Elon Musk ist in aller Munde: Er gründete vor vielen Jahren den Online-Bezahldienst Paypal, der in der heutigen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Musk verkaufte den Dienst für eine vergleichsweise geringe Summe, wenn man sich die heutige Bilanz des Geldhauses anschaut. Vor Kurzem investierte der Südafrikaner Millionen in den Kauf von über neun Prozent der Twitter-Aktien, der Kurznachrichtendienst gilt als Musks Werbeplattform. Dafür spart sich das Unternehmen traditionelle Werbung für seine Projekte Tesla und Starlink in den klassischen Werbemedien.
In Zusammenarbeit mit Netflix und den ausgezeichneten Regisseuren Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi ist ein weiteres Werbemonstrum entstanden, das die Abonnenten des Streamingdienstes seit 7. Februar anschauen können. Vorab sei gesagt: Die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences wird «Return to Space» nicht für einen Goldjungen nominieren. Aber der Reihe nach: Die zwei Regisseure drehten den Spielfilm «Free Solo», der vor drei Jahren als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Im Vordergrund steht der Freikletterer Alex Honnold, der ohne Seil und andere Hilfsmittel den 1.000 Meter hohen Granitfelsen El Capitan im Yosemite Nation Park in Kalifornien bezwingt.
In «Rückkehr ins Weltall», so der deutsche Titel, wird die Geschichte von der Falcon 1 über die wiederverwendbare Falcon 9 einschließlich der Der Dragon, die vor rund zwei Jahren mit den Astronauten Doug Hurley und Bob Behnken gestartet ist, aufgezeigt. Der Film handelt von dem Vorhaben, wie Elon Musk und SpaceX-Ingenieure die Raumfahrt revolutionieren wollen. Obwohl es zahlreiche Fehlschläge bei SpaceX gab, wird Musk in der zweistündigen Dokumentation oft als großer Mäzen dargestellt. Sobald die finanziellen Mittel ausgehen, stellt die Werbefigur, die unter anderem auch sich selbst in «The Big Bang Theory» sowie dem Spin-off «Young Sheldon» spielt, Gelder bereit.
Musks‘ SpaceX hat der Raumfahrt schon enorm geholfen, allerdings ist auch er kein Messias, der vom Himmel fällt, sondern die technische Entwicklung nutzt. In den ersten Space-Shuttles, die bis 2011 flogen, waren fast nur Instrumente für Kommunikation mit der Bodenstation enthalten. Solch gewaltige Computerchips zu verbauen, dass sich die Trägerrakete selbständig auf einer schwimmenden Plattform unbeschadet landet, war einfach früher schlicht nicht möglich.
Die Regisseure Chin und Vasarhelyi haben sich mit ihren ersten Projekten Höhenkletterern, Tiefseetauchern oder anderen spannenden Charakteren abgearbeitet. Doch das Portrait über SpaceX und dessen Gründer Elon Musk kommt daran ungefähr genauso heran, wie die NASA-Sonde New Horizons an den Pluto. Der Mann im Anzug, der so fröhlich lächelt und ein paar Phrasen in die Kamera sagt, wirkt fehlplatziert. Es mag durchaus sein, dass Elon Musk ein hervorragender Denker ist, der mit seinen Geschäftsideen zahlreiche Industrien auf den Kopf stellen kann. Jedoch ist Musk mehr ein Selbstdarsteller als ein Raumfahrt-Ingenieur.
Es sind durchaus schöne Bilder, die die Produktionsfirma Little Monster Films für Netflix eingefangen hat. Auch für die Produzenten Jimmy Chin, Elizabeth Chai Vasarhelyi und Anna Barnes mag es eine tolle Zeit gewesen sein, mit ihrem Team auf dem SpaceX-Gelände herumzulaufen und Interview mit den Chefentwicklern wie Hans Königsmann oder NASA-Chef Jim Bridenstine zu führen. Auch zahlreiche aktuelle Astronauten wie Bob Behnken und Doug Hurley kommen in der zweistündigen Dokumentation vor, doch wirklich handfestes Material kommt in dieser Dokumentation nicht vor. Es ist durchaus eine nette Dokumentation, doch hier scheint der Ruhm und Charme um Musk der Antrieb der Dokumentation gewesen zu sein.
Fazit: «Return to Space» ist ein interessanter Film für absolute Raumfahrt-Neulinge. Sobald man eine andere Dokumentation der vergangenen Jahre gesehen hat, wird deutlich, dass das Projekt der Oscar-Preisträger nur ein Werbefilm für die Weltraumfirma ist. Schade, dass sich Chin und Vasarhelyi für eine solche Arbeit hergegeben haben.
«Return to Space» ist bei Netflix abrufbar.
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