Interview

Bruno Alexander: 'Von der Idee einer Mockumentary waren nicht alle überzeugt'

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Im Interview verrät Bruno Alexander, wie es dazu kam, dass er in Amazons «Die Discounter» mitspielt. Eigentlich war er nur als Autor vorgesehen. Auch wie er sich auf die Rolle als Boris Becker in «Der Rebell» vorbereitet hat, erzählt der Jungschauspieler.

Aktuell sind Sie ja ein vielbeschäftigter Mann. Binnen weniger Tage sind sie als Boris Becker in RTLs «Der Rebell» und als Supermarkt-Mitarbeiter Titus in Amazons «Die Discounter» zu sehen. Kommt die Weihnachtsruhe genau richtig für Sie?
Ich finde die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr immer ganz entspannend, weil man weiß, dass gerade keiner so richtig was macht. Da fällt es mir dann leichter zur Ruhe zu kommen. Dieses Jahr ist es aber so, dass ich in zwei Drehbuchentwicklungen stecke, an denen noch gefeilt werden muss. Das mache ich aber auch in der Weihnachtszeit gerne.

Sie hatten in diesem Jahr mit «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» ihren endgültigen Durchbruch. Hat sich Ihr Leben seitdem sehr verändert?
Ich finde es immer schwer zu sagen, ob und wie sich mein Leben dadurch verändert hat. Es hat mein Leben auf jeden Fall auf irgendeine Art beeinflusst und es hat auch etwas mit meiner Persönlichkeit gemacht. Das waren sehr intensive und emotionale Produktionen. Die gehen nicht einfach an mir vorbei. Ich habe aber auch viel über mich gelernt.

Sie agieren in «Die Discounter» nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Autor und Regisseur. Haben Sie die Geschichte im Wissen verfasst, dass Sie eine Rolle übernehmen werden?
Nein. Beim Schreiben hatten wir (Emil Belton, Oskar Belton und ich) nur Nura für die Rolle Flora im Kopf. Christian Ulmen hatte sie früh gefragt, ob sie mitspielen wolle. Das wollte sie auf jeden Fall. Dann hatten wir nur noch gehofft, dass sie auch spielen kann. Auch das hat funktioniert.
Bei der Rolle Titus war es fast ein Zufall. Während des Schreibens hatten wir das starke Gefühl, dass wir die Serie nicht klassisch auflösen können, sondern wir uns für das Mockumentary-Format entscheiden müssen. Von der Idee waren nicht alle direkt überzeugt, weshalb wir abgemacht haben, einen Testdreh zu organisieren, um auszuprobieren, ob eine Mockumentary das richtige Format ist. Weil zu dem Zeitpunkt noch keine der Rollen besetzt waren, haben wir erstmal befreundete SchauspielerInnen gefragt, ob sie mitmachen. Auch Titus hatten wir noch nicht besetzt. Ich habe dann einfach gesagt, dass ich ihn bei dem Testdreh spiele. Als Christian die Probefolge dann gesehen hat, meinte er, er würde sich wünschen, dass ich Titus spiele. Ja und so kam’s.

Sie sind ein erfolgreicher Jungschauspieler, mussten Sie in ihrem Leben jemals an der Kasse sitzen oder Regale einräumen? Woher habe Sie Ihre Erfahrungen für das Drehbuch genommen?
Ich habe mit 14 Pizza ausgeliefert. Das war aber gar nichts für mich. Nach einer Woche war Abrechnungstag und irgendwie bin ich mit -14,00 Euro aus dem ganzen Ding rausgegangen.
Für die Recherche zu «Die Discounter» haben Emil, Oskar und ich drei Tage lang in einem Supermarkt gearbeitet. An der Kasse, im Lager und auf der Fläche. Da haben wir auf jeden Fall viel mitbekommen. Besonders haben uns die MitarbeiterInnen inspiriert. Viele interessante und erzählenswerte Charaktere. Das haben uns auch alle Leute erzählt, die in einem Supermarkt arbeiten oder gearbeitet haben, das interessanteste seien die Leute, die im Supermarkt so arbeiten. Das macht die Serie auch so sehenswert. Die Charaktere und deren Beziehungen untereinander.
Für viele der Storys war unser eigenes Leben aber schon Recherche genug, weil die meisten Geschichten ja ganz normale jugendliche Themen sind und nur nebenbei in einem Supermarkt spielen.

