Hintergrund

Sind «Die Simpsons» bei ProSieben bald Geschichte?

von   |  16 Kommentare

Mit einer Ausnahme wurde die gelbe Familie aus Springfield aussoriert. Inzwischen laufen die Quoten nicht mehr gut. Ein Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre.

Dr. Georg Kofler hat «Die Simpsons» in Deutschland bekannt gemacht. Zuvor war die gelbe Familie im Zweiten Deutschen Fernsehen zu Hause, ehe die Serie mit einem neuen Synchronregisseur und -autor versehen und bei ProSieben ausgestrahlt wurde. Da man sich in den 90er-Jahren noch nicht inhaltlich im großen Stil mit Animationsserien auseinandersetzte, landete das Format auf dem heutigen «taff»-Sendeplatz. Die Serie war lange Zeit der Übergang zwischen dem Kinder- und dem Vorabendprogramm.

Der junge Nicolas Paalzow, der den Sender im Jahr 2000 übernahm, strahlte die elfte Staffel der «Simpsons» am Montagabend um 21.15 Uhr – im Doppelpack mit Matt Groenings anderer Serie –«Futurama» aus. In der TV-Saison 2000/2001 in der das Internet noch langsam war, YouTube nicht existierte und Videorecorder die einzige Möglichkeit waren, verpasste Sendungen aufzunehmen, waren die Reichweiten noch wunderbar. Die Episode „Mit Mel Gibson in Hollywood“ erreichte 2,80 Millionen Fernsehzuschauer, wovon 2,40 Millionen Menschen zwischen 14 und 49 Jahre alt waren. Der Marktanteil lag bei fabelhaften 17,5 Prozent, die Staffel schloss ProSieben mit durchschnittlich 14,0 Prozent Marktanteil.

Nur ein Jahr später wendete sich das Blatt jedoch, die Einschaltquoten der «Simpsons» entwickelten sich stark rückläufig. Durchschnittlich hatte man „nur noch“ 1,60 Millionen Umworbene, im Vorjahreszeitraum verbuchten Homer, Marge & Co. noch 1,98 Millionen Zuschauer. Der durchschnittliche Marktanteil fiel auf 11,1 Prozent, damit performte die Serie unter dem Senderschnitt. Allerdings waren nicht die Bewohner von Springfield an der Quotenmisere schuld, auch das Lead-In «Akte X» baute dramatisch ab.

Fortan war die gelbe Familie – neben den weiterhin täglichen Ausstrahlungen – vor allem am Samstagvorabend zu sehen. Die Reichweiten reduzierten sich mit der 13. Staffel auf 1,10 Millionen Zuschauer, bei den Umworbenen waren 0,91 Millionen Zuschauer dabei. Der Marktanteil verbesserte sich allerdings auf 14,1 Prozent. Als Thilo Proff Andreas Bartl als Senderchef von ProSieben ablöste, bekamen auch «Die Simpsons» eine neue Chance.

Nach sieben Jahren war die gelbe Familie zurück am Montagabend. Die 19. Staffel erzielte 2,24 Millionen Zuschauer, bei den Umworbenen wurden fast die Werte der elften Runde erzielt. Der Sendeplatzwechsel war ein voller Erfolg, die Folgen erzielten im Schnitt 14,3 Prozent. Nach rund acht Jahren gingen den «Simpsons» aber so langsam die Puste aus. Die 26. Staffel erzielte 12,6 Prozent bei den Umworbenen, danach kam man auf 11,4 Prozent. Die in der Saison 2017/2018 ausgestrahlten Folgen floppten dann mit neuneinhalb Prozent.

Im Januar 2020 wollte ProSieben die 30. Staffel fortsetzen, unterbrach aber die Ausstrahlung nach wenigen Folgen. Die Einschaltquoten waren so mau, dass der Sender die Serie lieber in den Sommer stecken wollte, um mit weniger Zuschauern höhere Marktanteile zu erzielen. Ab 8. Juni 2020 folgt der bereits dritte Anlauf der aktuellen Staffel, die es allerdings schon bei Disney+ anzuschauen gibt.

Warum die Einschaltquoten von «Die Simpsons» massiv gesunken sind, hat mehrere Gründe. Zum einen hat das Format über viele hunderte Episoden auf dem Buckel, zum anderen gibt es heutzutage mehr Möglichkeiten denn je, Internet und Fernsehen zu konsumieren. Selbst FOX in den Vereinigten Staaten hat inzwischen nur noch maue Reichweiten. Werden die «Simpsons» das zweite Mal auf das Abstellgleis geschoben? Das wird dauerhaft von den Interessen des Senders ProSieben und dem Streamingdienst Disney+ abhängen.

