Interview

Daniel Donskoy: ‘«Schlafschafe» sollte kein erhobener Zeigefinger sein’

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Der Schauspieler hat wohl das beste Jahr hinter sich: Moderation des Filmpreises, zahlreiche Filme und Serien und sogar eine Late-Night-Show.

Unsere Leser haben Sie für Ihre Darstellung in der Serie «Schlafschafe» zum besten Schauspieler des vergangenen Fernsehjahres gewählt. Haben Sie sich über das zahlreiche Feedback gefreut?
Natürlich hat mich die Nominierung für «Schlafschafe», sowie auch für mein Schauspiel sehr gefreut. Umso schöner ist es, wenn die Zuschauer*Innen über einen Preis abstimmen und man dann gewinnt. Also hiermit: Vielen Dank fürs abstimmen. Die Rolle Tom war eine neue Herausforderung für mich, genauso wie das Thema Verschwörungstheorien und deren verherrende Auswirkungen auf das Familienleben der Protagonist*innen

«Schlafschafe» beschäftigte sich mit Menschen, die mit den Corona-Maßnahmen hadern und dann auch hinterfragen. Traf die Serie den Nerv der Zeit?
Die Instant-Fiction-Offensive des ZDFs kann ich nur befürworten. Manchmal braucht man ein wenig fiktionale Distanz um sehr aktuelle Themen zu behandeln. «Schlafschafe» sollte kein erhobener Zeigefinger sein, sondern eine behutsame Beobachtung einer Familie, die wegen Fake News und Verschwörungstheorien zu zerbrechen droht. Viele Menschen waren damit auf persönlicher Ebene konfroniert und haben sich dadruch sicherlich auch durch «Schlafschafe» angesprochen gefühlt. Gesellschaftskrtitisch waren wir, aber es war keine politische Serie und das ist auch gut so.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder verordnete den Bayern Mitte Januar die FFP2-Masken, trotzdem gingen die Zahlen nicht runter.
Das können sie gerne die Kolleg*innen von #allesdichtmachen fragen. Ich glaube an die Wissenschaft und nicht ans Wunschdenken oder “alternative” Expert*innen.

Im August versendete RTL an zwei Abenden die dritte und letzte Staffel von «Sankt Maik». Die Serie fuhr teilweise gute Marktanteile ein, aber die Zuschauerzahlen waren überschaubar. Sind Sie von dieser Strategie von den RTL-Verantwortlichen enttäuscht?
Zum Glück muss ich mir über die Strategien des linearen Fernsehens keine Gedanken machen. Meine Zeit bei «Sankt Maik» war mit Ende der Dreharbeiten zur letzten Staffel vorbei. Die Fans waren bestimmt ein wenig enttäuscht - das konnte man auf Social Media vernehmen. Aber was die sonstige Neuausrichtung von RTL angeht, bin ich gespannt. Ich freue mich schon sehr, wenn Ende November «Faking Hitler» bei RTL+ gezeigt wird.

Anfang Oktober durften Sie mit Ihren Kollegen wieder auf die große Bühne, denn «Der Deutsche Filmpreis» wurde verliehen. Wie hat Ihnen die Verleihung gefallen?
Ich hatte großen Respekt vor der Aufgabe – denn meine Moderationserfahrung ließ sich vorher an genau einem Finger abzählen und zwar «Freitagnacht Jews». Durch die Zusammenarbeit mit meinem inspirierenden Team, rund um den Komponisten Karim Sebastian Elias, mit dem wir alle Songs für die Verleihung geschrieben haben und den Autor*innen Samira El Ouassil und Martin Schlesinger, war es eine Bereicherung in jeglicher Hinsicht. Der künstlerische Leiter Nico Hofmann wollte große Bilder zeichnen und die Branche nach 1,5 Jahren Pandemie an diesem Abend vereinen. Das haben wir dann mit unserem Konzept umgesetzt, mit einer großen Opening Nummer und politischen Statements – es war ein runder Abend und ich war am Ende zufrieden.

Wie lang haben Sie mit Ihrem Team an der knapp zweieinhalbstündigen Sendung geprobt?
Geschrieben, komponiert und ausgedacht haben wir uns die Show über viele Wochen, aber da ich direkt vom «Barbarians» Dreh angereist bin, hatten wir für die tatsächlichen Proben vor Ort nur wenige Tage.

Jetzt standen Sie für «KI – Die letzte Erfindung» vor der Kamera. Wie liefen die Dreharbeiten in der Pandemie ab?
Testen, Masken und so gut wie möglich isolieren… Gedreht hatten wir ja schon Ende 2020 und da sah die Welt noch etwas furchterregender aus, was Corona angeht. Aber durch das gute Hygienekonzept, an das sich alle gehalten haben, konnten wir das Projekt, wie geplant bewerkstelligen

Können Sie unseren Lesern sagen, worüber dieser Spielfilm handelt?
Auf der einen Seite geht es um die zentrale gesellschaftliche Frage wie uns künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren und Jahrzenten prägen und verändern wird. Ganz spezifisch haben wir zwei Protagonisten. «Vida» gespielt von meiner wundervollen Kollegin Lisa Bitter, die in der KI-Forschung arbeitet und versucht mittels dieser die Erkrankung ihres Vaters zu heilen - dabei umgeht sie, die im Film vorgeschriebenen Gesetze zur Sicherung der KI. Denn: Die KI in unserem Film, ist verdammt gefährlich. Auf der anderen Seite steht mein Figur “Tom”, der seinen Job an eine KI verloren hat. Er wurde als Anwalt nutzlos und will nun mittels Hirn Enhancement Chip zu hochtouren auflaufen, was sein Verständnis von Moral und die Beziehung zu seiner Frau vor große Herausforderungen stellt.

Sie bekommen einen Chip im Gehirn verpflanzt. Das hört sich schlimm an! Kann der Mensch dann überhaupt noch freie Entscheidungen treffen?
Als neugieriger Mensch fände ich es schon spannend zu sehen, wie sehr man das eigene Potential mit so einem Chip optimieren kann. ich hätte weniger Angst vor dem Schwinden freier Entscheidungen, sondern mehr davor, dass die Individualität des menschlichen Charakters schwinden könnte. Denn neben allem was wir wissen und uns an Eigenschaften aneignen ist vieles unserer Persönlichkeit durch die Sozialisierung und unserer Emotionen bestimmt. Ich denke, die Zukunft wird solche Enhancements mit sich bringen und dann können wir uns statt wie heute zu philosophieren, bald schon echte Erfahrungsberichte lesen.

Sie sind ein beliebter Schauspieler und Sie widmen sich den harten Themen. Bei «Schlafschafe» spielen Sie ein solches Schaf, in «KI – Die letzte Erfindung» einen optimierten Menschen. Corona-Leugner haben Sie aber dann doch sicherlich nicht unter Ihren Fans?
Bestimmt gibt es unter den Menschen, die mir zum Beispiel auf den sozialen Medien folgen auch solche mit denen ich sehr unterschiedlicher Meinung bin. Aber richtige Corona-Leugner werden Sie da wahrschienlich nicht finden. Aber ich habe gehört so machner Vegane-Nazi Koch sucht händeringend neue Gefolgschaft.

(lacht) Besten Dank!

«KI – Die letzte Erfindung» läuft am Mittwoch, den 15. Dezember, um 23.15 Uhr im ZDF. Der Film ist bereits in der Mediathek. Die Serie «Schlafschafe» ist ebenso in der ZDF-Mediathek verfügbar. «Faking Hitler», in der Donskoy ebenfalls mitwirkt, ist bei RTL+ zu sehen. «Wenn das fünfte Lichtlein brennt» ist in der ARD-Mediathek. «Freitagnacht Jews» gibt’s ebenso in der ARD-Mediathek, aber auch auf YouTube.

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