Der Privatsender VOX gehört bekanntlich zu RTL Deutschland, hat aber ein unverkennbares Programmangebot, das sich von anderen Sendern spürbar abhebt. Nicht umsonst ist „voxig“ ein gängiges Wort in der Branche. Das fängt im Nachmittagsprogramm an, denn dort performte «Zwischen Tüll und Tränen» in den vergangenen zwei Wochen ausgesprochen stark. Seit einer Woche darf das Hochzeitsformat sogar gleich zweimal ran, was zwischen Dienstag und Donnerstag zu jeweils mehr als zehn Prozent Marktanteil in der Zielgruppe führte. Weniger erquicklich lief es dagegen für «4 Hochzeiten – von Braut zu Braut», das nach drei Wochen auf Sendung vorzeitig das Feld räumen musste, nachdem man zum Abschluss gerade man auf nur 1,8 Prozent kam.
Am Vorabend sorgt «Das perfekte Dinner», eine Programmmarke, die seit über 15 Jahren für VOX steht, für Furore. Am vorvergangenen Freitag holte man sogar eine Sehbeteiligung von 10,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen – der beste Wert seit über neun Jahren. Dementsprechend ist auch keine Überraschung, das der Kölner Sender ab dem kommenden Sonntag auf die Promi-Version in der Primetime zurückgreift Gespannt darf man auch ab Juli sein, wie der Konkurrenzkampf mit Sat.1 die Quoten der VOX-Sendung beeinflusst, wenn in Sat.1 ebenfalls eine Kochsendung ausgestrahlt wird.
Doch nicht nur im Tagesprogramm läuft es derzeit erstaunlich gut für VOX, auch in der Primetime gab man zuletzt immer häufiger eine gute Figur ab und blieb sogar gegen König Fußball einigermaßen stabil. Fuhr man vor zwei Wochen mit «Sing meinen Song» am 31. Mai noch 10,0 Prozent Marktanteil ein und landete damit erstmals seit zwei Jahren wieder im zweistelligen Bereich, verlor man eine Woche später zwar 2,4 Prozentpunkte, doch bei der Reichweite gab das Tauschkonzert nur 130.000 Zuschauer ab, obwohl im ZDF der Fußball-Klassiker Deutschland gegen England zu sehen war und fast neun Millionen Zuschauer anlockte. Sat.1 beispielsweise verlor insgesamt mit «Navy CIS: Hawaii» zur selben Zeit fast 300.000 Fernsehzuschauer. Kein Geheimnis ist derweil auch die Erfolgsgeschichte von «Die Höhle der Löwen», deren elfte Staffel mit dem Mai zu Ende ging. Zum Abschluss setzte es sagenhafte 15,1 Prozent bei den Umworbenen.
Die freigewordene Programmlücke füllte am Pfingstmontag der Spielfilm «Pearl Harbor», der mit 6,9 Prozent zwar nicht versagte, aber eben auch nicht einmal auf die Hälfte des «Löwen»-Anteils kam. Ob es heute mit «Guidos Wedding Race» besser läuft, darf angesichts der ersten Ausgabe im Oktober (2,2 Prozent) stark bezweifelt werden. Doch VOX sollte seine Spielfilme nicht außer Acht lassen, denn zuletzt konnten vor allem Familienfilme überzeugen. Mit «Minions» (2. Juni) lief es mit 8,4 Prozent bei den Jüngeren sehr ordentlich und am vergangenen Donnerstag holte « Ich – Einfach unverbesserlich 3» sehr starke 9,5 Prozent. Das wiedererkennbare und stimmige Programm von VOX ist ein wahrer Lichtblick in der TV-Landschaft, nicht nur aus Quotensicht.
Ein Blick auf die anderen Sender
Vom Lichtblick zum Sorgenkind: Sat.1 sendet seit weiterhin «Club der guten Laune», mittlerweile aber am späten Abend, was den Quoten keinen Anschub brachte. Diese dümpeln weiterhin unterhalb der Fünf-Prozent-Marke, was die Verantwortlichen auch dazu bewegte, die Wiederholung am Montagabend aus dem Programm zu streichen. Deutlich zum Nachdenken bewegen, sollte auch der Fakt, dass das «Club»-Ersatzprogramm «Fack ju Göhte» und «Fack ju Göhte 2» sehr stark performte. Die beiden Spielfilme sorgten an den beiden vergangenen Mittwochabenden für 9,6 und 10,9 Prozent Marktanteil. Potential ist also da, Sat.1 schafft es mit den eigenen Inhalten dieses aber nicht zu nutzen. Und so droht auch der Montagabend in der Quotenhölle zu versinken. Der Start von «Birgits starke Frauen» am 30. Mai war jedenfalls mit 3,0 Prozent ein einziger Reinfall. Dass man das Format eine Woche später aufgrund des Feiertags pausieren ließ, tat womöglich nur den Quoten gut, denn «Pirates of the Caribbean: Salazars Rache» überzeugte prompt mit tollen 11,4 Prozent und war nach dem «Tatort» das gefragteste Primetime-Programm in der Zielgruppe an diesem Feiertag. Es darf bezweifelt werden, dass die Pause Birgit Schrowanges Format gut getan haben dürfte, die Antwort folgt aber erst morgen.
RTL konnte in den vergangenen Wochen mit Eventprogrammierungen überzeugen und zwang damit auch Sat.1 in die Knie. RTL schickte am Donnerstag mit «stern TV Spezial» eine Verbrauchersendung gegen «Sat.1 Spezial» ins Rennen. Die RTL-Show, die sich um das Urlaubsverhalten der Deutschen drehte, holte 10,9 Prozent bei den Jüngeren, während die Wohnungsnot bei Sat.1 lediglich 5,1 Prozent markierte. Damit fiel Sat.1 sogar hinter Kabel Eins zurück, wo «Rosins Restaurants» 5,6 Prozent generierte. Auch das «RTL Turmspringen» machte eine gute Figur und sorgte für bärenstarke 21,6 Prozent und machte damit den Wegfall des quotenstarken «Let’s Dance» am Freitagabend vergessen. Eine Ballermann-Ausgabe der «Ultimativen Chart Show» konnte da nicht ganz mithalten, doch schlug sich mit 12,6 Prozent durchaus wacker. Auch die Primetime-Neuauflage von «Der Preis ist heiß» fällt in diese Kategorie- Folge zwei konnte zwar nicht mit der ersten mithalten, sorgte aber für ansehnliche 13,5 Prozent – der Zuschauerschwund hätte durchaus höher ausfallen können im Vergleich zu Anfang Mai, als überragende 17,1 Prozent das Show-Comeback sahen.
Wie lief es beim Öffentlich-Rechtlichen?
Abseits von Fußball und Krimis machte das ZDF zuletzt auch mit Spielfilmen auf sich aufmerksam. So strahlte der Mainzer Sender am Donnerstag das Frauen-Revival «Ocean's 8» aus, das bei den 14- bis 49-Jährigen starke 12,5 Prozent Marktanteil einfuhr und damit sogar besser performte als bei der Free-TV-Premiere im Dezember 2020. Damals waren bei ProSieben 10,9 Prozent drin. Traditionell war aber die Reichweite im Winter etwas höher als zurzeit im Juni, sodass damals 0,92 Millionen einschalteten, vor vier Tagen waren lediglich 0,68 Millionen junge Seher von Nöten.
Auch Das Erste konnte abseits des immer starken «Tatorts» Bestwerte verzeichnen. «In aller Freundschaft» sorgte am 31. Mai für mehr als viereinhalb Millionen Zuschauer, die auf dem Gesamtmarkt 18,4 Prozent generierten. Damit holte die Primetime-Serie den besten Marktanteil seit Dezember 2019, als 5,33 Millionen Zuschauer für denselben Wert sorgten. Auch eine Dokumentation über die Queen in Spielfilmlänge sorgte am Montag vor zwei Wochen für ausgesprochen gute Werte und war bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. «Die Queen - Schicksalsjahre einer Königin» markierte mit 16,2 Prozent bei allen und 10,0 Prozent bei den Jüngeren jeweils zweistellige Einschaltquoten, was durchaus bemerkenswert ist, denn die Naturdokus die herkömmlich auf diesem Sendeplatz zu sehen sind – und eine deutlich kürzere Laufzeit haben –, bleiben in beiden Zuschauergruppen in der Regel einstellig.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel