Interview

Andreas Guenther: ‚Das ‚Unmögliche‘ erzählen wir‘

von   |  3 Kommentare

Der Schauspieler ist in der Wiener-Krimireihe «Blind ermittelt», dreht seit Jahren den «Polizeiruf 110» und startete selbst einen Podcast.

Ihr Start in die Film- und Fernsehkarriere war doch überraschend, sie waren ja zunächst nur als Fahrer engagiert.
„Ich will Schauspieler werden“ – Ich erinnere mich noch, es war nach einer „Theateraufführung“ mit der Schulklasse, ich war vielleicht in dritten Klasse und muss so zehn oder elf Jahre alt gewesen sein. Da gab es noch keinen konkreten Plan als Schauspieler durchzustarten. (Lacht) Aber es war ein Traum, die Vision eines Ziels, in dem Moment geboren.

Konkreter wurde es dann Anfang der 90er. Ich weiß nicht mehr wie, aber ich erfuhr damals noch in Konstanz von einer Filmproduktion die in München einen Filmdreh vorbereitete. Ich fuhr hin, klopfte an eine große Stahltür und fragte frech ob ich bei dem Filmdreh dabei sein kann, egal wie, ob es irgendetwas gibt das ich machen könnte.

Das war mein Einstieg in die Filmwelt: Setrunner, Fahrer, Produktionsassistent, Setaufnahmeleiter. Ich bin dann nach München gezogen, für mich der Bub aus Konstanz, war das die große Stadt. Ich lernte wie Film funktioniert, ich lernte eine Menge Leute kennen, Regieassistenten, Herstellungs-/Produktionsleiter und natürlich Regisseure. Wenn es sich ergab, erzählte ich natürlich, dass ich Schauspieler werden will.

Sie stehen seit zwölf Jahren für den aus Rostock kommenden «Polizeiruf 110» vor der Kamera. Haben Sie weiterhin Interesse, in Mecklenburg-Vorpommern zu drehen?
Wahnsinn! Es fühlt überhaupt nicht so an. Ganz im Gegenteil, ich habe immer noch bei jedem „Policecall-Gäng“-Film das Gefühl, das wir den ersten Film drehen. Auf eine sehr besondere Weise haben wir heute oder wir Schauspieler alle bringen so viel Energie, Lust, Spielfreude, und Liebe für den Dreh mit. Es ist ein Riesen Geschenk für mich Teil des Rostocker Teams zu sein. Ich meine, hätte mir jemand vor 20 Jahren gesagt, du spielst mal einen Kommissar im «Polizeiruf 110», hätte ich gedacht: „Danke, verarschen kann ich mich auch selbst“ (Lacht)

Was sollte man in und um Rostock gesehen haben?
Die Örtlichkeit ist für mich natürlich auch spannend. Ich komme aus dem südlichsten Teil Deutschlands und drehe im nördlichsten Teil Deutschlands - geographisch geht es kaum weiter auseinander, gleichzeitig kann man sich kulinarisch kaum näher sein. Für mich großartig. Das erste was ich in Rostock mache, ich gehe am Hafen in ein Restaurant, bestelle mir den „Fish of the Day“, und gehe die Szenen für den nächsten Tag durch. Am Bodensee mache ich das gleiche, nur das Arbeiten entfällt. Mecklenburg-Vorpommern habe ich in den letzten Jahren mehr und mehr für mich entdeckt. Vor allem Usedom. Ich finde dort so eine eigene intensive Ruhe und gleichzeitig bläst einem der Wind den Kopf frei! „Pöschel - der Neue auf Usedom“.

Sie hatten Alex‘ Vater in der Serie «Club der roten Bänder» verkörpert. Dachten Sie, dass die Serie ein solcher Hit für VOX werden würde?
Als mir die Rolle angeboten wurde und ich die Drehbücher gelesen habe, liefen mir die Tränen. Die Figuren, jede einzelne Geschichten der Figuren berührte mich. Das besondere war, es fühlte sich „echt“ an. Es war diese wunderbare, herzergreifende Leichtigkeit, diese Selbstverständlichkeit der Figuren, darin lag eine magische Authentizität. Es war sehr besonders.

