Interview

«Kitz»-Produzenten: ‚Wir lieben die Berge‘

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Showrunner Nikolaus Schulz-Dornburg und Vitus Reinbold bringen kurz vor Silvester ein spektakuläres Drama in sechs Akten zu Netflix. Nicht nur die Kulisse ist besonders, auch die Story hält Überraschungen bereit.

Sie haben sich zusammengesetzt, um eine neue Young Adult-Serie namens «Kitz» für Netflix zu produzieren. Worauf können Sie sich unsere Leser freuen?
«Kitz» ist ein deutschsprachiges Young Adult Drama, das das Aufeinandertreffen verschiedener sozialer Klassen und aktuelle Anliegen der jüngeren Generation kombiniert und mit Rachethriller-Elementen anreichert. Kurz beschrieben würden wir sagen es ist spannend, charmant und sexy. Das alles in einem der ikonischsten Ferienorte der Alpen, Kitzbühel – ein Schauplatz, der in diesem Genre noch nicht bespielt wurde.

In den Presseunterlagen, die uns zugesandt wurden, stand, sie werden bei «Kitz» die Münchner Schickeria miteinfließen lassen. Noch heute denkt man da an «Kir Royal» zurück.
Kitzbühel wird nicht umsonst der „Nobelvorort“ von München bezeichnet, in erster Linie von besagter Schickeria selbst. Wir erzählen die Konflikte zwischen reichem Jet-Set und Einheimischen. Und dabei auf unterhaltsame Weise die Hassliebe zwischen beiden Seiten zeigen und wie schon bei «Kir Royal» Fragen über Klasse und Status in den Raum stellen.

Ihr Team drehte im zweiten Corona-Lockdown zwischen November 2020 und 2021 in Kitzbühel. Waren zu diesem Zeitpunkt überhaupt Touristen unterwegs?
Kurz vor Drehbeginn mussten in Kitzbühel alle Hotels wegen des Lockdowns schließen. Wir durften aufgrund unseres Hygienekonzepts trotzdem drehen. Dementsprechend waren die Locals in dieser Zeit neben der Pandemie nur mit unseren Straßensperrungen und Kunstschnee konfrontiert. Nach Kitzbühel haben wir ja noch in Berchtesgaden gedreht und auch dort fanden wir geschlossene Hotels und keine Touristen.

Bewegten Sie sich bei den Dreharbeiten in einer eigenen Blase oder konnten Sie auch den Austausch mit Einheimischen suchen?
Das Team war größtenteils in einem Familienhotel untergebracht und wir fühlten uns gleich wie zu Hause. Die Hauptdarstellerin Sofie Eifertinger wäre gerne vor dem Dreh zur Recherche bei einer einheimischen Familie unter gekommen, um den Tiroler Flair direkt zu erleben. Dies ging leider aufgrund der Pandemie nicht.

Das Setting Ihrer Serie ist außergewöhnlich. Wollten Sie schon immer ein Projekt im Schnee und in den Bergen umsetzen?
Wir beide lieben die Berge. Schon als Kinder ging es nach Tirol zum Skifahren. Eine Young-Adult-Serie in einem glitzernden winterlichen Gewand fanden wir auch im Vergleich zu internationalen Vorbildern besonders.

«Kitz» ist divers aufgestellt, beispielsweise wird eine queere Liebesgeschichte erzählt. Wie wichtig war Ihnen, die Serie an die heutige Realität der jungen Menschen anzupassen?
Extrem wichtig. Die Auswirkungen von Social Media, die Findung von Identität und Sexualität – all das sind Themen, die junge Generationen beschäftigen. Wir wollten eine queere Liebesgeschichte unbedingt mal ein bisschen anders erzählen, und uns nicht am klassischen Coming-Out entlang hangeln. Dass die beiden Charaktere schwul sind, ist Teil ihrer Figuren, definiert sie aber nicht. Der Konflikt zwischen ihnen ist universell. Und das war unser Ansatz bei der Entwicklung aller Figuren.

In «Kitz» trinkt ihre Figur Chardonnay zum Frühstück. Ist das ein Problem? Ist das Verharmlosung von Alkoholmissbrauch?
Das finden wir nicht. Ja, zu Beginn der Serie hat man noch Lust mitzutrinken. Aber je mehr man hinter die Fassaden der Figuren schaut, desto weniger Glanz bleibt übrig. Der Chardonnay zum Frühstück wirkt dann nur noch traurig und soll auf die dahinterliegenden Probleme der Figur hinweisen.

Während der Corona-Pandemie ist der Konsum von Alkohol in den eigenen vier Wänden massiv gestiegen. Haben Sie auch solche Phasen erlebt?
Wir waren seit Beginn der Pandemie fast ausschließlich mit «Kitz» beschäftigt, da bleibt zum Glück wenig Zeit für solche Phasen.

Inwieweit beschäftigt sich eure Serie auch mit dem Thema Cancel Culture?
Wir erzählen eine Geschichte über den „schönen Schein“ und was dahinter steckt. Dabei entstand schon sehr früh die Figur der Vanessa. Beim Entwickeln des Rache-Plots haben wir uns dann die Frage gestellt: Was ist das Wichtigste, was man einer Influencerin nehmen kann? Das perfekte Image. Damit sind wir dann beim Thema Cancel Culture gelandet.

Netflix hat 214 Millionen zahlende Abonnenten und ein riesiges Angebot von Serien. Nach welchen Serien sollte der Algorithmus – Ihrer Meinung nach – «Kitz» empfehlen? Wäre zum Beispiel nach dem Ende von «Squid Game» ein Segen oder eher Fluch, da die Zuschauer vielleicht lieber Horror sehen wollen?
Es geht immer noch nicht in unseren Kopf, dass diese Szenen und Figuren, die wir uns vor ein paar Jahren beim Spazierengehen im Englischen Garten ausgedacht haben, bald von Jugendlichen am anderen Ende der Welt gesehen werden könnten. Wir hoffen der Algorithmus macht seinen Job gut und empfiehlt die Serie möglichst viele Zuschauern. Wir freuen uns über alle Besucher:innen in «Kitz» egal ob sie davor «Squid Game», «Emily in Paris» oder «Selling Sunset» gesehen haben.

Danke! Ich habe Ihre Serie schon gesehen und kann Sie jedem empfehlen!

«Kitz» ist ab dem 30. Dezember 2021 bei Netflix verfügbar.

Kurz-URL: qmde.de/131449
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