Sehr geehrter Herr Karim Chérif, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Interview nehmen. Sie spielen in dem am Sonntag laufenden Film «Ein Sommer in der Bretagne» mit. Das Herzkino-Projekt wurde auch in Frankreich gedreht. Waren Sie zuvor schon einmal dort?
Tatsächlich! Ich hatte dort zufällig vor einigen Jahren schon mal Freunde besucht und kannte die Bretagne schon aus der Nähe. Die Gegend ist landschaftlich und auch klimatisch wild - durch die exponierte Stellung am Atlantik auch nicht immer warm. Man sagt dort " es scheint dort mehrmals am Tag die Sonne" - wir hatten während der Dreharbeiten viel Glück und das sieht man dem Film auch an.
Konnten Sie die Zeit im Nordwesten während der Dreharbeiten genießen? Haben Sie auch touristische Orte besuchen können?
Allein die Drehorte und die Schauplätze der Geschichte wären eine touristische Reise wert. Auch wenn das Wasser recht frisch ist war ich oft schnorcheln, und einige Male auch speerfischen.
Gibt es andere Orte, die Sie an Frankreich interessiert?
Ich kenne die Gegend um die Loire Schlösser in der Mitte Frankreichs aus meiner Kindheit. Meine Mutter ist dort aufgewachsen und ich bin mit meiner Schwester oft meine Großeltern besuchen gewesen. Ich war aber noch zu jung um mich für die Schlösser und Ihre Geschichten wirklich zu interessieren - Vielleicht hole ich das demnächst nach.
In «Ein Sommer in der Bretagne» lernt der von Ihnen verkörperte Charakter Yves die Tierärztin Britta kennen. Worauf dürfen sich die Fernsehzuschauer freuen?
Britta nimmt uns auf eine art Road Trip mit, bei dem wir Yves´ Bretagne kennenlernen, in all ihrer Schönheit, aber auch mit den Nöten die so eine Existenz als Fischer mit sich bringt. Beide suchen das Glück und haben das Herz am richtigen Fleck. Als die Beiden aufeinandertreffen überschlagen sich buchstäblich die Ereignisse. Die lebensfrohe Britta trifft auf einen eher reservierten Yves. Unterhaltsam ist dabei zuzusehen wie beide versuchen ihre mitgebrachten Konflikte mit ihren Gefühlen im Einklang zu bringen. Sie sind auf eine liebenswerte Weise stur. Ob es am Ende gereicht hat kann hier ich natürlich nicht verraten. Auch können sich die Fernsehzuschauer auf den bis in die kleinen Rollen hervorragend besetzten Schauspieler freuen. Es war mir eine große Freude mit den Kollegen.
Sie sind französischer und schweizerischer Staatsangehörigkeit, wurden in Frankfurt am Main geboren und ihr Vater stammt aus Algerien. Sie wohnen in Berlin und Wien – was bedeutet denn Heimat für Sie?
Das klingt erst mal komplizierter als es tatsächlich ist. Ich habe zwar nostalgische Erinnerungen an Frankfurt am Main, wo ich geboren und erwachsen geworden bin. Heimat ist für aber mich mehr an Menschen und Erinnerungen gebunden als an Orte, also mit meiner Familie, meinen Freunden, und Bekannten. Der Ort selbst verändert sich ständig und das ist ja auch gut so. Ob in der Großstadt wie auf dem Land. Mal gibt´s jene Wiese nicht mehr oder der geliebte Baum aus der Kindheit ist nicht mehr da. Für mich ist Heimat vor allem ein Gefühl, dass ich allein schon dabei empfinde, wenn ich bei einen Stück Sachertorte sitze, einer Currywurst oder vor dem Fernsehen ein Fußballspiel meiner Lieblingsmannschaft schaue.
Sie gehören auch zum Ensemble der erfolgreichen Reihe «Die Füchsin». Sind nach „Romeo muss sterben“ (4,86 Millionen) weitere Ausgaben geplant?
