Interview

Thomas Müller: ‚Sinnvoll, das Publikum auf vielen Plattformen abzuholen‘

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In Deutschland werden viele Podcasts gehört, inzwischen zählt die ARD Audiothek zur zweiterfolgreichsten Plattform. Wir sprachen mit dem Audiothek-Channelmanager Thomas Müller.

Die ARD Audiothek erstrahlt seit ein paar Wochen in einem neuen Look. Wie haben Sie das Design geplant?
Wir haben viel User*innen-Feedback eingeholt und getestet, um eine gute Balance zwischen Design und Usability zu schaffen – wir müssen ja immer im Blick haben, dass Apps auf den verschiedenen Handys unterschiedlich aussehen. Unsere Webversion wurde komplett überarbeitet und etwas an die ARD Mediathek angepasst.

Die private Konkurrenz FYEO hat mehr oder minder aufgegeben und wird die Podcasts in Spotify integrieren. Wieso braucht die ARD eine eigene Audiothek, wenn es so viele kostenfreie Möglichkeiten gibt?
Wir sind mit unseren Inhalten auf vielen Plattformen, aber gleichzeitig sind wir die Ansicht, dass wir nur mit einer eigenen Plattform den Nutzer*innen eine optimale Möglichkeit geben, relevante Inhalte zu finden und hören. Die ARD ist der mit Abstand größte Produzent von on demand-Wortinhalten – da ist es schon sinnvoll, diese Bandbreite in einer kuratierten Umgebung darzustellen. Außerdem verändern Plattformen ihre Strategien und es ist absehbar, dass eine zunehmende Kommerzialisierung möglicherweise dazu führt, dass unsere Inhalte nicht mehr die Sichtbarkeit bekommen, die wir uns wünschen.

Die Audiothek ist eine Kooperation zwischen den ARD-Sendern und des Deutschlandradios. Inzwischen produziert das ZDF auch mit Markus Lanz und Richard David Precht einen eigenen Podcast. Finde ich diesen auch bei Ihnen? Wie sieht es mit Inhalten von funk aus?
Die meisten funk-Inhalte können wir mittlerweile auch in der ARD Audiothek anbieten. Mit dem ZDF sind wir im Gespräch und können uns gut vorstellen, dass deren Portfolio das der ARD gut ergänzen könnte.

Könnten Sie für unsere Leser ein paar Zahlen zusammenfassen, wie groß die ARD Audiothek ist?
Aktuell bieten wir gut 100.000 Audios in über 1.500 Formaten und Reihen – die Bandbreite ist enorm: von Kinder-Inhalten über Talk und Feature bis hin zu Musikshows und Hörspielen. Nicht zu vergessen die ganze Bandbreite der Live-Angebote der ARD und zunehmend auch Eventstreams, beispielsweise die Liveübertragungen der Bundesliga und der zweiten Bundesliga am Wochenende.

Inhalte der Audiothek bekomme ich ja nicht nur auf der Homepage, in der eigenen App, sondern auch bei Spotify oder beim Deutschlandfunk. Lohnt sich diese Multi-Channel-Strategie? Haben Sie vermehrte Aufrufe verzeichnet?
Die ARD-Inhalte sind nicht in der Deutschlandfunk-App, umgekehrt sind deren Inhalte in der Audiothek. Natürlich ist es für uns Öffentlich-Rechtliche sinnvoll, unsere Angebote so einfach wie möglich verfügbar zu machen – von daher ist es absolut sinnvoll, auf vielen Plattformen das Publikum da abzuholen, wo es ist. Und natürlich erreichen wir auf diesen Plattformen auch Nutzer*innen, die möglicherweise keines unserer Programme hören und nicht explizit unsere Angebote gesucht haben. Die Zugriffszahlen auf unsere Angebote insgesamt sind in den letzten Jahren massiv angewachsen.

Könnte Ihre App noch ein paar weitere Features vertragen? Beispielsweise die Auswahl der Themen, gepaart mit Musik und Nachrichten, könnte doch eine Alternative zu Spotify werden?
Wir denken über viele Features nach und beobachten natürlich auch, mit welchen Ideen andere Plattformen kommen. Gleichzeitig wollen wir versuchen, unsere Stärken noch mehr auszunutzen – dazu gehören sicherlich die Kompetenz in der Aktualität oder unsere Live-Angebote. Zu Beginn des kommenden Jahres werden wir täglich eine Auswahl von hintergründigen und einordnenden Stücken in der Audiothek anbieten, die Aktualität jenseits der Nachrichten bieten.

Sie machen es mit der ARD Audiothek möglich, dass Inhalte besser wahrgenommen werden. Konnten Sie auch schon dafür sorgen, dass die Kollegen der Radiosender Inhalte für sich entdeckt haben, die Sie dann ins Programm aufgenommen haben?
Radio ist ja traditionell ein regionales Medium, von daher schafft die digitale Plattform jetzt deutlich mehr Sichtbarkeit für die vielen Angebote der Sender und das wird auch in den Häusern wahrgenommen. In letzter Zeit gibt es häufiger eine Zusammenarbeit innerhalb der ARD – allen voran der ARD Radio-Tatort und das ARD radiofeature – oder «Deutschland 3000» mit Eva Schulz als gemeinsamer Podcast der jungen Wellen der ARD und funk.

Sie bieten nicht nur Hörspiele, Features und Podcasts an, sondern auch Reportagen. Was konsumieren die Hörer eigentlich am liebsten?
Hörspiele und Lesungen gehören sicherlich zu den Dauerbrennern, aber auch unsere aktuellen Formate, allen voran die Angebote rund um Corona, werden stark abgerufen. In letzter Zeit gewinnen Inhalte aus den Bereichen Aktualität und Wissen zunehmend an Bedeutung.

Haben Sie eigentlich eine Statistik Ihrer Zuhörer? Ist der Nutzer der ARD Audiothek eher männlich und jung oder doch eine Dame, die während ihres Schichtdienstes zuhört?
In der Audiothek muss man keine Daten am Eingang abgeben und deshalb sind unsere Informationen über die Nutzer*innen sehr moderat. Umfragen in den letzten Monaten zeigen, dass unsere Relevanz mit dem Alter zunimmt, in der Altersgruppe ab 50 sind wir demnach die erfolgreichste Plattform.

Gibt es Pläne, die ARD Audiothek weiter auszubauen und zu bewerben?
Absolut. Wir glauben, dass wir noch viele Inhalte wesentlich besser präsentieren können und wollen zukünftig auch verstärkt außergewöhnliche Formate in der Audiothek zuerst anbieten. Die Audiothek als Plattform soll eine zentrale Rolle in der digitalen Distribution der ARD spielen.

Danke für unser Gespräch!

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