Gleichzeitig fragte ich mich, wer möchte eine Serie über sterbenskranke Jugendliche sehen? Was dann geschah, damit habe ich nicht gerechnet – und ich wage mal zu behaupten, das hat keiner. Dieser Zuspruch, die Welle an Begeisterung, der krachende Erfolg, sowohl im TV, die Kritiken als auch die Auszeichnungen und die vielen Preise. Davon hat noch nicht mal einer von uns zu träumen gewagt.

Zusammen mit SWR3-Moderator Kristian Thees haben Sie den Podcast „Große Klappe – Aus dem Leben eines Schauspielers“ gestartet. Was für Themen behandeln Sie?
Das macht verdammt viel Spaß, der Podcast. Ich bin ein absolutes Greenhorn was Podcast angeht, Thees hingegen ist auf dem Gebiet der Profi, was absolut großartig ist. Allein dadurch entstehen, ich sag mal so, sehr unterhaltsame Momente. (Lacht) In „Große Klappe…“ nehme ich unsere Hörer dahin mit, wo alle „Mäuschen spielen wollen“ und einige sicher viel Geld bezahlen würden; Der magische Ort – das Set! Der Hörer ist bei intimen, konzentrierten Proben, also dem kreativen Prozess, von Schauspieler und Regie Hautnah dabei. Genauso ist er dabei, wenn ich Charly Hübner in seinem Trailer überrasche. Aber „Große Klappe…“ ist auch so eine Art „Tagebuch“, zu hören wie das Leben von Schauspielern ist. Wie entsteht überhaupt ein Film? Was bedeutet es zu „schauspielern“? Wie ist das mit den Castings? All das ist „Große Klappe - Aus dem Leben eines Schauspielers“.

Besonders interessant und überraschend wird es, wenn wir einen Gast in der Show haben. Hans Sigl, Anneke Kim Sarnau oder auch Bela B waren schon da. Also: Unser Podcast ist wirklich nur für Filmfans – das heißt für alle (Lacht)

Sie stehen seit vier Jahren für «Blind ermittelt» vor der Kamera. Was ist der Charme der ARD-Reihe?
Alex und Niko, die beiden Hauptcharaktere, könnten unterschiedlicher nicht sein. Der extreme gesellschaftliche Gegensatz, der Klassenunterschied, ist so immens, dass eine Freundschaft fast unmöglich ist. Das ein Blinder und ein Taxler Verbrechen aufklären, ist fast unmöglich und genau dieses „Unmögliche“ erzählen wir. Das Hoffen, die Sehnsucht das das schier Unmögliche eintritt, es klappt oder es auch zu überwinden, kennen wir alle. Keiner versucht den Anderen zu verändern, sondern gerade die Ungleichheit, macht die Freundschaft aus. Diese Selbstverständlichkeit hat eine schöne Kraft. Der österreichische Schmäh, die wunderbare Eigenschaft auch über sich selbst lachen zu können, und natürlich die Freude Dinge zu genießen. Am Eingang des Grand Ferdinand Hotels – übrigens die schönste Dachterrasse Wiens – steht: „Begnadet für das Schöne“.

Auch in „Die nackte Kaiserin“ werden Sie mit Philipp Hochmair ermitteln. Was kommt auf uns in der siebten Folge zu?
Ich hatte mich allein wegen des Titels „Die nackte Kaiserin“ schon in das Buch verliebt, bevor ich auch nur eine Seite gelesen hatte. (Lacht) Ich verrate mal so viel, es geht natürlich um die Kaiserin „Sissi“ und um ein sagenumworbenes Tattoo. Sissi und ein Tattoo? Spannend...

Servus, Pfiati, Bussi und Baba. (Lacht)

Danke für das Gespräch!

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Montgomery
28.04.2022 13:39 Uhr 1
Andreas Günther ist ein charismatischer Schauspieler mit Witz und starker Stimme. Gerne mehr von ihm.
TV-Junkie
28.04.2022 16:44 Uhr 2

Dem stimme ich absolut zu! Nur das er GUENTHER heißt! ;) :)
TV-Junkie
28.04.2022 16:47 Uhr 3
Der Wien-Krimi ist meiner Meinung nach momentan mit das beste was das deutsche TV zu bieten hat!! Vor allem Andreas Guenther zeigt ein Mal mehr das er einer der Charakterstärksten Darsteller im TV ist!

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