Stab
Darsteller: Meret Becker, Mark Waschke, Oleg Tikhomirov, Nadeshda Brennicke, Tan Caglar, Jeanette SpassovaRegie und Kamera: Ngo The Chau
Drehbuch: Günter Schütter
Zuerst beginnt vieles wie üblicher Alltag in der Berliner Mordkommission: Eine Leiche wird aus der Spree gefischt, halb verwest und mit fehlenden Körperteilen. Doch dann lauert Nina Rubin eine junge Frau auf, die verschüchtert durch die Gassen der Hauptstadt streift: Sie heißt Julie Bolschakow und ist mit einem Boss der Berliner Russenmafia verheiratet, der sie seit vielen Jahren tyrannisiert. Sie will raus aus dieser Welt, ein neues Leben anfangen, das nicht von Kriminalität und Gewalt geprägt ist. Doch so einfach zur Polizei gehen, das kann sie nicht, denn das Berliner Revier ist völlig unterwandert von der organisierten Kriminalität. Nur Nina Rubin, der kann man vertrauen. Denn als der Clan ihr vor einiger Zeit Schmiergeld angeboten hat, war sie nicht käuflich.
Die beiden Frauen fangen an, sich nachts zu treffen, in einer Bar in Kreuzberg mit vorwiegend lesbischem Publikum, viel rotem Plüsch und deutschen Liebesliedern. Sie gefallen einander, sie schätzen einander, sie vertrauen einander. Doch Vertrauen ist gefährlich in einer solchen Situation, gerade wenn man weiß, dass man dem eigenen Polizeiapparat nicht vertrauen kann. Auch wegen ihrer persönlichen Geschichte hält Nina Rubin also vor ihrem Berufspartner Robert Karow (Mark Waschke) hinterm Berg mit all den Informationen, die sie zu ihrem Mordfall bereits bekommen hat, und gibt sämtliche Daten nur nach ganz oben weiter, wo man bereits das Zeugenschutzprogramm vorbereitet.
Irgendwann aber überschlagen sich die Ereignisse und die Mafiabraut muss schneller aus den Fängen der Gangster befreit werden, als man gedacht hat. In den letzten Szenen wird dann auch der Berliner Flughafen eine tragende Rolle spielen, der, als Nina Rubin ihren Dienst in der ARD antrat, noch gar nicht in Betrieb war. Wie die Zeit vergeht.
Man sollte anerkennen, dass sich diese Folge etwas Besonderes einfallen hat lassen, um ihre Hauptfigur in Würde zu verabschieden. Denn das Drehbuch geht tief hinein in die Psyche von Nina Rubin, konfrontiert sie ein letztes Mal mit vielen Dingen, die sie in all den Jahren bewegt haben, und gibt ihr für ihre letzten Stunden eine Frau an die Hand, die ihr gefällt und die es sich zu retten lohnt, damit sie es einmal besser haben wird: Genau das hat Nina Rubin doch in all den Berliner «Tatort»-Folgen ausgezeichnet.
Nina Rubins letzter «Tatort» mit dem Titel «Das Mädchen, das allein nach Haus‘ geht» wird am Sonntag, den 22. Mai um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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