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Es gibt 16 Kommentare zum Artikel
Torsten
04.06.2022 09:20 Uhr 1
Pro7 und eine Serie/Sitcom absetzen? Schon alleine die Überschrift von diesen Bericht ist sowas von Lächerlich. Pro7 setzt doch nichts ab, die senden ihr bestehendes Programm noch in 20 Jahren so wie heute.
Familie Tschiep
04.06.2022 09:56 Uhr 2
Das läuft ja fast täglich, Wie wollen sie es ersetzen?
EPFAN
04.06.2022 23:24 Uhr 3
Bei tvtickets.de werden aktuell Komparsen für eine neue Gerichtsshow >:) gesucht. Gleich 24 Folgen werden gedreht. Ich tippe aber stark auf Sat.1. Richter Hold is back :') .
Familie Tschiep
05.06.2022 11:37 Uhr 4
Alexander Hold ist Vizepräsident des bayrischen Landtages. Ich glaube, der wird keine Trashshow mehr machen, jedenfalls jetzt.
3Jane
05.06.2022 16:10 Uhr 5


Ja, ist auch total verwunderlich, wenn man das Lead-In weder thematisch noch von der Zielgruppe passt (Krimi-Serie mit FSK-12 Folgen, auf einem Sendeplatz der jahrelang für Mysteryserien aufgebaut wurde) und bereits im 9. Jahr war und parallel "Wer mit Millionär"-lief, was, was ich nie verstehen werde, zur gleichen Zeit 5,6 oder auch 8 Millionen deutschen Fernsehzuschauer gesehen haben, die dann beim Unterschichtensender RTL hängen geblieben sind...
EPFAN
08.06.2022 17:43 Uhr 6


Siehe da, ich glaube ich fall vom Stuhl. Es ist Barbara Salesch und Ulrich Wetzel beide für RTL.

Ich frage mich, wie RTL Barbara Salesch überzeugen konnte.



Es ist ja schön zu sehen, wie Formate, die damals eigentlich noch relativ erfolgreich waren, abgesetzt wurden und sich die Verantwortlichen wahrscheinlich heute selbst fragen, ob sie eigentlich damals blöd waren? ':)



https://www.dwdl.de/nachrichten/88243/rtl_holt_richterin_barbara_salesch_zurueck_ins_fernsehen/
Familie Tschiep
08.06.2022 20:17 Uhr 7
Die Rückkehr muss nicht bedeuten, dass man solche Quoten wie einst einfährt. Ich finde, die Gerichtsshows waren schon recht trashig und krawallig-
Fernsehfohlen
08.06.2022 22:05 Uhr 8


Natürlich wird man nicht einmal annähernd solche Quoten wie einst einfahren. Den Privatsendern geht es doch ohnehin längst nicht mehr primär darum, ein attraktives oder gar innovatives Daytime-Programm auf die Beine zu stellen, sondern mit möglichst wenig Aufwand (monetärer und geistiger Natur) die wenigen Krümel aufzusammeln, die tagsüber noch realistisch zu holen sind. Anders gesagt: Wer in der Daytime überhaupt noch fernsieht, sich nicht bei ARD oder ZDF bedient fühlt, keine Lust auf die 37. Sitcom- oder Crimeserien-Wiederholung hat und keine akute Ramschallergie hat, sollte möglichst diesen Ramsch anschauen.

Vergleichbares versucht ja derzeit auch Sat.1 mit Lenßen und K11 - so weit ich das noch überblicken kann (und möchte), mit mäßigem Erfolg. Aber ich vermute wirklich, dass man "Erfolg" da inzwischen deutlich bescheidener interpretiert und zufrieden ist, wenn man annähernd in Richtung zweistelligem Marktanteil und/oder Millionenmarke tendiert.



Meines Erachtens sind dieses Geschichten aus der Gruft nicht nur für Barbara Salesch, sondern auch für die Sender eine Art televisionäre Palliativmedizin. Vielleicht kann man somit den fortwährenden Niedergang verzögern, mehr als relativ greise Nostalgiker wird man damit aber kaum vor das TV locken und junges Publikum eher noch wirkmächtiger vergraulen, als es die Superhändler, Retourenprofis oder Ramsch-Rowdies könnten.



Bei fast allen meiner Schüler hat das Fernsehen eh längst den Ruf des "Oma-Mediums", das kaum etwas Interessantes bereithält - mal von Live-Übertragungen abgesehen. Mit ständig neuen Reboots wird sich das sicher eher noch verstärken als verringern.

Btw. mal so eingeworfen: Wann gab es eigentlich die letzte Innovation in der Daytime? Waren es wirklich die unseligen Scripted Realitys oder habe ich (und mit mir vermutlich 95% der TV-Nation) irgendwas im letzten Jahrzehnt nicht mitbekommen?





Fohlen
Familie Tschiep
09.06.2022 01:34 Uhr 9
Das mit den ständigen Reboots könnte auch bei den Streamingdiensten ein Problem werden, sie sind noch zu jung.



Du meinst, ,mit frischen Ideen könnte das alte Fernsehen auch wieder Zuschauer zu sich locken. Sie müssten nur abwarten, bis sich die Schwächen der Streaminganbieter zeigen, die sie definitiv haben. Sie müssten kreativ wieder ins Risiko gehen.
Wolfsgesicht
09.06.2022 05:40 Uhr 10


Hihi, hab Tickets für die erste Aufzeichnung. xD Wird nicht schlecht bezahlt…

Kann euch ja erzählen wie ich’s fand. Wenn der Wisch den ich bestimmt unterschreiben muss das zulässt.
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