Interview

Philipp Hochmair: ‚Ich würde mich sehr freuen, blinde Schauspieler kennenzulernen‘

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Am Donnerstag ist er in einer neuen Ausgabe von «Blind ermittelt» zu sehen. Wir sprachen mit Hochmair über seine Heimat Österreich und seine bisherigen Filme.

Ihre Eltern waren Ärztin und Ingenieur, ihr Bruder ist ebenfalls Mediziner. Mussten Sie sich oft anhören, dass Sie erstmal eine „normale“ Ausbildung absolvieren sollen?
Natürlich. Das habe ich sehr oft zu hören bekommen. Aber seitdem ich so oft im Fernsehen bin, sind sogar die ganzen Ärzte und Ingenieure begeistert (lacht).

Sie studierten in den 90er Jahren am Max Reinhardt Seminar in Wien. Was konnten Sie von Vorbildern wie Klaus Maria Brandauer lernen?
Ich sage immer: er war der schlechteste Pädagoge aber mein bester Lehrer... Alles was das harte Business von mir verlangt, hat er mich vor 25 Jahren erahnen lassen. Der Unterricht war gnadenlos und somit die beste Vorbereitung auf ein Schauspielerleben.

Seit Jahren verkörpern Sie Dr. Joachim Schnitzler in der ORF-Serie «Die Vorstadtweiber». Können Sie sich vorstellen, warum damals die Serie ihr Publikum hierzulande nicht fand?
Die Vorstadtweiber waren doch ein unglaublicher Erfolg in Deutschland. Die meisten Fernsehzuschauer kennen mich daher. Es gab gerade auf ARD-ONE eine Wiederholung und wieder sehr euphorische Reaktionen. Die Frage war nur, wo kann man die Folgen sehen. Staffel 1 und 2 waren auch auf Netflix. Jetzt muss man eben DVDs bestellen.

Anfang Januar waren Sie in dem hochemotionalen Drama «Die Wannseekonferenz» als Reinhard Heydrich zu sehen. Wieso fiel die Wahl eigentlich auf Sie?
Ich glaube die Mischung aus meiner Theatererfahrung und der teuflischen Energie von Joachim Schnitzler waren die wichtigsten Zutaten, um Heydrich erahnen zu können. Und die Casting Direktorin Simone Bär hat mich dann besetzt. Das war eine große Ehre für mich. Und die Zusammenarbeit mit Regisseur Matti Geschoneck und dem tollen Ensemble hat wunderbar geklappt.

Über fünfeinhalb Millionen Menschen sahen die Besprechung der sogenannten „Endlösung der Judenfrage“. Sind Sie glücklich, dass ein so wichtiges Thema bei Jung und Alt Anklang fand?
Das Thema ist zutiefst traurig und ernst. Die Wannseekonferenz jährt sich 2022 zum 80.Mal. Ich bin sehr froh, dass so viele Leute anteilgenommen und den Film gesehen haben. Er soll zur Diskussion anregen und gegen das Vergessen ankämpfen.

Seit fast vier Jahren wurden inzwischen sieben Filme von «Blind ermittelt» gedreht. Die Einschaltquoten waren im vorherigen Jahr fantastisch. Sind weitere Ausgaben geplant?
Ja. Es geht auf jeden Fall weiter. Die nächsten Folgen werden gerade geschrieben...

Sie verkörpern einen österreichischen, blinden Kommissar. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
In der Figur von Alexander Haller steckt viel Potenzial. Trotz seiner Erblindung ist er ein hervorragender Ermittler, der seine anderen Sinne durch diese Einschränkung besonders schärft und mit Hilfe seines Verstandes außergewöhnliche Fälle löst. Von ihm geht eine Art Kälte oder sogar Versteinerung aus, die durch den gleichzeitigen Verlust seiner geliebten Frau und seines Augenlichts durch eine Autobombe ausgelöst wurde. Damit habe ich mich vor allem in den ersten Folgen beschäftigt. Besonders geholfen hat mir da eine Zufallsbegegnung in einem Zugrestaurant mit einem blinden, sehr auffällig gekleideten Musiker. Ein Mann, der meinem Ermittler in seiner Exaltiertheit irgendwie ähnlich war. Er ist wie ein Sonderling, der als Sonderermittler für besondere Fälle eingesetzt wird.

Was entgegnen Sie eigentlich den Menschen, die behaupten, dass in solchen Formaten inklusiv gearbeitet werden soll? Also warum nicht einen wirklichen blinden Schauspieler verpflichten?
Eine sehr gute Frage. Ich würde mich sehr freuen, blinde Schauspieler kennenzulernen. Aber ich habe bis jetzt nur taubstumme Schauspieler getroffen.

Nachdem unter anderem Jano Ben Chaabane bei mehreren Folgen Regie führte, hatte nun Katharina Mückstein das Zepter in der Hand. Wie unterscheidet sich die Arbeit der beiden?
Jeder Regisseur hat seine eigene Handschrift und Ästhetik. Und Jano und Katharina sind völlig unterschiedliche Menschen und Künstler. Davon lebt unsere Reihe auch, dass immer wieder neue tolle Regisseure kommen und Ideen einbringen.

Bald ist Sommer: Was sollte man in Wien unbedingt gesehen haben?
Den Prater muss man - nach dem man unsere Folge gesehen hat - erleben. Das ist ein Stück Stadtgeschichte und Kultur.

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