Kassierer im Supermarkt sind meist das letzte Glied in der Kette, kriegen häufig aber den meisten Frust der Kunden ab. Haben Sie einen Tipp, wie man als ungeduldiger Kunde dennoch freundlich bleiben kann?
Wir gehen auch auf nervige Kunden ein. Aber die kommen bei Kolinski nicht weit, wenn sie auf eine Flora oder einen Peter treffen…
Ich habe das Gefühl, dass viele Leute vergessen, dass sie an der Kasse nicht mit einer Maschine, sondern mit einem Menschen sprechen. Man automatisiert sehr schnell sobald man einkaufen geht und sagt diese Dinge wie „Schönen Tag“ und „Danke“ oft sehr trocken. Wenn man beim nächsten Einkauf aber mal darauf achtet diese Floskeln wirklich ernst zu meinen, macht man einem Kassierer oder einer Kassiererin vielleicht echt eine Freude.

Was kann der Zuschauer sonst noch alles von «Die Discounter» erwarten? Den typischen Christian-Ulmen-Humor?
Der schimmert in der ersten Folge schon ein bisschen durch, mit dem Auftritt von Fahri Yardim. «Die Discounter» unterscheidet sich aber insofern von zum Beispiel «jerks.», als dass der ganze Supermarkt mit seinen Gestalten, ein bisschen überzogener ist. Aber nicht auf eine nervige und unrealistische Art, sondern auf eine sehr angenehme. Manchmal ist es lustig, manchmal extrem cringe und manchmal auch ein bisschen traurig.

Wie erwähnt verkörpern Sie auch den jungen Boris Becker. Sie sind Jahrgang 1999, im gleichen Jahr beendete Boris Becker seine sportliche Karriere. Was verbinden Sie mit dem Ausnahmesportler? Tatsächlich sportliches oder doch eher Stichworte wie Besenkammer?
Bevor ich mit der Recherche begonnen habe, wusste ich nur, dass Boris Becker wohl irgendwie ein ganz guter Tennisspieler war. Erst als ich mich näher mit dem Thema beschäftigt habe, habe ich gecheckt, was Boris Becker da alles erreicht hat und was für eine Legende er eigentlich ist. Parallel dazu ist dann auch mein Respekt der Rolle gegenüber gewachsen.

Was es schwer, die Boulevardberichterstattung der letzten Jahre um die Person Boris Becker in Vorbereitung auf den Film auszublenden?
Nein, überhaupt nicht. Das war einfach nicht Thema des Films. Hat mich ehrlich gesagt auch nicht interessiert.

Wie gut können Sie eigentlich Tennis spielen?
Ich konnte vorher ein bisschen spielen, aber nicht so wie Boris Becker… Das heißt, ich musste vier Monate jeden Tag trainieren. Außerdem habe ich 10-15 kg an Muskeln draufgepackt, um mich der Rolle physisch zu nähern.

Bei RTL erhalten Sie durch die Einschaltquoten am nächsten Tag ein direktes Feedback. Bei Amazon werden die Streamingzahlen unter Verschluss gehalten. Wünschten Sie das wäre anders?
Mich würde schon sehr interessieren, wie die Zahlen bei den Streamern so aussehen. Aber tatsächlich ist Instagram da ein ganz guter Vergleichswert. Bei «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» habe ich zum Beispiel immer anhand der Nationalitäten meiner Follower mitbekommen, in welchem Land die Serie gerade gut ankommt.


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