Serientäter

«This Is Us»: Nicht mehr ganz so super in Season 4

von

Viele neue Charaktere, viel Sand, zahlreiche neue Probleme stehen im Vordergrund und alte Geschichten werden aufgewärmt. Die vierte Runde hätte das Potential gehabt, qualitativ deutlich besser abzuschneiden.

Im Frühjahr 2022 beendet das US-Network NBC die Serie «This Is Us», die man bereits seit dem Jahr 2016 im Programm hat. Das Format erreichte bis zu 20 Millionen Fernsehzuschauer und fuhr mit der Spezial-Folge zum Super Bowl im Jahr 2018 sogar eine beträchtliche Reichweite von 33,40 Millionen Zuschauer ein. Auch im Streaming-Bereich wird die Serie weiterhin Zuschauer fin-den, denn das Werk von «Rapunzel – Neu verföhnt»- und «Crazy, Stupid, Love.»-Autor Dan Fogelman hat einen positiven Ruf. Allerdings muss man sich fragen, ob seine Arbeiten an dem fünften «Indiana Jones»-Spielfilm und «Only Murders in the Building» seine Prioritäten verschoben haben.

Die Episode „Fremder“, verfasst von Fogelman und unter der Regie von «Brothers & Sisters»-Produzent Ken Olin startet spannend. Gleich drei neue Charaktere werden eingeführt und durch die Erzählweise weiß der Zuschauer erst am Ende, in welchem Jahrzehnt sich die Geschichte abspielt. Eine dieser Figuren ist Marine-Unteroffizier Cassidy Sharp («Once Upon a Time»-Star Jennifer Morrison), die nach einem Einsatz im Krieg unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und diese mit Alkohol zu stillen versucht. Nachdem sie in einer brenzligen Situation ihren Sohn schlug, wirft sie ihr Ehemann Ryan (Nick Wechsler, «Revenge») raus. Sobald Morrison ihre Rolle erfüllt hat, ist sie zwar noch kurzzeitig zu sehen, wird aber dann wieder aus der Serie geschrieben. Das ist durchaus schade, ihr Charakter und ihr Kriegseinsatz wären eine interessante Story gewesen, doch stattdessen konzentrieren sich die Macher hauptsächlich auf ihren Alkoholmissbrauch.

Und damit landet man bei Nicky Person, Jacks Bruder. Er zerstört im Suff ein Fenster und wird von der Polizei gestellt. Es ist schon fast ein wenig platt, wie die Macher erzählen, dass gerade Kevin, der ebenfalls eine Alkoholsucht entwickelt hat, sich um seinen Onkel kümmert. Da Kevin der Wohl-habende der Familie ist, braucht er zeitweise nur bedingt zu arbeiten und kann mit seinem Familienmitglied anhängen. Das ist eine nette Geschichte, aber führt nicht zu den Höhepunkten, die man eigentlich von den «This Is Us»-Machern kennt. Man kann den verantwortlichen Produzenten durchaus attestieren, dass sie sich zeitweise in einem kreativen Loch befinden.

Die Eröffnungsfolge der zweiten Staffel gibt auch dem Teenager Malik (Asante Blackk) Platz, der mit seinem jugendlichen Leichtsinn eine Tochter großzieht. Der Zuschauer denkt zunächst, er befindet sich in den 70er oder 80er Jahren, ehe die Produzenten auflösen, dass die Geschichte im Jahr 2019 angesiedelt ist und er auf Randalls Tochter Deja (Lyric Ross) trifft. Obwohl Blackk für eine gesamte Staffel unterschrieb, fehlt er in zehn Episoden. Die Liebegeschichte, und das ist ein Problem der vierten Runde, wird für die ständigen Probleme der „Big Three“ unterbrochen. Zeitweise sind die Geschichten wirklich interessant, vor allem wenn es um die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen und ihrer Mutter geht. Doch nach knapp 80 Episoden sind dem Zuschauer die Standpunkte klar, es ist oftmals eine Wiederholung der gleichen Ereignisse. Kate hat weiterhin Probleme mit ihrem Gewicht, dazu kommen Probleme mit Toby, Randall hat weiterhin seine Selbstwertprobleme und Kevin ist der erfolgreiche Star, der sich seine Frauen aussuchen kann. Die Hauptdarsteller sorgen dafür, dass die neuen Charaktere eingeengt werden. Die Geschichte von Cassidy, Malik oder auch der dritte Neue im Bunde – Jack – kommen überhaupt nicht zur Geltung.

Fraglich, warum man Jack Pearson, gespielt von Blake Stadnik, überhaupt in Staffel vier starten ließ, wenn man von NBC schon frühzeitig die Option bekam, einschließlich Season sechs zu produzieren. Er ist gerade einmal in vier Episoden der vierten Staffel zu sehen und wird nur zwei weitere Male in der Geschichte des Formats zu sehen sein. Die Story an sich ist zwar toll, aber angesichts der Tatsache, dass die Pearson-Familie riesig ist, hätte man die Geschichte auch in einer anderen Staffel unterbringen können – oder andere Episoden straffen. Die Demenz-Geschichte um Rebecca (Mandy Moore) lässt den Zuschauer genervt zurück. Möchte man wirklich zwei Staffeln einen Charakter sehen, der durchweg Probleme bereitet?

Im Staffelfinale werden zahlreiche Probleme gleichzeitig angepackt. Rebecca trauert in der Vergangenheit um den verstorbenen Kyle, ein neuer Charakter namens Eli wird eingeführt (dessen Story in Staffel fünf im Sand verläuft), währenddessen müssen Madison und Kevin mit den Folgen ihrer Affäre umgehen. Zudem ist der Konflikt zwischen Kevin und Randall am Eskalieren, einer der Höhepunkte der gesamten Staffelgeschichte. Es kommt zu verbalen Beleidigungen, die die Charaktere dauerhaft entzweien könnte.

Obwohl «This Is Us» im vierten Jahr nicht die Qualität der Vorgängerstaffeln halten konnte, bewegt sich die Serie immer noch weit über dem oberen Mittelfeld. Die Gesamtgeschichte der Familie ergibt Sinn, es gibt eine Fokussierung auf gewisse Themen wie der Alkoholmissbrauch oder Krankheiten und die Charaktere entwickeln sich weiter. Allerdings könnte der stetige Streit zwischen einigen Familienmitgliedern endlich beigelegt werden. In Staffel fünf sollte alles besser werden. Doch dann kam Corona.

Die ersten fünf «This Is Us»-Staffeln sind im Amazon Prime-Abonnement enthalten.

Kurz-URL: qmde.de/134813
Finde ich...
super
schade
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelRTL+ mit Aufstiegsdoku über Schalke 04nächster ArtikelQuotencheck: «Trucker Babes»
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung