Die Kino-Kritiker

«The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt»: Im Dschungel mit Brad Pitt

von   |  3 Kommentare

Sandra Bullock wird in diesem Film vom durchtriebenen Milliardär Fairfax (Daniel Radcliff) entführt. Nur Alan (Channing Tatum) kann sie retten.

Obwohl er zusammengerechnet einen Leinwandauftritt von gerade mal zehn Minuten, ist Brad Pitt das absolute Sahnehäubchen in dieser ansonsten eher durchschnittlichen Abenteuerkomödie. Der Schauspieler, der vor der Pandemie noch Erfolge mit «Once Upon a Time in Hollywood» und «Ad Astra» feiern konnte, darf hier als hartgesottener Nahkampf-Experte selbstironisch mit dem ihm auferlegten sexy Superstar-Image spielen und bildet damit den Gegenentwurf zum eigentlichen Hauptdarsteller des Films: Channing Tatum, der bestimmt mindestens genauso gut aussieht wie Pitt, aber in seiner Rolle als selbstverliebtes Fotomodell in Wahrheit als Weichei herhalten muss. Das so zu spielen macht Channing Tatum allerdings sichtlich Spaß. Der eigentliche Star des Films ist dennoch Sandra Bullock, die hier von beiden Herren gerettet werden soll, was eigentlich den uralten Klischees der Geschlechterrollen entspricht und dementsprechend im Laufe der Handlung aufgebrochen werden muss.

Jäger des verlorenen Schatzes
Mit ihren Abenteuerromanen ist Loretta Sage (Sandra Bullock) zu einer erfolgreichen Autorin geworden. Nicht zuletzt wegen der Cover ihrer Bücher, auf denen stets der athletische Alan (Channing Tatum) in einer heldenhaften Pose abgebildet ist. Besonders von der weiblichen Leserschaft wird er wie ein Star gefeiert, während Loretta bei öffentlichen Auftritten stets in seinen Schatten gerät, was sie mächtig nervt. Nach einem dieser Auftritte wird die Autorin jedoch entführt. Der durchtriebene Milliardär Fairfax (Daniel Radcliffe) hat in ihrem letzten Buch Hinweise gefunden, die zu einer untergegangenen Stadt der Antike führen, die tätlich existiert haben soll und wo ein sagenumwobener Schatz gehoben werden könnte. Derweil bereitet Alan eine Rettungsaktion vor und folgt den Entführern in den Dschungel. Natürlich ist der Schönling, der bisher immer nur so tun musste, als wäre er ein Held, mit der Situation maßlos überfordert. Zum Glück kommt ihm Haudegen Jack Trainer (Brad Pitt) zu Hilfe, der Loretta im Handumdrehen aus dem Camp von Fairfax herausholt. Aber er ist schneller wieder weg als er gekommen war, und so sind Loretta und Alan auf sich allein gestellt, ihren Verfolgern im Dickicht des Dschungels zu entkommen und dabei am besten noch das Geheimnis der verlorenen Stadt zu lüften.

Die Lust auf ein altes Abenteuer
Irgendwie fühlt sich «The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt» allein schon vom Titel wie ein Film aus den Achtzigerjahren an. Aus einer Zeit, als Abenteuer noch vor echten Kulissen bestanden werden mussten, als nach alten Artefakten gesucht wurde, Männlein und Weiblein frei nach, was sich neckt, das liebt sich‘, aufeinander prallten, und die Namen großer Filmstars auf den Plakaten an der Kinokasse über den Erfolg eines Films entschieden. Die Regie-Brüder Aaron und Adam Nee («The Last Romantic») gehen nach der gleichen Formel vor und verweisen augenzwinkernd auf ihre Vorbilder wie «Indiana Jones und der Tempel des Todes» mit Harrison Ford Kate Capshaw oder «Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten» mit Michael Douglas und Kathleen Turner. Nur leider ist ihnen dabei nicht wirklich viel Neues eingefallen. Somit hangelt sich die Handlung von einer Actionsequenz zur nächsten, angereichert mit situationskomischen Wortduellen unter den Darstellern. Natürlich darf Sandra Bullock ihre Frau stehen, um immer wieder klarzumachen, dass sie wirklich nicht auf Männer angewiesen ist. Aber ehrlich gesagt, ist auch das nicht neu. Also alles so wie man es aus einem Gemisch aus Abenteuerfilm und Romantik-Komödie seit fast 40 Jahren kennt, was immer noch einen großen Unterhaltungswert bietet, aber leider keine Überraschungen mehr.



