Interview

Jasmin Schwiers: ‚Mariele Millowitsch ist einfach eine krasse Marke‘

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Sie spielt mit Millowitsch in «Klara Sonntag» und gehörte einst zum Team von «Gaby Köster». Im Quotenmeter-Gespräch geht es auch um ihre Rolle in der Komödie «Schule».

Hallo Frau Schwiers. Vielen Dank für Ihre Zeit! Sie spielen in «Klara Sonntag – Liebe macht blind» die Figur Birte Hansen. Wie würden Sie ihren Charakter beschreiben?
Birte Hansen ist Klaras Chefin. Sie leitet den sozialen Dienst, obwohl sie jünger ist und weniger Erfahrung hat. Darin erkennt man schon einen gewissen Ehrgeiz. Birte zeichnet sich durch ihre Zielstrebigkeit aus - gepaart mit einer Strenge, die dem aufmerksamen Zuschauer vielleicht verrät, dass sie eigentlich nicht so selbstsicher ist, wie sie immer tut.

In der aktuellen Folge wird Frau Hansen von ihrem Chef erpresst. Ist das Thema Machtverhältnisse aktueller denn je?
Das denke ich schon, ja. Frauen kämpfen immer noch darum, überhaupt in gleichem Maße in Machtpositionen stattzufinden, wie Männer. Von Chancengleichheit oder gleichen Gehältern kann aber noch nicht die Rede sein. Solange wir noch eine Quote brauchen, um zum Beispiel Vorstandsposten mit Frauen zu besetzen, ist das Thema Machtverhältnisse auch immer ein Thema für berufstätige Frauen.

Wie würde sich Frau Hansen als Chefin verhalten?
Als Chefin ihres sozialen Dienstes ist sie sehr um Autorität bemüht. Aber es gibt auch noch eine Hierarchie über ihr. Birte ist erpressbar, weil ihr von „oben“ auf ihren Chefposten geholfen wurde. Jetzt soll sie sich gefälligst fügen und tun, was man ihr sagt. Sich weigern hieße, sich mit den großen Jungs anzulegen. Die große Frage für Birte ist, wie sie sich in dieser Sache entscheiden wird. Integrität versus Karriere, eins von beiden steht auf jeden Fall auf dem Spiel.

Die Reihe «Klara Sonntag» startete im April 2021. Am Freitagabend waren über viereinhalb Millionen Zuschauer dabei. Waren Sie von den hohen Quoten überrascht?
Ehrlich gesagt, nicht wirklich. Mariele Millowitsch ist einfach eine krasse Marke im deutschen Fernsehen. Was sie macht, macht sie mit Akribie und Herz zu gleichen Teilen. Die Rolle der Klara Sonntag ist wie für sie gemacht. Eine schlagfertige, durch und durch integere Bewährungshelferin, die super darin ist, die Probleme anderer zu lösen, sich selbst aber nicht helfen lassen will - das ist einfach eine Paraderolle für Mariele.

Sie drehten mit Gaby Köster bei der Serie «Ritas Welt». Warum stiegen Sie nach zwei Jahren aus?
Ich war jung und brauchte kein Geld… nein, im Ernst. Ich war noch ein Kind, habe zu Schulzeiten schon einige Rollen gespielt. Mir war gar nicht bewusst, was für ein krasses Erfolgsformat ich da verlasse. Ich wollte mich ausprobieren, andere Angebote wahrnehmen und neben der Schule war meine Zeit begrenzt. Also habe ich das so entschieden.

Vor fünf Jahren waren Sie in dem Spielfilm «Ein Schnupfen hätte auch gereicht» zu sehen, der das Schicksal von Gaby Köster nachzeichnete. War die Besetzung Zufall oder haben sich die Produzenten bewusst für Sie entschieden?
Ich hatte beim Casting einige Mitstreiterinnen, die Rolle war also kein exklusives Angebot. Für mich hingegen war total klar, dass ich das spielen will. Meine Entscheidung, «Ritas Welt» zu verlassen, hatte nie etwas mit Gaby zu tun. Sie ist eine unglaublich tolle Kollegin, die ich total schätze. Ein Teil dieses Films zu sein - ihre Geschichte zu erzählen - war mir sowohl eine Ehre als auch eine Herzensangelegenheit. Und Buch und Besetzung waren auch stark. Nicht umsonst hat Anna Schudt einen Emmy für diesen Film gekriegt.

Bereits seit sieben Jahren stehen Sie für «Die Füchsin» vor der Kamera. Die Reihe erreicht bis zu fünfeinhalb Millionen Fernsehzuschauer. Wie kam die Zusammenarbeit zu Stande?
Bei «Die Füchsin» bin ich tatsächlich von Anfang an ein Teil des Ensembles. Die Geschichte der Ex-Stasi-Agentin, die irgendwie in eine Ermittler-Konstellation mit einem Kurzwarenhändler arabischer Herkunft hineinrutscht, hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Ich mochte die Düsternis, die unsere ersten Folgen hatten, aber auch den Humor, der in den Figuren steckt und immer wieder aufblitzen darf.

Sie waren in vielen Fernsehserien in Nebenrollen zu sehen. An welches Projekt erinnern Sie sich noch gerne zurück?
Ich habe inzwischen an die 90 Rollen gespielt, in Fernseh-Filmen, Serien und wenn‘s besonders gut lief, auch für‘s Kino. Ich fand allesamt spannend. Klar, manche mehr als andere, aber allen konnte ich etwas Eigenes abgewinnen. Einen Faible habe ich aber für Historisches. «Ottilie von Faber-Castell» oder «Und alle haben geschwiegen» waren besondere Projekte. Außerdem kommt dieses Jahr im Juni «Die Geschichte der Menschheit - leicht gekürzt» ins Kino. Das war eine echte Spielwiese für mich - einmal durch alle Epochen tanzen, das war der Wahnsinn. Und das Drehbuch ist megalustig…

Ihr erster großer Kinofilm war «Schule». Damals waren Jugendkomödien noch nicht so etabliert. Waren Sie ein Wegbereiter?
Es ist zumindest sehr auffällig, wie oft ich auf diesen Film angesprochen werde. Ich glaube, ich darf behaupten, dass wir einen gewissen Kultstatus erreicht haben. Und das nicht nur bei meiner Generation, sondern auch bei wesentlich jüngeren Menschen. Da hat Marco Petry einfach einen richtigen Nerv getroffen.

Sie sind unter anderem als Botschafterin des Deutschen Kinderhospizvereins unterwegs und organisieren Kreativ-Gruppen in der Bleiberger Fabrik Aachen. Wie sehr hat sich die Arbeit unter Corona in den vergangenen zwei Jahren verändert?
Sehr. Der Betrieb in der Bleiberger Fabrik stand praktisch still. Wir sind alle sehr froh, dass jetzt unter Hygiene-Auflagen wieder Kurse und unser geliebtes Ferienprogramm für Kinder - die Werkwochen - stattfinden können. Also gerne anmelden!

Für den Kinderhospizverein ist die Pandemie ein Problem auf vielen Ebenen. Kinder mit lebensverkürzender Erkrankung sind extrem gefährdet. Eine direkte Betreuung der Familien durch Ehrenamtliche war und ist kaum bis gar nicht möglich. Auch die Treffen, der Austausch, vieles musste zurückstehen. Dazu kommt, dass die Spendenbereitschaft in unsicheren Zeiten schrumpft. Auch das war deutlich spürbar.

Aber in beiden meiner Herzens-Vereine begegne ich Menschen, die eine Resilienz an den Tag legen, die ihresgleichen sucht. Die trotz Rückschlägen weitermachen, weil sie an das glauben, was sie tun. Das zu sehen war bei allen Belastungen auch wahnsinnig inspirierend. Ich freue mich auf die Zeit, wo das Spukgespenst Corona seinen Schrecken verloren hat und wir wieder mit so etwas wie Leichtigkeit zusammen kommen können.

«Klara Sonntag» ist am Freitag, den 18. März, um 20.15 Uhr zu sehen.

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