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«Superstar 3» live, aber nicht vom Sofa

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6,34 Millionen Zuschauer, also die doppelte Einwohnerzahl von Berlin, verfolgten am Samstagabend um 21.15 Uhr die sechste Mottoshow der Castingshow «Deutschland sucht den Superstar». Steffen Seel mischte sich unter die Zuschauer, fernab vom Presserummel, um so einen authentischen Zuschauerblick zu überbringen. So mancher Einblick in die Maschinerie der großen Fernsehunterhaltung zeigt, warum es so viele Plakate im Studio gibt und warum die Kandidaten spontan mit dem Studiopublikum tanzen.

Vor der Live-Show
Um 18.30 Uhr begann der «Superstar»-Marathon mit dem Öffnen der Ticketschalter. Eben schnell die zugesandten Unterlagen von Grundy vorzeigen und schon bekam meine Wenigkeit seine Eintrittskarte sowie noch eine Wertmarke für ein Freigetränk. Die Mitarbeiter der MMC gaben über Lautsprecher bekannt, dass der Einlass ins Studio um 19.45 Uhr erfolgen wird, sodass man sich die lange Wartezeit mit so manch anderen Dingen vertrieb. Erfreulich war deshalb, dass die Familien der Kandidaten ebenfalls im Zuschauersaal anzutreffen waren. Didis Oma saß mitten in der Menschenmenge auf einem kleinen Stuhl und blätterte gemütlich im neuen «DSDS»-Magazin – was für ein Zufall. Für ordentlich Stimmung sorgten die Freunde und Verwandten von Vanessa Jean Dedmon: Papa Dedmon war eifrig damit beschäftigt, Buttons und Autogrammkarten an die wartenden Fans zu verteilen. Mama Dedmon war so frei, mit mir vor der Kamera zu posieren.

Nach und nach füllte sich die Eingangshalle mit rund 1.200 Zuschauern. Die Produktionsfirma ließ sich im Übrigen etwas Neckisches für das männliche Studiopublikum einfallen: Auf den Toiletten konnten die Männer einen kleinen Ball in ein Tor manövrieren – wie das funktioniert, kann sich der geneigte Leser selbst vorstellen.

Doch auch irgendwann hat dies keine gute Laune mehr verbreitet, sodass man sehnsüchtig darauf wartete, endlich ins Studio geführt zu werden. Absehbar war, dass natürlich nicht pünktlich um 19.45 Uhr begonnen wurde. Da einige Abtrünnige zu spät kamen oder gar komplett fernblieben, erfolgte der Einlass erst eine viertel Stunde später.

Vorweg gesagt: "Block G" war mein Stichwort für den Einlass. Begonnen wurde schließlich mit "Block H", sodass ich frohen Mutes war, direkt danach ins Studio geführt zu werden - sofern sich die Angestellten am Rückwärtszählen des Alphabets halten. Weit gefehlt: Als Letzter, und damit eine dreiviertel Stunde später, wurde ich in das Studio geführt. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich und so verbrachte ich die Sendung ganz links auf den separaten Publikumsrängen neben der Bühne. Doch die Aussicht auf das eigentliche Geschehen war gar nicht mal so schlecht. Die restliche Zeit bis zum Warm-Up wurde mit Lounge-Musik überbrückt.

Punkt 21.00 Uhr, der Warm-Upper betrat die Bühne, sein Name ist schon wieder Schall und Rauch. Vielleicht lag es an seinen er nüchternen Darbietungen, das Publikum bei Laune zu halten? Mit kleinen Spielen versuchte er das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Im Übrigen erklärte er uns auch, wann man denn Ausrasten darf und wann man gefälligst die Schnauze zu halten hat. Unterdessen verteilten die Redakteure selbstgemachte Plakate von den «DSDS»-Teilnehmern – zu Hause am Bildschirm sieht es dann natürlich so aus, als ob die Fans sich die Mühe gemacht haben, für ihre Lieblinge so etwas anzufertigen.

Kurz vor Beginn der Show um 21.15 Uhr, hatte man auf dem separaten Rang noch einen guten Blick auf die Moderatoren, wie sie mit einer extra Schicht an Make-Up studiotauglich gemacht wurden.

Abseits der Show
Da über sechs Millionen Menschen die Show verfolgten und die jenigen, die sie nicht gesehen haben, es sowieso nicht interessiert, lassen wir die Hauptaspekte außer acht. Interessantes gibt es dennoch zu berichten: Im Vorfeld wurde geschrieben, dass die Moderatoren ohne Teleprompter moderieren werden, doch Tooske Ragas und Marco Schreyl klammerten sich, wie auch schon die Vorgänger Michelle Hunziker und Carsten Spengemann, verbissen ans Textablesen. Im Übrigen fungierte Marco Schreyl auch als Stofftier-Sammler. Die Werbung wurde dem Zuschauer gegen die Ticketgebühr vorenthalten, doch eine Verschnaufpause bekam der Zuschauergast nicht. Fröhlich sprang der Warm-Upper auf die Bühne und gab sein bestes - «Germany’s Next Topmodel» oder auch die Talkshow «Britt» bekamen dabei in kleinen Showeinlagen ihr Fett weg.

In Vanessa Jean Dedmons Auftritt war ein kleiner Tanz mit einem Studiogast enthalten. Doch wer nun denkt, dass dies ganz spontan geschah, hat weit gefehlt. Kurz vor dem Auftritt musste die Dame, welche eigentlich auf dem Platz saß, mit einem Herren tauschen, der wohl schon im Vorfeld vom "plötzlichen Auftritt" unterrichtet wurde.

Am Ende der Show verabschiedete sich Moderator Marco Schreyl zu schnell vom Studiopublikum, worauf die Regie ziemlich böse reagierte. Für die Wiederholungen am darauf folgenden Tag sollten noch zwei Anmoderationen aufgenommen werden, doch da schon Teile des Publikums aus dem Studio verschwanden, dauerte diese Prozedur etwas länger.

In der Anrufpause gaben einige Kandidaten dann die heißbegehrten Autogramme. Den Wahnsinn machte auch ich mit: Didi Knoblauch unterschrieb für mich. Bei den anderen angehenden «Superstars» war entweder kein Durchkommen oder sie waren sich einfach zu fein, sich mit uns Zuschauern abzugeben. Im Übrigen huschten auch die Moderatoren des Magazins von SuperRTL über die Bühne und holten die neusten Informationen ein. Für den Rest Publikums blieb «Upps – Die Superpannenshow» auf dem Großbildschirm mit Brezel sowie Multivitamingetränk aus dem Tetra Pak.

Kurz vor der Entscheidungsshow kam der Warm-Upper noch einmal auf die Bühne und teilte mit, wer sein Handy bitte ausschalten solle, da ansonsten die Kameraübertragung gestört ist. Ein verlorenes Handy sollte zudem bei ihm abgeholt werden. Um die Person zu finden, las er munter aus dem SMS-Archiv, bis plötzlich bekannt wurde, dass es sich dabei um ein Mitarbeiter-Handy handelte – wie peinlich.

Die Entscheidung war dann mit etwas Verwunderung vom Publikum aufgenommen worden, als die Kandidaten erst alle noch vorne mussten und dann einzeln wieder zurück auf das weiße Sofa durften. Am Ende musste das Studio innerhalb von fünf Minuten geräumt werden. Damen, die Handtaschen mit sich trugen, mussten diese im Vorfeld an der Garderobe abgeben. Man darf sich nun vorstellen, wie lange es gedauert hat, wenn 1.200 Menschen alle auf einmal ihr Hab und Gut zurück haben wollen. Ich mag gar nicht erst erzählen, welche Zeit ich noch aufbringen musste, um vom Parkplatz mit nur einer Schranke zu kommen, wenn sich alle Zuschauer mit ihren Autos kreuz und quer anstellen...

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