Ein gutaufgelegte Schauspielertruppe
Bis auf eine, die mit Brad Pitt zu tun hat, aber an dieser Stelle nicht verraten wird für alle, die sich diesen Film doch noch auf der großen Leinwand ansehen wollen. Denn dass man nach knapp zwei Stunden dennoch gutgelaunt das Kino verlassen könnte, liegt allein an den Darstellern, denen viel Platz eingeräumt wird, um mal wieder so richtig auf den Putz zu hauen. Die Dreharbeiten in der Dominikanischen Republik müssen also für alle Beteiligten ein Riesenspaß gewesen sein. So fühlt es sich zumindest an, und so überträgt es sich aufs Publikum. Sandra Bullock hat ihr komödiantisches Potential ja schon unter anderem in «Taffe Girls» und «Miss Undercover» unter Beweis gestellt, Channing Tatum in «21 Jump Street» und «Logan Lucky», und das Brad Pitt eine coole Socke ist, wissen wir spätestens seit seiner ulkigen Performance in Guy Ritchies Gangsterballade «Snatch - Schweine und Diamanten». Selbst «Harry Potter»-Darsteller Daniel Radcliffe genießt es, hier auf übertriebene Weise einen richtig fiesen Schurken spielen zu dürfen. Kurzum: Das dicke Plus für «The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt» geht ausschließlich an die Stars. Der Rest ist eigentlich nur Beiwerk.

Fazit: Ein vorhersehbarer Mix aus Abenteuerfilm und Romantik-Komödie, der allein vom Zusammenspiel seiner Stars lebt. Wem das reicht, kann sich auf ein kurzweiliges Kinovergnügen freuen.

«The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt» ist im Kino zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/134443
Finde ich...
super
schade
64 %
36 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelMäßiger Otto-Tag bei RTLnächster ArtikelQuotencheck: «Hubert ohne Staller»
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Torsten
23.05.2022 17:03 Uhr 1
Der Film bietet vergnügliche Sonntagnachmittg-Unterhaltung ohne viel Ansprüche und Überraschungen. Erinnert sehr stark an "Auf der Suche nach dem grünen Diamanten", der allerdings doch etwas mehr an lustigen Momenten hat. Für den letzten Film von Sandra Bullock hätte ich etwas mehr erwartet, ein paar mehr stimmigere Gags wie bei Miss Undercover. Brad Pitts auftreten ist ein kleines Highlight, das aber auch schnell wieder vorbei ist und Channing Tatum nimmt sich wieder mal nicht ernst, was ihn Sympatisch macht. Ansonsten ist es sicherlich kein Blockbuster, aber auch nicht Langweilig. Doch wer auf etwas mehr Action steht, sollte dann lieber zu Uncharted mit Tom Holland und Mark Wahlberg greifen, da The lost City doch viel zu harmlos daher kommt.
Sentinel2003
30.05.2022 20:50 Uhr 2
In einem Gespräch mit der TV-Show 'PEOPLE' enthüllte die 52-jährige Schauspielerin gegenüber der Korrespondentin Sandra Vergara: "Ich werde nicht in den Ruhestand gehen, sondern verbringe nur eine Weile keine Zeit vor der Kamera. Ich habe wundervolle Kinder.22.03.2022



@Torsten: da hast du nicht ganz Recht: Sandra macht wohl zum Glück nur eine Pause für ihre Kinder!
Quotermain
25.06.2022 21:26 Uhr 3
@Torsten.... was ihn "Sympathisch" macht?

Sorry, aber der spielt doch immer nur den nicht outofcloset semigay, wie in Hail Caesar.

Das ist einfach nur langweilig.

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Mario Thunert

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung