Ihren ersten Film «Die Summer unserer Entscheidungen» (2010) drehte sie fürs Kino und wurde dafür auf Filmfestivals gefeiert. Eine künstlerische Heimat fand Deborah Chow jedoch beim Fernsehen, wo sie als Regisseurin an Serien wie «Mr. Robot», «Vampire Diaries» oder «Marvel’s Iron Fist» mitwirkte. 2019 wurde die Kanadierin schließlich für zwei Folgen der «Star Wars»-Serie «The Mandalorian» verpflichtet, was bei Disney so gut ankam, dass man ihre die komplette Regie für die neue «Star Wars»-Serie «Obi-Wan Kenobi» anvertraute. Eine besondere Herausforderung, denn der charismatische Jedi-Ritter gehört zu den wichtigsten Figuren aus George Lucas Sternenkrieg-Imperium. Zum Glück konnte Chow nicht nur Ewan McGregor, der Kenobi bereits in den ersten drei Episoden von «Star Wars» spielte, zurückgewinnen, sondern auch Hayden Christiansen als Anakin Skywalker.
Worin bestand die Schwierigkeit, die Figur Obi-Wan Kenobi wieder aufleben zu lassen?
Es war auf jeden Fall nicht einfach, diese Geschichte zu entwickeln. Immerhin befinden wir uns damit zwischen der ersten und der zweiten Trilogie von «Star Wars» und jeder kennt die Figuren, die zu Ikonen geworden sind. Es hat also gedauert, daraus die nun vorliegende Geschichte zu entwickeln. Wir wollten sie nicht der Eile wegen auf einen falschen Kurs bringen. Für mich und meinem Team war es jedenfalls sehr hilfreich, die Dreharbeiten mit einem Skript anzufangen, dass durch einen ordentlichen Entwicklungsprozess gegangen ist.
Nun ist daraus kein «Star Wars»-Kinofilm geworden, sondern nach «The Mandalorian» eine weitere Serie…
Ich war sehr aufgeregt, die Story als Serie umzusetzen, weil sich daraus andere Möglichkeiten des Erzählens ergeben und man mehr Zeit hat, um bei den Figuren mehr in die Tiefe gehen zu können. Mir lag viel daran, mehr auf die Charaktere eingehen zu können, um ihnen eine größere Bedeutung zu geben. Insofern war ich sehr froh darüber, dass es eine limitierte Serie aus sechs Folgen geworden ist.
«The Mandalorian» wurde bereits im Western-Stil angelegt, was nun auch «Obi-Wan Kenobi» vermuten lässt…
Ja, das habe ich weiterverfolgt, denn für mich und viele andere «Star Wars»-Fans sind die Verweise auf das Western- und Samurai-Genre unverkennbar. Ich bin darüber hinaus auch noch eine große Verehrerin von Akira Kurosawa, der vor allem mit «Die sieben Samurai» einen Klassiker drehte, nach dem wenige Jahre später der Western «Die glorreichen Sieben» als Remake entstand. Für mich gehört das zur DNA von «Star Wars». Die Parallelen zwischen einem Samurai und eine Jedi sind nicht von der Hand zu weisen.
War es schwierig, Hayden Christensen davon zu überzeugen, als Anakin Skywalker alias Darth Vader zurückzukehren?
Ich denke, es hat geholfen, dass sowohl er als auch ich aus Kanada stammen (lacht). Unser erstes Treffen fand daher in Toronto statt, wo ich ihm von der Serie erzählte und ihm alles erklärte. Er war danach sehr aufgeregt, wieder dabei zu sein. Er wollte nur wissen, was ihn erwartet. Für mich fühlt es sich natürlich richtig an, dass er dazugehört und wieder an Bord kommt.
Wird es bei sechs Folgen bleiben, oder gibt es schon Pläne, die Serie zu erweitern?
Es war immer der Plan, daraus eine Mini-Serie zu machen, also eine große Story mit Anfang, Mittelteil und einem Ende. Man soll niemals nie sagen, aber das Konzept gibt es vor, dass die Geschichte um Obi-Wan Kenobi danach abgeschlossen sein sollte.
Sie sollen anfangs aber doch ziemlich nervös gewesen sein, Darth Vader wieder aufleben zu lassen…
Das stimmt, denn er ist eine der ikonischsten Figuren der Filmgeschichte. Wir haben uns das sehr genau angeschaut, bis wir die Entscheidung dafür getroffen hatten. Es sollte für uns aus der Story heraus einen gerechtfertigten Grund dafür geben und nicht nur als Gag dienen, um Darth Vader wieder auftauchen zu lassen. Deshalb untersuchten wir nochmals alles, was Obi-Wan Kenobi ausmacht, seine Entwicklung von «Star Wars - Episode III: Die Rache der Sith» bis zu «Star Wars - Episode IV: Eine neue Hoffnung». Anakin und Obi-Wan spielen in diesem Universum eine so wichtige Rolle, dass wir es als richtig empfanden, nicht nur den einen, sondern auch den anderen für die Serie zu aktivieren.
Glauben Sie, dass Disney nach «The Mandalorian» und «Obi-Wan Kenobi» weitere Figuren aus dem «Star Wars»-Universum serienmäßig erneut zum Leben erwecken wird?
Das wird ganz bestimmt passieren. Davon bin ich überzeugt, und was mir daran gefällt, weitere Serien zu kreieren, ist dass man mehr erzählen kann, und auch mal in andere Richtungen denken kann.
Weitere «Star Wars»- Kinofilme sind damit also nicht mehr vorgesehen?
Darüber kann ich nichts sagen, weil ich nicht involviert bin. Das wird bei Lucasfilm entschieden, aber es sollen schon einige Projekte in der Entwicklung sein.
Wie wird eigentlich entschieden, wann eine neuer «Star Wars»-Geschichte sich für die große Leinwand eignet oder als Serie umgesetzt wird? «Obi -Wan Kenobi» hätte sich doch bestimmt auch für zwei Kinofilme angeboten, oder?
Als ich an Bord kam, war bereits klar, dass «Obi-Wan Kenobi» es eine sechsteilige Serie werden soll. Ich weiß aber auch, dass davor auch über einen Kinofilm nachgedacht wurde. Ich kann nur sagen, dass sich für Kenobi das Format der Serie sehr gut geeignet hat, aus den Gründen, die ich bereits erwähnt habe: Mehr Zeit und mehr Tiefe für die Charaktere.
Mal ehrlich, würde es Sie nicht auch reizen, Ihre Serie mal auf der Leinwand zu sehen?
Liebend gern würde ich das. Aber so ist das nun mal im Kampf Fernsehen gegen Kino. Fürs Kino hätte die Story doch anders aufbereitet werden müssen, selbst wenn man daraus zwei Teile gemacht hätte, wäre wohl einiges verloren gegangen. Es wird interessant sein, wie die Entwicklung zwischen Fernsehen und Kino weitergehen wird und wie sich beide Formen gegenseitig befruchten können.
Danke für Ihre Zeit!
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