Michael Crichton (1942-2008) hat es nun nicht mehr erlebt, dass sich Hollywood von seinem wohl berühmtesten Roman «Jurassic Park» fast 30 Jahre genährt hat. Bereits drei Jahre nach Erscheinen seines Buchs hat kein Geringer als Steven Spielberg («Der weiße Hai») daraus einen der spektakulärsten Kinoereignisse der Neunzigerjahre erschaffen. 1993 sah man wie nie zuvor dermaßen lebendig aussehende Urzeit-Wesen über die Leinwand stampfen. Was heute dank der Entwicklung der Computeranimation Standard geworden ist, war damals revolutionär. In kürzester Zeit spielte die Verfilmung weltweit fast eine Milliarde Dollar ein. Mit «Vergessene Welt: Jurassic Park» (1997) und «Jurassic Park III» (2001) wurden die Dinos weiter gemolken. Dann war erst mal Schluss, weil es Differenzen in der Drehbuchentwicklung gab, und als Crichton unerwartet verstarb, gab es sogar einen Abbruch für einen bereits geplanten vierten Teil von «Jurassic Park». Nach sieben weiteren Jahren war es dann soweit: Universal verkündete mit «Jurassic World» eine Art Relaunch mit neuer Besetzung und damit wurde eine weitere Trilogie eingeläutet. Nach «Jurassic World: Das gefallene Königreich» (2018) ist nun mit «Jurassic World: Ein neues Zeitalter» der endgültig letzte Teil der Dino-Saga gestartet, zu dem auch die alte Besetzung nochmals vor die Kamera geholt wurde. Aber was heißt in Hollywood schon endgültig?
Vorsicht, bissiger T-Rex!
Ein neues Zeitalter ist angebrochen, nachdem die durch Menschenhand wieder zum Leben erweckten Echsen, die vor mehr als 60 Millionen Jahren die Erde beherrschten, zuletzt in die Freiheit entlassen wurden. Sie sind Teil unseres Ökosystems geworden, doch noch haben die Menschen nicht gelernt, mit ihnen zu koexistieren. Beim Picknick lauern unerwünschte Besucher und wer nicht aufpasst, wird schon mal von einem T-Rex verschlungen. Andere machen Jagd auf Dinosaurier, halten sich die kleineren Exemplare als Haus- oder Nutztier, womit auch das illegale Geschäft mit Dinosauriern zum Blühen gekommen ist. Nur Owen (Chris Pratt) und Claire (Bryce Dallas Howard), Ex-Mitarbeiter des einst im Chaos versunkenen Vergnügungsparks ‚Jurassic World‘, haben sich in die Wildnis zurückgezogen, wo sie die kleine Maisie (Isabella Sermon) verstecken und beschützen müssen. Das Mädchen wurde nämlich geklont und könnte für Versuche großer Gentechnik-Konzerne missbraucht werden. Als Maisie dennoch entführt wird, sind Owen und Claire zu allem bereit, um ihre Ziehtochter wiederzukriegen.
Jetzt auch noch Heuschrecken
Es kann wirklich nicht schaden, wenn man sich vorher zumindest nochmals die beiden vorherigen «Jurassic World»-Filme anschaut. Das geklonte Mädchen spielte nämlich schon im letzten Teil eine Rolle, woran man sich aber kaum noch erinnert. Diesmal wird sie aber zu einer zentralen Figur, um dem Ganzen mehr Gehalt zu geben. Dazu zählen auch noch Heuschrecken auf, riesige Heuschrecken, quasi im Reagenzglas gezüchtet von einem mächtigen Gentechnik-Unternehmen namens Biosyn, das Saatgut herstellt. Nur wer dieses auf seinen Getreide- und Maisfeldern benutzt, ist sicher vor der Heuschreckenplage. Alle anderen haben Missernten vorzuweisen, womit eine große Hungersnot droht. Für die Aufdeckung dieser Machenschaft wurden die drei Stars des allerersten «Jurassic Park»-Films nach fast 30 Jahren erstmals wieder gemeinsam vor die Kamera geholt: Jeff Goldblum («Die Fliege»), Sam Neil («Omen III») und Laura Dern («Blue Velvet») sind inzwischen zwar schon etwas angegraut, aber von ihrem Charme und ihrer Vitalität haben sie nichts verloren. Dieses Dreiergespann nun wieder aktiv vor zähnefletschenden Echsen wegrennen zu sehen, ist gewiss die größte Freude für jeden Fan dieser Kinoreihe und gewiss das größte Plus des letzten Teils.
Nur spannend mit Dinosauriern
Ansonsten muss man sagen, hat sich Regisseur Colin Trevorrow, der schon den «Jurassic World», Teil 1, inszenierte, diesmal doch ziemlich verhoben an einer erklärungsbedürftigen Story, um zuvor ausgelegte Handlungsstränge zusammenzuziehen. Die Protagonisten müssen dafür immer wieder in den Dialog gehen, um die Zusammenhänge zu erklären, was es etwa mit den Heuschrecken auf sich hat, warum das geklonte Kind von Bedeutung ist und welche Absichten der irrsinnige Konzernchef (Campbell Scott als Dr. Lewis Dodgson ist der eigentliche Schurke der Story) verfolgen könnte. Das eigentliche Thema, ob und wie Mensch und Urzeit-Tier koexistieren können, gerät dadurch in den Hintergrund und wird anfangs nur mit wenigen Nachrichtenbilder unterfüttert. Daraus hätte man absolut mehr machen können. Eine wirklich verschenkte Idee, dafür gibt eben mehr oder weniger pseudowissenschaftliches Geschwafel. Was aber nicht heißt, dass auch die Dinos drunter leiden müssten. Ganz im Gegenteil, dahingehend wurde echt geklotzt, um möglichst viele Arten im Film unterzukriegen, woraus sich schließlich die tatsächlichen Highlights ergeben. Wie unsere Helden permanent versuchen, sich vor den Ungetümen zu verstecken oder wie sie von ihnen gejagt werden, ist genau das, was man sehen will. Actionmäßig wieder gut umgesetzt, wird’s immer nun dann spannend, wenn Dinos auftauchen.
Fazit: An prähistorischen Tieren kann man sich nicht sattsehen, wenn sie gut animiert wurden. Das ist hier erwartungsgemäß der Fall. Nur die mit gentechnischen Informationen angereicherte Story wirkt wie an den Haaren herbeigezogen, und hält die Protagonisten eigentlich nur vom Wegrennen ab.
«Jurassic World: Ein neues Zeitalter» ist im Kino zu sehen.
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16.06.2022 11:30 Uhr 1
25.06.2022 20:21 Uhr 2