Serientäter

«Blood and Water»: Ist Blut dicker als Wasser?

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Liebesbeziehungen, eine als Kind entführte Tochter und den Flair von amerikanischen College-Serien. Kann die Serie aus Südafrika überzeugen?

Der Streaminganbieter Netflix hat einige Highschool-Dramen im Angebot. Die Serie Blood and Water, die im Mai 2020 startete, versetzt das bekannte Genre nach Afrika. Unter der Regie von Nosipho Dumisa, Daryne Joshua und Travis Taute, sowie Thati Peele, entfaltet sich eine Serie, in der es um mehr geht als nur Freundschaft und Liebesdrama.

In bisher zwei Staffeln mit dreizehn Episoden erzählt die südafrikanische Jugend-Drama-Serie die Geschichte von Puleng Khumalo, die von Ama Qamata gespielt wird. Pulengs Zwillingsschwester wurde nach der Geburt entführt und vermeintlich von Menschenhändlern verkauft. Als Täter steht Pulengs eigener Vater unter Verdacht. Auf einer Party wird die mittlerweile jugendliche Puleng auf ein Mädchen namens Fikile aufmerksam, das ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Um ihrem Verdacht nachzugehen, dass es sich bei Fikile um ihre verschwundene Schwester Phume handeln könnte, wechselt Puleng auf dieselbe Highschool wie Fikile.

In ihrem neuen Umfeld hat Puleng es nicht einfach: Auf der einen Seite steht ihre Beziehung zu Fikile, auf der anderen neue Freunde und erste Beziehungen. Selbstverständlich wird es ihr auch nicht einfach gemacht, ihren Verdacht über ihre Verwandtschaft zu Fikile zu überprüfen. Von allen Seiten legt man ihr Steine in den Weg, wobei das Gesetz oft genug überschritten wird.

Trotz des Schauplatzes in Südafrika behält «Blood and Water» ein internationales Flair bei. Die Dramen rund um verratene Freundschaften, Familienproblemen und Eifersucht unter den Jugendlichen am Parkhurst College könnten sich genauso gut in einer amerikanischen Produktion wiederfinden. Was «Blood and Water» anderen Serien voraus hat, ist der Hintergrund der Geschichte. Unter allen Alltagsproblemen bleibt der schwelende Konflikt der Entführung und des Menschenhandels.

Auch sonst scheut die Serie nicht davor zurück, ernstere Töne anzuschlagen, verfängt sich jedoch bisweilen in Stereotypen: Wie die meisten Serien, die an Highschools spielen, legt auch «Blood and Water» einen großen Stellenwert auf Liebesbeziehungen. Während Puleng ihre erste Beziehung eingeht und gleichzeitig mit den unerwiderten Gefühlen eines Freundes umgehen muss, sorgt Untreue unter ihren neuen Freunden für Probleme.

Dass ausgerechnet Chris ein doppeltes Spiel spielt, der im Laufe der ersten Staffel seine Pansexualität entdeckt, hinterlässt mit Blick auf die jahrelange Darstellung bisexueller Charaktere als untreue Partner einen faden Beigeschmack. Der einzige Pluspunkt: Niemand rümpft über Chris' Beziehung zu seinem männlichen Partner die Nase und selbst als seine Eltern in Staffel zwei Wind von der Sache bekommen, nehmen sie die Sache locker auf. Sicher hat das auch mit dem kulturellen Hintergrund der Serie zu tun, ist die gleichgeschlechtliche Ehe in Südafrika schließlich schon seit 2006 anerkannt.

Chris mag als bisher einziger queerer Charakter der Show unglücklich für diesen Handlungsstrang gewählt worden sein, noch unglücklicher gestaltet sich jedoch Fikiles Beziehung. Diese unterhält sie nämlich mit ihrem verheirateten und damit eindeutig erwachsenen Schwimmtrainer. Was als Missbrauch einer minderjährigen Schutzbefohlenen eigentlich eine große Sache sein sollte, geht neben der Story zwischen Puleng und Fikile komplett unter. Der Schwimmtrainer verlässt Fikile für seine mittlerweile schwangere Ehefrau. Konsequenzen? Fehlanzeige! Hier hätte «Blood and Water» deutlich mehr herausholen können.



Eines muss man der Drama-Serie jedoch lassen: Die Schauspieler wurden gut gecastet. Die beiden Schwestern sind zu Beginn der ersten Staffel gerade siebzehn Jahre alt. Die Party, auf der sich die beiden zum ersten Mal begegnen, wird anlässlich Fikiles Geburtstag gehalten. Während wir aus amerikanischen Shows oft gewohnt sind, Schauspieler, die das Ende ihrer Zwanziger erreicht haben, als Jugendliche akzeptieren zu müssen, entscheidet sich «Blood and Water» für Darstellerinnen, die nicht viel älter sind als die Charaktere selbst. Das geht mit weniger Erfahrung einher, tut der Serie jedoch keinen Abbruch. Die beiden Hauptdarstellerinnen Ama Qamata und Khosi Ngema meistern ihre Rollen mit Bravour. Das ist besonders hervorzuheben, da «Blood and Water» für letztere ihr Debüt darstellt.

Alles in allem ist «Blood and Water» eine solide Serie, die mit einem neuen Setting, gut gecasteten Schauspielern und dem Mut, ernste Themen anzusprechen, glänzen kann. Allerdings schöpft sie in den ersten beiden Staffeln nicht ihr volles Potenzial aus. «Blood and Water» sollten sich insbesondere diejenigen ansehen, die Highschool-Dramen lieben, Konflikt rund um Familiendynamiken schätzen oder auf der Suche nach neuen südafrikanischen Shows sind.

«Blood and Water» ist bei Netflix streambar.

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