Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Christian Möllmann (Teil II)

von
Der Nominator redet Klartext - in den Sonntagsfragen bei Quotenmeter.de. Vor der am kommenden Sonntag startenden ersten Staffel von «Der Container - exklusiv» erklärt Moderator Möllmann, warum die Auswahl der Teilnehmer so wichtig ist und urteilt über die aktuelle «BB»-Staffel.

Christian, du hast sechs Big Brother Staffeln mitverfolgt. Auf was muss man bei der Auswahl der Kandidaten achten?
Das Casting ist das A und O von Big Brother. Alle Achtung, das hätte ich nicht wirklich bestimmen wollen, das ist sehr schwierig.

Die Kandidaten sind wichtig. Im Internet habe ich vor langem einen anderen, interessanten Vorschlag gelesen: Auslosen! Nicht lange überlegen, wer mit wem kann, sondern einfach 10 beliebige Leute einziehen lassen.
Ich habe beim Casting gemerkt, dass es eben schon wichtig ist, sich über die Zusammensetzung Gedanken zu machen - einfach auch zum Schutz der Kandidaten. Es gibt unter 10 Leuten immer einen, der einfach anders ist. Anders aber im negativen Sinne, sodass wir wirklich sagen müssen, "lass uns die Leute anschauen". Wir müssen wissen, wie die ticken. Wenn du da mit normalem Maßstab rangehst, würdest du nie auf die Idee kommen, dass es so krasse Typen gibt.

2000 startete «Big Brother». Damals war vieles noch anders. Was hat sich deiner Meinung nach verändert?
Eigentlich ist Reality nicht mehr Reality. Damit meine ich nicht «BB»-ähnliche Formate wie «Girlscamp» oder so, sondern diesen ganzen aufgesetzten Mist, der überhaupt nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Sprich: Gerichtsshows, Abschlussklassen, wo keiner mehr zur Schule geht, sondern alle nur so tun als ob. Da wird mit verwackelter Kamera irgendwelchen Teenies vorgespielt, wie das Leben wirklich ist. Das geschulte Auge sieht aber, wow, die Räume sind echt 1a ausgeleuchtet. Das nervt ganz extrem! Viele jüngere Zuschauer glauben wirklich, dass so etwas funktionieren kann: Da wird man nach der Schule direkt Abteilungsleiter und ohnehin kann man da ja bis Mittags im Café sitzen und sich von den aktuellsten Charthits zududeln lassen. Es gibt aber noch einen anderen Punkt, der überhaupt nicht geht. Da bewerben sich dann Typen für Shows und spielen sich dort echt richtig auf. Denn bei Barbara Salesch waren sie schon zwei Mal Zeuge, einmal Angeklagter und einmal haben sie vielleicht schon den Staatsanwalt bedroht. Das ist doch kein Reality!

Nach der dritten «Big Brother»-Staffel hieß es, das Format müsse sich verändern. Das ist dann mit der Einführung von Teams und Matches passiert. Jetzt wagt ihr den Sprung zurück. Kann das denn überhaupt klappen?
Weiß ich nicht, da müssen wir wohl in ein paar Wochen noch mal miteinander sprechen. Ich will vieles, was im Bereich Reality passiert nicht sehen. Es gibt doch auch noch das wirkliche Leben. Dazu muss ich nur morgens aus der Tür rausgehen. Deswegen hoffe ich, dass dieses "zurück zu den Wurzeln" aufgeht.

Sprechen wir jetzt kurz doch mal über «Big Brother-Das Dorf». Was ist deine Meinung dazu?
Mich persönlich spricht das Grundkonzept nicht an. Hauptsächlich hat es mich gestört, dass es mehr in Richtung Soap getrimmt ist. Ich schaue aber auch «Verliebt in Berlin» und «GZSZ» nicht an.

War die fünfte Staffel gegen Ende nicht auch schon fast eine Soap?
Finde ich nicht. Wobei das Dorf inzwischen auch wieder humaner geworden ist. Die Grundidee, mit Arbeitswelten etc., ist ja schon wieder verworfen worden.

Ist das Dorf also am Konzept gescheitert?
Der Grund war: Ich war nicht mehr dabei (lacht). Das kostet mindestens eine Million Zuschauer. Aber mal ehrlich: Das beste Programm läuft doch, wenn ich aus dem Fenster schaue. Themen wie sozialer Aufstieg und Co. sind vielleicht ein bisschen too much. Premiere macht das Ganze jetzt wieder übersichtlicher. Ich bin gespannt, wie das ankommen wird.

Wie wichtig ist es, dass die Macher einer solchen Show während der Laufzeit für Ihre Kandidaten sorgen? Vor zwei Wochen war im Dorf beispielsweise ein Berufsberater.
Ja, das ist ja auch gut so. Aber mir stellen sich da ganz andere Fragen: Hat Gina wirklich so geheult, weil sie ihren Macker verloren hat oder hat sie deswegen geheult, weil sie außer «Big Brother» sonst im Leben gar nichts hat? Und das ist traurig, wenn es so wäre.

Das Dorf war unendlich lange geplant - ein Jahr wurde daraus. Jetzt geht der große Bruder in eine Sommerpause, kommt innovativ neu wieder. Braucht «BB» überhaupt eine Pause?
Das weiß ich gar nicht: Ich möchte etwas sehen, das auch kompakt ist. Nichts Unendliches. Ich denke also, dass es durchaus klappen könnte, wenn man mehrere 100-150 Tage Staffeln dicht hintereinander zeigt. So hätte der Zuschauer eine faire Chance aus- und einzusteigen. Deswegen ist es nicht schlecht, wenn so eine Sendung in Abschnitte gegliedert ist. Aber eigentlich will ich mich jetzt nichts als Fernseh-Experte ausgeben. Und eigentlich fand ich ein Jahr «BB» schon sehr lange.

Christian, zum Abschluss stellen wir auch dir drei Fragen aus unserer Reihe «Sonntagsfragen-kurz und knapp»:
Welche drei Dinge würdest du mit in den Container nehmen?
Ich weiß ja, dass man da gar nicht viel mitnehmen darf. Aber wenn wir die Regeln weglassen würden, würde ich auf jeden Fall eine super scharfe und sehr willige Frau mitnehmen, die mir alle Wünsche erfüllt - sowohl sexuell als auch emotional. Dann würde ich einen «MacGyver»-Typen mitnehmen, der für mich alle machen kann im Haus. Holzhacken, Tiere ausnehmen, Brotteig kneten. Und als drittes würde ich für den «McGyver»-Typen auch noch ne scharfe Braut mitnehmen, damit er mir meine nicht wegschnappt.

Den «McGyver»-Typen kenne ich schon: Micha aus der fünften Staffel.
Stimmt, da hast du Recht. So einen Typen brauche ich.

Welche TV-Sendung verpasst du nie?
Ich mag fiktionale Serien. «24» verpasse ich nie, auch die vierte Staffel ist wieder sehr spannend. Auch «Alias» sehe ich gerne. Eigentlich die Klassiker mit richtigem Cliffhanger. Das gefällt mir viel besser als langweilige Krimis, wo am Anfang jemand umgebracht wird und der Kommissar nach 45 Minuten den Mörder gefunden hat. Aber noch mal zu «24». Gerade die dritte Staffel war richtig gut, weil da endlich mal alle gestorben sind, die einen genervt haben. Nina Meyers - tot. Der nervige CTU-Boss Chapelle - weg. Nur die nervige Kim Bauer hat überlebt, schade eigentlich.

Und was würdest du den TV-Bossen gerne mal sagen?
(überlegt): Wenn ihr wirklich an eine Quote glauben wollt, dann setzt doch endlich mal mit der Politik und der Industrie durch, dass wir Fernseher bauen, wo jedes Gerät einen Adapter hat, sodass wir eine richtige Quote haben. Wenn Werbezeiten, Marktanteile und Co. so wichtig sind, dann möchte ich nicht hören, dass man auf einen Heinz aus Oer-Erkenschwick, der 56 ist, Rücksicht nimmt, weil niemand aus Datenschutzgründen wissen soll, dass er sich am Freitagabend nach 23 Uhr einen Erotikfilm anschaut. Denn dann müsste man sich in Deutschland für gute innovative Ideen nicht immer einen Korb abholen, weil viele Macher sagen: In England funktioniert die Show aber großartig und in Holland läuft das Format spitze. Außerdem hab ich was Supergeiles in Neuseeland gesehen - ich hab zwar nicht verstanden, warum es da geht - aber es ist trotzdem spitze.

Weg mit den Quoten also. Freuen wir uns aber doch, dass es sie gibt, sonst wärs ja arg langweilig. Christian, wir wünschen dir alles Gute für deine Premiere auf Premiere - und Gott sei Dank zählt da die Quote viel weniger als die Abonenntenzahl.

Kurz-URL: qmde.de/13313
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelAufwärts-Trend bei den «Superstars» erkennbarnächster Artikelkabel eins zeigt neue Disney-Serien
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung