Die Kritiker

«Wenn die Stille einkehrt»

von

Spät in der Nacht versendet das Erste eine spannende schwedisch-dänische Miniserie. Warum sich das Einschalten lohnt.

Die Rollen und ihre Darsteller

Jacob Lohmann als Morten Dalsgård
Karen-Lise Mynster als Elisabeth Hoffmann
Henning Jensen als Holger
Lærke Petersen als Ginger Katinka
Malin Crépin als Lisa
Viola Martinsen als Marie
Am 13. Januar 2015 haben es die Menschen in Paris erleben müssen: Neben dem Anschlag auf das bekannte Musiklokal namens Bataclan starben Dutzende Menschen bei Attentaten auf verschiedene Pariser Restaurants. Die erschreckenden Szenen glichen einem Kriegsgebiet.

Ein ähnliches Szenario bildet auch den Gegenstand der zehnteiligen dänisch-schwedischen Koproduktion «Wenn die Stille einkehrt», die zur Gänze in den Nächten von Donnerstag auf Freitag und Freitag auf Samstag im Ersten zu sehen sein wird, nachdem sie im Sommer letzten Jahres bereits auf arte für Furore gesorgt hat.

Dabei entschieden sich die Autorinnen Dorte W. Høgh und Ida Maria Rydén für einen Ansatz, bei dem Zeit- und Figurenebenen konsequent miteinander vermischt werden, um gleichzeitig herauszustellen, wie stark die wechselseitigen Beziehungen in verschiedensten Lebensläufen einander beeinflussen, etwa wie in dem berühmten US-amerikanischen Blockbuster «L. A. Crash»: In «Wenn die Stille einkehrt», sind es vornehmlich acht Personen und ihre jeweiligen Familien, die in den Tagen vor und nach dem Anschlag beobachtet werden.

Zum Beispiel die fast 70 Jahre alte Justizministerin Elisabeth Hoffmann (Karen-Lise Mynster), die bei den Themen Strafvollzug und Asylgesetze eine betont liberale Haltung vertritt. So lehnt sie es ab, geduldete Asylanten Meldepflichten aufzuerlegen, und legt beim Neubau von Gefängnissen wert, dass sie in jeder Hinsicht darauf ausgelegt sind, den Insassen einen Weg zurück in die Gesellschaft zu ebnen. Als (wenige vor dem Anschlag) in der Nähe eines Asylheims eine Tasche mit automatischen Schusswaffen und kiloweise Munition gefunden wird, ahnt sie, dass sie politisch bald in Bedrängnis geraten wird. Eine willkommene Gelegenheit für ihre Ehefrau, die sie schon seit einiger Zeit dazu überreden will, endlich aus dem politischen Leben auszuscheiden.

Auch der Restaurantbetreiber, in dessen Räumlichkeiten sich der Anschlag ereignen wird, führt kein einfaches Leben: Er hat den Laden erst neun Tage vor dem Massaker übernommen, noch dazu mit einem ziemlich miesen Trick, weil er das Gesundheitsamt über die zahlreichen Verfehlungen seines Vorgängers informiert hat.

Währenddessen hat ein Wasserinstallateur eine Lebenskrise: In einem Altenheim soll er eigentlich nur die Anschlüsse der Waschbecken überprüfen, als er einen alten Mann hilflos auf der Toilette vorfindet. Die unschöne Situation vergegenwärtigt ihm, wie traurig das Leben enden kann, einsam, verlassen und vernachlässigt in einem dänischen Pflegeheim. Gut, dass er seinen Kindern eine bessere Existenz ermöglicht. Doch dann landet sein Sohn mit einer Überdosis eines Drogencocktails in der Klinik. Hat er als Vater versagt?

In den nächsten Folgen werden noch mehrere neue Figuren eingeführt, deren Privatleben ähnlich kompliziert ist wie das der drei bereits beschriebenen Charaktere. Diese (auch emotionale) Komplexität macht sich bezahlt, schließlich hallt der Verflechtungseffekt der verschiedenen Lebenswege daraufhin nur mit umso größerem Widerhall nach. So entsteht eine Serie, deren Sogwirkung schon nach der ersten Folge richtig durchschlägt.

Kurz-URL: qmde.de/131803
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelChristian Körner verlässt RTL Deutschlandnächster ArtikelOpdenhövel stapelt hoch
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung