Stab
Darsteller: Max Simonischek, Friederike Becht, Christian Berkel, Benjamin Schroeder, Jogi Kaiser, Christian Clauss, Lisa Karlström, Andy Gätjen, Theresa BerlangeREGIE: Thomas Kronthaler
DREHBUCH: Annika Tempelmann
KAMERA: Christof Oefelein
SCHNITT: Alexander Menkö
MUSIK: Martin Unterberger
Max Simonischek ist Jonas Neimann, ein Personenschützer, der seit einigen Jahren im direkten Umfeld von Magnus Mittendorf tätig ist. Der Minister (sein Ressort wird nicht näher genannt) ist ein Politiker, der seinen Charme und sein Charisma durchaus gewinnbringend einzusetzen versteht. Er scheut aber auch keine Konflikte. Mittendort ist ein Politikertypus, der konfrontativ agiert. Jonas Neimann hält, wie es sich für einen Personenschützer geziemt, zwar einen professionellen Abstand zu dem Minister, doch wenn man so viel Zeit mit einem Menschen verbringt, kommt es durchaus zu persönlichen Kontakten. So hegt Mittendorfs Ehefrau zweifelsohne große Sympathie für den stets korrekt auftretenden Beamten, der ihrer Familie stets mit Respekt, aber auch Zuneigung gegenübertritt. Sein Respekt begründet sich aus der Tatsache, dass er Magnus Mittendorf als Menschen kennenlernen durfte. Mittendorf wirkt auf viele Personen in seinem direkten Umfeld kühl und keine Frage, er ist ein Karrierist. Als Jonas' Mutter jedoch im Sterben lag, da besorgte Mittendorf ihr einen Hospizplatz und stand Jonas bei. Weder hat ihn der Personenschützer darum gebeten, noch wäre es Mittendorfs Aufgabe gewesen. Dennoch hat er es getan. Auch das ist natürlich ein Momentum, das es schwierig macht, stets die professionelle Distanz zu wahren. Jonas hat den Menschen hinter der Politikerfassade kennengelernt. Und dieser Mensch scheint ein anständiger Kerl zu sein. Christian Berkel stellt diesen Magnus Mittendorf dar und das ohne Fehl und Tadel. Ja, dieser Magnus Mittendorf ist ein harter Hund. Aber er ist auch ein Mensch, der in einem Haifischbecken agiert, in dem er stets von Menschen wie Johannes Lenterer umgeben ist, seinem Stabschef, der allein von seinem Karrierestreben angetrieben wird und der daher auch eine Frau wie Katharina Borba misstrauisch bis ablehnend beäugt. Katharina ist neuerdings für die Pressearbeit des Ministers zuständig. Und sie ist erfolgreich, da sie am Image des Ministers feilt, ihn in den Sozialen Medien sichtbar macht und einen menschlichen Touch verleiht. Da der Minister Sympathie für die junge Frau empfindet – eine Sympathie, die er keinesfalls versteckt, sondern mit der er durchaus charmant zu kokettieren versteht, ist Lenterer nicht unbedingt ein Fan von Katharina, da sie für ihn und seine Position gefährlich werden könnte. In diesem Haifischbecken verheimlichen Katharina und Jonas aus guten Gründen die Beziehung, die sie seit einiger Zeit diskret führen.
Das Drama beginnt
Dann passiert es. Das Ministerium lädt zu einer After-Talkshow-Party ein. Magnus Mittendorf hat an diesem Abend einen politischen Mitbewerber nicht nur dumm dastehen lassen, er hat den Mann in der Talkshow regelrecht gegrillt. Es fließt Alkohol. Auch Katharina langt ziemlich zu.
Am folgenden Tag meldet sie sich nicht mehr bei Jonas. Alle Versuche, mit Katharina Kontakt aufzunehmen, verlaufen im Sande. Angeblich ist Katharina erkrankt und braucht eine Auszeit. Als Magnus Mittendorf Jonas dann auch noch bittet, ihn auf einer Dienstfahrt kurz bei Katharina abzusetzen, da er ihr einen Blumenstrauß für ihre stets vorbildliche Arbeit vorbeibringen möchte, ahnt Jonas, dass bei dieser Feier im Ministerium etwas vorgefallen sein muss.
Es ist keinesfalls falsch, dass man als Zuschauer von Anfang an ahnt, was im Ministerium geschehen ist. Es ist auch nicht falsch, dass Jonas eben genau dieses Geschehen sehr bald durchschaut und Katharina bittet, seine Vermutungen zu bestätigen. Der Reiz der Geschichte liegt tatsächlich darin, dass es gar nicht primär um die Aufklärung der Geschehnisse im Ministerium geht, sondern darum, wie die drei Personen – Katharina, Magnus Mittendorf und Jonas damit umgehen: Vor allem aus der Perspektive heraus betrachtet, dass Mittendorf nicht ahnt, dass Jonas in Katharina verliebt ist und seine eigenen Nachforschungen im Hintergrund anstellt.
Das Problem, es wurde bereits angesprochen, ist das Tempo, in dem dies geschieht. Viele Momente, die Tiefe bedürften, bleiben nur Blinklichter, da es dem Film schlichtweg an Zeit fehlt. Was wahrlich bedauerlich ist, da nicht nur die beiden männlichen Kontrahenten überzeugen. Friederike Becht steht Simonischek und Berkel in nichts nach. Am Ende scheitert «Trügerische Sicherheit» am Fehlen einer stimmigen dramaturgischen Balance.
Am Montag, 04. April 2022, 2015 Uhr, ZDF.
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