Interview

Micky Beisenherz und Oliver Polak: ‚Hinter der Paywall gibt es wenig Applaus‘

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Die Satiriker Beisenheiz und Polak waren zunächst bei der Amazon-Tochter Audible mit „Juwelen im Morast der Langeweile“ zu hören, nun starteten Sie „Friendly Fire“ bei Spotify & Co.

Hallo Herr Beisenherz, guten Tag Herr Polak. Mit „Friendly Fire“ startet ein weiterer Podcast. Die Zeit der Hörer ist nicht unendlich, weshalb sollte man ihrer Gemeinschaftsproduktion sonntags einen Platz freiräumen?
Micky Beisenherz:
Wir bringen die Erfahrungen von vier Jahren Kleinkunst hinter der Paywall mit, sind also im Miteinander geübt. Davon abgesehen verbürgen wir uns für unser Erfolgskonzept: Oli lässt die Hosen runter und man kann mir dabei zuhören, wie ich panisch versuche, sie wieder hochzukriegen.

Oliver Polak: Und nur wenn du neue Wege gehst, wirst du neue Erfahrungen machen. Wir möchten dieser neue, morsche Weg sein. Wir möchten neben Kirchengang und „Tatort“ das nächste deutsche Sonntagsritual etablieren.

Vor vier Jahren produzierten Sie bereits den Podcast „Juwelen im Morast der Langeweile“ für die Amazon-Tochter Audible. Warum haben Sie das Projekt beendet?
Oliver Polak:
Wir sind Zirkusseelöwen. Hinter der Paywall gibt es wenig Applaus. Die Gummibälle auf unseren Nasen sollen sich ab jetzt wie Discokugeln für alle drehen.

Micky Beisenherz: Und wir haben gesehen, was Jeff Bezos sich für Hemden kauft. Da war uns klar: Dieser Mann könnte auch für uns zum Problem werden.

Im Fernsehen haben Sie bereits bei «Das Lachen der Anderen» zusammengearbeitet. Obwohl das Feuilleton das Format toll fand, hat der WDR nur wenige Ausgaben produziert. Waren Sie enttäuscht von der Reaktion des Senders oder waren einfach alle Randgruppen „abgefrühstückt“?
Micky Beisenherz: Der WDR hat besonnen reagiert und Platz für neue Quizshows geschaffen. Ich finde das sehr serviceorientiert. Neues erschreckt Zuschauer ja auch oft.

Oliver Polak: Die Dinge sind manchmal begrenzt. That‘s life. Life is life. Zehn Folgen machen zu dürfen war spitzenmäßig.

Herr Polak, Sie haben kürzlich für „Die Welt“ geschrieben und moderierten zahlreiche Sendungen wie «Applaus und Raus», «Your Life Is a Joke» oder «Der Gedankenpalast». Welches war Ihr Lieblingsprojekt und was werden Sie fortsetzen?
Oliver Polak:
Die Vielfältigkeit der Dinge ist meine Liebe. Ich arbeite sehr gerne mit Micky, da es sich nie wie Arbeit anfühlt und er der beste Podcast-Partner ist, den man sich vorstellen kann. Bei jedem Thema geht er mit.

Herr Polak, werden Sie in diesem Jahr mit Ihrem Stand-up-Programm auf Tour gehen?
Oliver Polak:
Yes. „Sorry für gar nichts“ ist der Name der Show.

Herr Beisenherz, Sie durften im Januar wieder die Gags bei «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» verfassen. Ist die Arbeit eigentlich anstrengender geworden, seitdem RTL die Sendezeit vor ein paar Jahren massiv aufblähte?
Micky Beisenherz:
Wir schlafen halt noch weniger. Beziehungsweise es fehlt mindestens ein Bier im Pool danach. Das ist bitter. Inhaltlich nur so viel: Ein Diamant glänzt durch eine hohe Dichte.

Sie und Ihre Kollegen waren dieses Jahr nicht in Australien, sondern in Südafrika. Obwohl RTL wieder nach Australien möchte, scheint man sich vor der Kamera in Afrika wohlgefühlt zu haben. Haben Sie die Zeit genossen und war das eine schöne Abwechslung?
Micky Beisenherz:
Paviane auf dem Arbeitsweg begegnen einem in Köln-Mülheim ja eher selten.

Das Dschungelcamp hatte in diesem Jahr weniger Zuschauer als sonst üblich. Woran hat es gelegen? Die Location, die Promis, das Streaming-Angebot oder einfach die Tatsache, dass RTL täglich bis zu fünf Stunden rund um das Thema sendet?
Micky Beisenherz:
Möglicherweise all das kombiniert. Wobei: Die Promis waren schon toll. Die Konflikte hatten teilweise fast etwas Zivilisiertes. Auch bei RTL war man verstört.

Herr Beisenherz, werden Sie für Ihr neues Projekt ein anderes Engagement verändern? Können die Fans weiterhin mit „Apokalypse & Filterkaffee“ rechnen?
Micky Beisenherz: „Apokalypse & Filterkaffee“ werde ich noch machen, wenn ich alles andere schon beendet habe. Ich sende aus dem Heim weiter. Last man sending. Da bin ich mein innerer Robin Williams. „Good Morning, Wahnsinn.“

An Sie beide: Sie beide sind Komiker und wir leben in einer Pandemie und wir erleben einen Krieg in der Ukraine. Gibt es Themen, die Sie bewusst nicht behandeln?
Oliver Polak:
Nein. Die Gedanken sind frei.

Micky Beisenherz: Sehen Sie, und ich darf wieder hinterherräumen.

Besten Dank für Ihre Zeit!

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