbindung zwischen all den Leitfiguren herrührt – das sind die zentralen Fragen, die die erste Folge der neuen ZDF-Serie aufwirft und die die Zuschauer bei der Stange halten soll.
Deutlich spannender als diese Thriller-Ansätze ist natürlich das Gesamtthema, das dieses Format anstoßen will, womit es schier gar zur Serie dieser Zeit wird: Rechtsradikale Mordserien erschüttern Deutschland schon seit vielen Jahren wieder, rechtsradikale Polizisten fragen auf Polizeicomputern die Wohnadressen linker Journalisten und Aktivisten ab, und der Verfassungsschutz hat nicht nur wegen seiner zwielichtigen V-Mann-Strukturen ein verdammt großes Problem mit eigenen rechtsradikalen Umtrieben. Nimmt man dann noch Querdenkerproteste hinzu, die ins rechte Milieu oft vollkommen anschlussfähig sind, und schon sitzt man in Deutschland auf einem Pulverfass – bei dem im Extremfall nicht mehr so viel fehlt, dass aus ihm so etwas wird wie in «Westwall».
Oft ist das in dieser Serie aber etwas dick aufgetragen, die Verstrickungen wirken zu einfach, gerade der gute, junge reuige Nazi oft nicht sonderlich authentisch. Die Geschichte um eine junge Frau, die als Polizistin für „die Guten“ kämpfen will und es nun mit einem rechtsradikalen Mob zu tun bekommt, der das Land in Schutt und Asche bomben will, um seinen Wunsch zu bekommen, ist da schon gelungener und auch interessanter – nicht zuletzt, weil auch Emma Bading in der Hauptrolle durchgehend überzeugt.
In ZDFneo sind die sechs Folgen von «Westwall» in einer Marathon-Programmierung am 7. und 8. Dezember zu sehen, jeweils ab 20.15 Uhr.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
06.12.2021 11:52 Uhr 1