Serientäter

Kristen Bell in einer «Das Fenster zum Hof»-Hommage

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«The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window» ist seit einigen Wochen bei Netflix verfügbar.

Ende Januar veröffentlichte der aus Los Gatos stammende Streamingdienst eine neue Serie mit einem sehr ungewöhnlichen und sperrigen Namen: «The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window». Die Hauptrolle ist mit «Veronica Mars»-Star Kristen Bell besetzt, die nicht nur unter Liebeskummer leidet, sondern auch ihre verstorbene Tochter vermisst.

Anna startet jeden Tag gleich: Bereits am Vormittag sitzt sie mit einem Glas Rotwein in der Hand auf ihrem Sessel und starrt aus dem Fenster und bemerkt nicht, wie die Jahre an ihr vorbeiziehen. Zum Start der Serie zieht ein neuer, gut gebauter Nachbar Neil, verkörpert von Tom Riley, mit seiner Tochter Emma ein, gespielt vom Youngstar Samsara Yett. Anna beobachtet mit mehreren Flaschen Wein intus, gepaart mit vielen Psychopharmaka, wie die Stewardessen-Freundin von Neil mit dem Tod kämpft.

Die Serie erinnert an «Das Fenster zum Hof», in dem Klassiker von Alfred Hitchcock ist allerdings nicht eine Frau durch ihre Alkoholkrankheit und Phobie vor Regen (Pluviophobie) daran gehindert, einzugreifen, sondern Jeff sitzt durch einen Unfall im Rollstuhl und kann nur mit Hilfe eines Fernglases sehen, was sein Nachbar für Schindluder treibt. Der lange Serientitel ist natürlich eine Hommage an den Hitchcock-Klassiker («Rear Window»), Anna liest die Bücher „The Woman Across the Lake“ und „The Girl on the Cruise“ und inspiriert von Filmen wie «The Woman in the Window» von A. J. Finn.

Es auch nicht zufällig, dass die Figur von Bell ihrer früheren Parade-Rolle Veronica Mars ähnelt. Nachdem sie sich ein wenig aufgerafft hat, stellt sie – in alter Serientradition – Nachforschungen an und kann schon schnell einige Erfolge verbuchen. Das geht in manchen Storylines aber viel zu einfach, oftmals sind Rätsel völlig offensichtlich. Hollywood kommt aus seinen Klischees nicht unbedingt heraus. Nach rund vier Stunden Netflix-Vergnügen ist also Anna die Verrückte, die sich nur alles eingebildet hat? Eher nicht, dafür hätte man auch die Figur nicht zu sehr an «Veronica Mars» angelehnt.

Jedoch gibt es zahlreiche Ungereimtheiten in der Serie, die am Ende einen Sinn ergeben. Die Autoren Rachel Ramras, Hugh Davidson und Larry Dorf haben eine fast schon zu perfekte Miniserie abgeliefert. Acht Folgen umfasst die Miniserie «The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window» und ist eher ein Marketing-Instrument. Die erste Episode beschäftigt sich mit Anna und ihrem Alkoholproblem, erst in der zweiten Ausgabe wird das eigentlich Mord-Thema behandelt. Erzählerisch ist die achtteilige Miniserie als Zweiteiler aufgebaut, nach der vierten Episode folgt ein Cliffhanger. Doch das Format verkauft sich natürlich besser, wenn der Netflix-Abonnent nur mal eben weitere 25 Minuten anklickt.

Die neue Netflix-Serie hat ein hohes Budget und legt viel Wert auf Details. Annas Alkoholproblem wird mit der Sammlung der Weinfalschen-Korken optisch in Szene gesetzt. Es ist zwar in der Nachbarschaft ein offenes Geheimnis, dass die ehemalige Malerin an der Sucht leidet, das hindert aber die Freundinnen und Nachbarinnen nicht daran, dass sie scheinbar völlig betrunken Auto fährt. Ausfallerscheinungen sowie ein seltsamer Sprachgebrauch kann sie gut überspielen. Schon fast gefährlich ist die Inszenierung von Annas Wandlung zur Alkohol-Abstinenz, die nicht nur unrealistisch ist, sondern zu starken Nebenwirkungen führen kann. Personen, die eine solche Menge Alkohol konsumieren, können mit dem Abrupten Stopp Krampfanfälle bekommen oder ins Delirium fallen. Oder hat sie gar nicht wirklich aufgehört zu konsumieren?



Zweifelsohne ist «The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window» eine neue Version von «Das Fenster zum Hof». Immer wieder setzt Hollywood auf den alten Hitchcock-Stoff wie Paramount im Jahr 2007 auf «Disturbia» oder Netflix im vergangenen Jahr auf «The Woman in the Window» mit Amy Adams. Dennoch sind die Geheimnisse abseits des Mordes völlig neue Geschichten und auch die Auflösung der viele Rätsel wird einige Zuschauer schocken. Das wird allerdings die Zuschauer freuen, wenn ihnen nicht die Lösung des Originals geboten wird. Das ist auch ein Kritikpunkt von den zahlreichen Agatha-Christie-Verfilmungen wie «Mord im Orient-Express» und «Tod auf dem Nil».

Fazit: «The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window» ist ein spannender Thriller mit überraschenden Wendungen. Die Rätsel sind zum Teil spannend, jedoch sind einige mysteriöse Erscheinungen offensichtlich. Die neue Netflix-Produktion ist kein neues «Sopranos», macht aber knapp vier Stunden Spaß.

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