Wir haben bis Ende vergangenen Jahres zwei weitere Folgen, diesmal in der Regie von Kathrin Schmidt drehen dürfen. Wie immer in und um Düsseldorf herum. Im Film «Die Füchsin - Verraten und verlassen» geht´s um einen vermeintlich tödlichen Autounfall und der Film «Die Füchsin - Alte Sünden» führt die Detektive Anne Fuchs und Youssef El Kilali in die Firma von Youssefs Schwiegervater. Das sorgt natürlich für Spannungen.
Ich freue mich sehr darüber, dass Die Zuschauer an der Geschichte der «Füchsin» dranbleiben. Sie ist außergewöhnlich und verdient es wie ich finde weitererzählt zu werden. Auch hier bin ich stolz in einem so starken Ensemble mitspielen zu dürfen.
Vor ein paar Jahren verkörperten Sie einen homosexuellen Fußballer, der zwangsgeoutet wurde. Machen solche besonderen Rollen wie bei «Notruf Hafenkante» viel Spaß?
Ich bin als Schauspieler immer dankbar wenn die Figuren eine Tiefe haben und einen starken inneren Konflikt mit sich austragen.
In dieser Rolle kam vieles davon zusammen. Leider ist es auch heute noch für viele nicht selbstverständlich sich offen zu ihrer Sexualität zu bekennen. Das ist in viele Fällen tragisch und ich kann nur hoffen, dass sich die Mentalitäten schnell ändern. Es ist wichtig diese Geschichten zu erzählen. Und vielleicht wird der eine oder andere davon berührt und überwindet seine Vorurteile.
Sie standen vor 15 bis 20 Jahren vorwiegend auf der Schauspielbühne. Haben Sie Interesse, dort wieder zu gastieren?
Es ist noch gar nicht so lange her - aber ja, ich habe vor bald wieder auf der Bühne zu stehen.
Deutschlandfunk Kultur engagierte sie vor knapp zehn Jahren für Hörspiele. Ist das ein Themengebiet, das Ihnen Spaß macht?
Wenn das Zusammenspiel der Stimmen und der passenden Atmosphäre funktioniert und in den Köpfen der Zuhörer*innen eine Geschichte entsteht, gehört das ohne Zweifel zu den magischen Momenten nach denen ich mich als Schauspieler sehne. Ich arbeite sehr gerne mit der Stimme, sie ist ein sehr präzises Instrument.
Wir kennen Sie auch aus der Werbung – zum Beispiel als Sprecher für Milka und Toyota. Verdient man dort besser als beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Ich kenne Kollegen, die sich aufs sprechen von Werbung spezialisiert haben und die würden das vermutlich bejahen. Im letzten Jahr habe ich hauptsächlich beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet. Für mich trifft das also nicht zu. Ich freue mich aber über jeden Auftrag; nicht nur weil es lukrativ ist. Auch bei dieser Disziplin ist Präzision gefragt - und das in kürzester Zeit. Die Herausforderung macht mir Spaß.
Käme für Sie auch der Wechsel ins Privatfernsehen in Frage?
Dass ich gerade hauptsächlich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeite hat sich durch die Projekte ergeben in den ich mitspiele. Durch «Die Füchsin» habe ich Kontakt zum Redakteur Götz Schmedes vom WDR der das Projekt im Übrigen von der ersten Stunde an hervorragend begleitet und vorantrieben hat. Ich kann also bisher nur Gutes vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk berichten. Meine Kontakte zu den anderen Sendern sind bisher begrenzt. Ich bin aber natürlich offen für Gespräche.
Welche Rollen würden Sie gerne mal verkörpern?
Die komödiantischen Rollen waren mal mein Steckenpferd. Da würde ich gerne mal wieder hin. Dann mal eine historische Figur wie aus dem 18. Jahrhundert. Aber nach wie vor interessieren mich eher gebrochene Figuren. Zurzeit arbeite ich intensiv mit dem Writer/Producer Jan hass an dem Projekt «Faris Dschihad» basierend auf der Faris-Iskander-Reihe der Romanautorin Kathrin Lange. Es soll eine Mini-Serie werden über einen Ungewöhnlichen BKA-Beamten.
Danke für das Gespräch!
«Ein Sommer in der Bretagne» wird am Sonntag, den 23. Januar, um 20.15 Uhr ausgestrahlt.
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