Stab
DARSTELLER: Katharina Wackernagel, Alexander Held, Johannes Zirner, Karim Günes, Lea Drinda, Jack Owen Berglund, CatrinStriebeck, Franziska Hartmann, Oleg TikhomirovREGIE und BUCH: Lars Henning
KAMERA: Janis Mazuch
SCHNITT: Jan von Rimscha
MUSIK: Oliver Kranz
Der Aufenthalt im Polizeigewahrsam allerdings endet abrupt. Kommissarin Nina Petersens Vorgesetzter Thomas Jung nämlich ordnet vollkommen überraschend die Freilassung der Jugendlichen an. Was aufgrund des Drogenfundes im Kofferraum schon etwas irritiert. Doch die Anweisung ist klar.
Es geschieht, was geschehen muss: Kurze Zeit später wird Mario in einem Wald bei Stralsund tot aufgefunden. Seine Mörder (sein Mörder?) haben (hat) ihn offenbar vor seinem Tod noch einem ausgiebigen Verhör unterzogen. So muss Thomas Jung seinen Kolleginnen und Kollegen erklären, dass ihn das BKA gebeten habe, vor allem Mario wieder auf freien Fuß zu setzen, da er dem BKA immer wieder Informationen zugespielt hat.
Mario, der aus zerrütteten Familienverhältnissen stammt, lebte, wie seine Freundin Daria, auf dem Hof einer Wiebke Goosen. Diese Wiebke Goosen hat eine ganze Reihe von Pflegekindern aufgenommen. Als Nina Petersen und ihr Kollege Karl Hidde der Pflegemutter die Nachricht des Todes ihres Pflegesohnes überbringen, wirkt diese zwar bestürzt, aber auch seltsam abweisend, ja direkt schroff gegenüber den Gesetzeshütern. Gerade als sie den Hof wieder verlassen wollen, tritt ein junger Mann namens Jo aus dem Haus heraus. Nina kennt ihn. Er ist der Sohn einer Freundin, der immer wieder mit Drogen in Kontakt gekommen ist. Jo war auch ein Freund von Mario. Und er mag Daria.
Leider knirschen Buch und Inszenierung an vielen Punkten der Geschichte und ihrer Umsetzung gewaltig. Wenn diese Wiebke Goosen (dargestellt von Catrin Striebeck) etwa die Polizisten nach Erhalt der Todesnachricht auffordert, den Hof wieder zu verlassen, könnte sie auch gleich ausrufen, „sehet, ich habe etwas zu verbergen, doch werde ich euch nicht mitteilen, was das sein könnte! Hinfort, Lumpenpack.“ Eigentlich fehlt nur noch die Einblendung „Wiebke Goosen, 54, hat etwas zu verbergen“
Mehr Klischee geht nicht.
Dann ist da die Geschichte mit dem BKA. Das bittet um die Freilassung ihres Informanten, der, kaum zurück in der Freiheit, ermordet wird. Frage: Wo ist das BKA nun eigentlich? Das gleiche BKA, das Marios Freilassung erbeten hat, scheint dessen Tod doch eher peripher zu interessieren. Was übrigens auch fürs zuschauende Publikum gilt. Mario wird in den Film als ein kleiner Gernegroß eingeführt. Wenn er im Moment der Polizeikontrolle verzweifelt nach seiner Waffe such, um diese einzusetzen und allein Darias Umsicht dies verhindert, gibt das für Mario doch derbe Sympathieabzüge in der B-Note. Was wiederum bedeutet, sein Tod bleibt ein Akt ohne spürbare Tragik für die Zuschauerschaft.
So bleibt da Darias Zuneigung zu Mario, die man so glauben muss. Warum sie ausgerechnet auf den kleinen Pusher mit Waffenfetisch abgefahren ist und nicht etwa auf Jo, den wir im Verlauf der Geschichte als einen netten Jungen kennenlernen, der einfach irgendwann auf die falsche Spur geraten ist? Weil das Drehbuch das eben so will!
Irgendwie schleppt sich die Handlung über seine 90 Minuten Spielzeit von Szene zu Szene. Pflegemama Wiebke hat was zu verbergen, und dann taucht auch noch irgendwann ein Herr mit einem unüberhörbaren osteuropäischen Akzent auf, der nichts Gutes im Schilde führt. Damit gibt die Geschichte ihren Zuschauern endgültig zu verstehen, dass sich die Story im Grunde gar nicht für den Thrilleraspekt der Handlung interessiert, sondern sich als ein Drama versteht. Ein Drama, das emotional jedoch scheitert, da die Charaktere Klischees ohne Tiefe bleiben, der Kriminalfall erschreckend simpel gestrickt ist und so etwas wie Spannung gar nicht erst aufkommen will.
«Stralsund – Wilde Hunde» ist am Samstag, den 5. Februar, im ZDF zu sehen.
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